84. Heimatblätter des Rhein-Sieg-Kreises Europaweit einmaliger Klosterschatz

Siegburg · Stolz präsentiert der Vorstand des Geschichts- und Altertumsverein für Siegburg und den Rhein-Sieg-Kreis die 84. Heimatblätter des Rhein-Sieg-Kreises. Die mehr als 160 Seiten geben Einblick in historische Ereignisse und unterhaltsame Anekdoten aus dem ganzen Kreisgebiet.

 Der Geschichts- und Altertumsverein präsentiert gemeinsam mit den Autoren die frischgedruckten Heimatblätter.

Der Geschichts- und Altertumsverein präsentiert gemeinsam mit den Autoren die frischgedruckten Heimatblätter.

Foto: Britta Röös

Der zeitliche Fokus liegt dieses Mal auf dem vergangenen Jahrhundert. „Wir freuen uns, dass wir das Spektrum unserer Publikation noch mehr erweitern konnten“, sagt Andrea Korte-Böger vom Geschichts- und Altertumsverein. Zusammen mit Kreisarchivarin Claudia Maria Arndt und dem Experten für neuere Geschichte, Ralf Forsbach, hat sie die diesjährigen Heimatblätter im Namen des Vereinsvorstands herausgegeben.

Ein großes Kapitel gilt diesmal der Wiedereröffnung der Schatzkammer in der Kirche St. Servatius in Siegburg. Korte-Böger selber hat sich mit diesem Thema beschäftigt. Auch Bürgermeister Franz Huhn betont die Besonderheit, dass Siegburg einen Klosterschatz in absoluter Vollständigkeit habe: „Es ist ein Schatz mit europäischer Einmaligkeit.“ Das Erzbistum Köln habe sogar versucht, den Schatz von Siegburg in die Domstadt zu verlagern. „Doch selbst mit juristischen Mitteln ist es ihnen nicht gelungen“, sagte Huhn.

Georg Schmidberger schreibt in seinem Text „Der Rosenmontags-Hitler 1952 in Heimerzheim“ über ein Bild, das mehr als 50 Jahre in der Gaststätte Jakob Wirtz in Heimerzheim hing. Zu sehen ist eine Fotocollage des damaligen Rosenmontagszugs, dessen Motto lautete: „Nie mehr Soldaten, nie wieder Krieg“. Denn gerade mal sieben Jahre nach Kriegsende sollte durch die Musterung zur Bundeswehr eine Wiederbewaffnung Deutschlands eingeleitet werden.

"Es handelte sich nicht um eine Verherrlichung der NS-Zeit"

Zum karnevalistischen Protest mimten die damaligen Fußgruppen des Rosenmontagszugs Nazi-Größen wie Adolf Hitler, seinen engsten Vertrauten Joseph Goebbels und den Oberbefehlshaber der Deutschen Luftwaffe Hermann Göring. „Ich möchte mit meinem Text zeigen, dass es sich damals nicht um eine Verherrlichung der NS-Zeit, sondern um eine Protestaktion dagegen handelte“, erklärt Schmidberger.

Die Heimatblätter beschäftigen sich nicht nur mit dem Nationalsozialismus im Linksrheinischen, sondern auch im Rechtsrheinischen – genauer gesagt mit dem Widerstand im Siebengebirge zwischen 1933 und 1945. „Ansgar Sebastian Klein hat sich eindringlich darüber Gedanken gemacht, was die Leute damals alles riskiert haben“, berichtet Korte-Böger über das Kapitel des Historikers aus Königswinter.

Etwas mehr Unterhaltungswert bietet die Arbeit von Helmut Fischer: „Leuscheider Anschläge. Der Schildbürgerort Leuscheid in der Schwanküberlieferung“ sammelt amüsante Sagen und Legenden des Rheinlandes. So gibt es zum Beispiel die Geschichte von einer Bienenjagd in Leuscheid, wo ein Bauer seinem Bürgermeister vor den Kopf schlägt und sagt: „Här, do soss een!“ („Herr, da saß eine!“) Wieso ausgerechnet Leuscheid ein literarischer Ort für witzige Volksanekdoten geworden ist, vermutet Fischer auf den Ortsnamen zurückführen zu können: „Vielleicht weil es an das rheinische Wort 'Löschet' erinnert, das so viel bedeutet wie Dummkopf oder Tölpel.“

Außerdem erinnert der Geschichts- und Altertumsverein in seiner 84. Heimatblätter-Ausgabe an die Verstorbenen Peter Ansorge, Wolfgang Herborn und Hermann-Josef Roggendorf, die sich für den Verein engagierten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort