Zukunft des Verwaltungssitzes Siegburger Initiativen sprechen sich für Rathaus-Sanierung aus

SIEGBURG · Die Frage, ob das Siegburger Rathaus saniert oder neu gebaut wird, soll noch in diesem Jahr entschieden werden. Siegburger Bürgerinitiativen sprechen sich derweil für eine Sanierung des Verwaltungssitzes aus.

Noch ist die Frage um die Zukunft des maroden Siegburger Rathauses nicht entschieden. Aber die Entscheidung für eine der noch verbliebenen Optionen soll noch in diesem Jahr fallen: Sanierung oder eine von zwei Neubauvarianten auf dem Allianzparkplatz.

Eine Antwort könnte ein Ratsbürgerentscheid bringen, sollte der Rat in seiner Sitzung am 11. Oktober keine Zweitdrittelmehrheit für eine der Optionen finden. Einige Bürger melden sich schon jetzt zu Wort: So plädieren die Bürgerinitiative 2010 wie auch das Bürgerforum Siegburg für den Erhalt des jetzigen Verwaltungssitzes.

„Es ist nicht nachvollziehbar, dass überhaupt über einen Neubau nachgedacht wird“, sagt Claudia Bulau vom Bürgerforum. Die Initiative, die sich 2015 im Zuge der Erhöhung der Grundsteuer B gebildet hat, fürchtet, dass eine neue Steuer- und Abgabenerhöhung für die Siegburger naht.

Bürgerinitiativen wollen keinen Neubau

Nicht vertretbar finden auch Walter Bitter, Hermann Morgenstern und Hans Jürgen Wurm einen Neubau. Ihre Bürgerinitiative hat sich 2010 für den Erhalt des Rathauses und gegen ein ECE-Einkaufscenter auf dem Allianzparkplatz engagiert und einen Bürgerentscheid erwirkt. „Bekanntlich haben sich die Siegburger damals mit einer großen Mehrheit von 67 Prozent für den Erhalt des Rathauses entschieden“, sagen sie. Diesem Bürgerentscheid sehen sie sich weiterhin verpflichtet. Mit Sorge verfolgten sie daher Tendenzen im Stadtrat, die auf den Bau eines neuen Ratsgebäudes zielten.

„Richtig ist, dass die Instandhaltung unseres Rathauses über Jahrzehnte vernachlässigt worden ist“, sagen Morgenstern und seine Mitstreiter. Deswegen bedürfe das Gebäude dringend einer umfassenden Sanierung. Wie der von der Stadt beauftragte Projektplaner ermittelt hat, sei das sogar bei Aufrechterhaltung des normalen Betriebs der Verwaltung durchaus möglich. Und auch deutlich kostengünstiger als ein Neubau. Angesichts der hohen Bürgerbelastung in Siegburg müsse, so die Bürgerinitiative, eine äußerst sparsame Haushaltsführung eine absolute Selbstverständlichkeit sein.

Wie berichtet, würde eine Sanierung des Rathauses laut der von Architekt Klaus H. Petersen erstellten Machbarkeitsstudie voraussichtlich 16,4 Millionen Euro kosten. Ein Rathausneubau auf dem Allianzparkplatz würde laut Investor Pareto 21,5 Millionen, ein Gebäude, das bis an den Markt reicht, gar 24 Millionen Euro kosten. Bei beiden Varianten sind schon die drei Millionen Euro abgezogen, die das Unternehmen der Stadt für das Rathausgrundstück zahlen würde. Alle Zahlen lässt die Verwaltung derzeit noch einmal überprüfen und aktualisieren.

„Einsparungen in Millionenhöhe und der Erhalt der hochwertigen Grundstruktur des alten Rathauses sollten Grund genug sein, von einem hochpreisigen Neubau Abstand zu nehmen“, sagt auch das Bürgerforum. Neben den Mehrkosten kritisiert die Initiative an einem Neubau auf dem Allianzparkplatz den Wegfall der Parkmöglichkeiten sowie der gesamten Innen- und Außengastronomie, der Tanzschule und der Buchhandlung Thalia in der Marktpassage. Zudem sei trotz der gewaltigen Größe in dem aktuellen Neubauentwurf nur ein Ratssaal vorgesehen, der so klein sei, dass er kein Publikum fassen könne.

Projektleiter hält Sanierung für finanziell sinnvoll

„Ein eigens aus Norddeutschland bestellter Projektplaner hat dem bestehenden Rathaus eine hervorragende bauliche Innensubstanz bestätigt“, sagt Thomas Leisen vom Bürgerforum. Zudem habe er dargelegt, dass eine Sanierung inklusive Aufstockung möglich und im laufenden Betrieb umsetzbar und finanziell sinnvoll sei. „Ökonomisch und ökologisch wäre es Unsinn, ein 50 Jahre altes Gebäude abzureißen, um ein derartig überdimensioniertes und völlig überzogenes Bauvorhaben umzusetzen“, so das Bürgerforum.

Das sieht auch die Initiative um Morgenstern so: „Dieses Rathaus ist ein für die Nachkriegszeit charakteristisches Baudenkmal, weg von den monumentalen, den Geist der Obrigkeit atmenden Verwaltungsgebäuden früherer Jahre hin zu einem schlichten und offenen, dem dienenden Charakter der Verwaltung entsprechenden Baustil.“

Die Politik befasst sich im Herbst erneut mit der Rathausfrage. Zunächst am Mittwoch, 10. Oktober, im Bau- und Sanierungsausschuss Rathaus. „Dann legen wir alle Zahlen auf den Tisch“, sagt Bürgermeister Franz Huhn. Er rate den Fraktionen, die anschließende Bürgerwerkstatt zu besuchen, um die Bürgermeinung einzuholen. Eine Entscheidung treffen sie einen Tag später im Rat.

Gibt es dort keine eindeutige Meinung, lässt Huhn über den Ratsbürgerentscheid abstimmen. Dafür werde derzeit ein Abstimmungsheft entwickelt. Dabei geht es auch um die Fragestellung, die zusammen mit den Fraktionen erarbeitet werde. Eine Entscheidung sei unabdingbar, betont Huhn: „Der Zustand des Rathauses duldet keinen Aufschub.“

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