Fundtiere im Rhein-Sieg-Kreis Fall "Schmusi" löst Kritik an Tierschutzverein aus

Rhein-Sieg-Kreis · In Windeck, Neunkirchen-Seelscheid und Much müssen Katzenbesitzer oft warten, ob entlaufene Tiere selbst nach Haus finden. Der Fall von Katze "Schmusi" hat einen Shitstorm gegen den Tierschutzverein Thea ausgelöst.

 Katze „Schmusi“ ist nach ihrer Odyssee gesund, aber abgemagert wieder nach Hause gekommen.

Katze „Schmusi“ ist nach ihrer Odyssee gesund, aber abgemagert wieder nach Hause gekommen.

Foto: Privat

Wer in Sankt Augustin oder Hennef seine Katze vermisst, fragt am besten zuerst im Troisdorfer Tierheim nach, wo die Fundtiere laut Vertrag untergebracht werden. In Windeck, Neunkirchen-Seelscheid und Much müssen Katzenbesitzer oft warten, ob die Tiere selbst nach Haus finden. Der dort zuständige Tierschutzverein Thea geht anders mit Fundtieren um als das Troisdorfer Tierheim, das den Tierschutz an erste Stelle stellt und sich erst mal um jede Katze kümmert.

Beispiel „Schmusi“: Die Katze war vor Weihnachten in die Lebendfalle eines Jagdaufsehers getappt. Der hatte das Ordnungsamt in Neunkirchen-Seelscheid angerufen, damit festgestellt werden könne, ob das Tier gechipt und registriert sei. Man erklärte ihm, dass er sich an den Tierschutzverein Thea in Morsbach wenden solle. Mit diesem Verein hat die Gemeinde seit dem 1. April 2013 einen Fund- und Gefahrtiervertrag abgeschlossen. Aber ist eine Katze, die sich selbst helfen kann, ein Fundtier? „Katzen werden von Thea nur übernommen, wenn sie krank oder verletzt sind.

Gesunde Katzen, die sich aus welchen Gründen auch immer von ihrem Zuhause entfernt haben, gelten, anders als zum Beispiel Hunde, nicht als hilfebedürftig“, erklärt Karin Stöcker, Pressesprecherin der Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid. Darum empfiehlt Wilhelm Muth, Vorsitzender von Thea, dass die „Finder sich vom gesunden Menschenverstand leiten lassen. Eine gesunde Katze findet von alleine wieder nach Hause“, sagt er. Zum Fall „Schmusi“ möchte er sich „wegen des Shitstorms“, der in den sozialen Netzwerken losgebrochen sei, nicht weiter äußern.

Laut dem Besitzer der Katze, einem Familienvater aus Neunkirchen-Seelscheid, hatte Muth dem Jagdaufseher empfohlen, die Katze dort wieder freizulassen, wo sie gefangen worden war. Inzwischen war das Tier aber so verstört, dass es in Panik wegrannte und für Wochen verschwunden blieb. In den sozialen Netzwerken wurde intensiv nach „Schmusi“ geforscht. Der Jagdaufseher meldete sich und berichtete die Geschichte.

„Bei uns rufen immer wieder Leute aus Neunkirchen-Seelscheid und Much an und bitten uns, Tiere aufzunehmen“, sagt Helga Berben, erste Vorsitzende des Tierschutzvereins Rhein-Sieg, der das Troisdorfer Tierheim betreibt. Mit diesem unterhielten bis vor einigen Jahren alle Kommunen im Kreisgebiet den Fund- und Gefahrtiervertrag. Die langjährigen Querelen im Vereinsvorstand verbunden mit Gebührenerhöhungen nennt Muchs Bürgermeister Norbert Büscher als Grund für den Wechsel zu Thea, dem sich Neunkirchen-Seelscheid und Windeck angeschlossen hatten.

Much und Neunkirchen-Seelscheid sind zufrieden

„Wir arbeiten mit Thea zusammen, und es gibt keine Probleme. Fundhunde werden dort gemeldet und relativ zügig abgeholt“, erklärt Gaby Hofsümmer. Die Mucher Ordnungsamtsleiterin gibt jedoch zu, dass es bei Fundkatzen immer wieder Probleme gebe. Grundsätzlich sollten nach ihrer Auffassung Katzen wie vorgeschrieben gechipt und registriert sein. „Dann könnten wir den Chip auslesen und den Halter informieren“, so Hofsümmer.

In Neunkirchen-Seelscheid ist man ebenfalls zufrieden mit dem Verein Thea, der kein eigenes Tierheim betreibt, sondern die Tiere in privaten Pflegestellen unterbringt. „Deshalb wurde der bestehende Gefahr- und Fundtiervertrag 2016 um weitere drei Jahre bis zum 31. Dezember 2019 verlängert“, erklärt Pressesprecherin Stöcker.

Trotzdem landen immer wieder Tiere aus den beiden Kommunen im Troisdorfer Tierheim, wenn sich die Finder von Thea alleine gelassen fühlen. Vorsitzende Berben erklärt: „Tierschutz steht in unserem Vereinsnamen, und den nehmen wir ernst – auch ohne vertragliche Verpflichtung.“

Im Fall von „Schmusi“ gab es ein Happy End, obwohl ihr Chip nicht ausgelesen wurde: Vor wenigen Tagen konnte die Familie ihre Katze abgemagert, aber gesund wieder in die Arme schließen. Sie hatte nach Wochen alleine nach Haus gefunden.

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