Sozialarbeit an Schulen Ein Tag mit dem Sozialarbeiter der Gesamtschule Siegburg

Siegburg · Ein Tag mit dem Schulsozialarbeiter: Er ist überall und fast immer zu erreichen – übers Telefon, mit Briefen, die durch den Türschlitz geschoben werden, per E-Mail, in seinem Büro oder auf den Fluren. Matthias Ennenbach hat stets ein offenes Ohr für die Jugendlichen und ihre Probleme.

 Immer ein offenes Ohr für seine Schüler, die mit Problemen zu ihm kommen, hat Schulsozialarbeiter Matthias Ennenbach.

Immer ein offenes Ohr für seine Schüler, die mit Problemen zu ihm kommen, hat Schulsozialarbeiter Matthias Ennenbach.

Foto: MEIKE BÖSCHEMEYER

Er ist überall und fast immer zu erreichen – übers Telefon, mit Briefen, die durch den Türschlitz geschoben werden, per E-Mail, in seinem Büro oder auf den Fluren. Matthias Ennenbach hat ein offenes Ohr für jeden und für jede Problemlage. Das ist sein Job. Er ist Schulsozialarbeiter an der Gesamtschule Siegburg. Schulsozialarbeiter sind pädagogische Fachkräfte, die sich mit den gesellschaftlichen Belangen der Schüler, Eltern und auch Lehrer befassen. „Und das bedeutet haufenweise Aufgaben in allen Facetten“, sagt der 38-Jährige.

Die Gesamtschule hat derzeit 551 Schüler, und die bringen ganz individuelle Probleme mit. Manche Förderschüler etwa müsse er vor allem emotional und sozial begleiten. „Diese Schüler fühlen sich durch die Größe der Schule und die Masse an Schülern manchmal überfordert“, sagt Ennenbach. Dann gebe es an der Schule aber auch Schüler, die vielleicht mit dem Stoff, den Prüfungen oder dem Leistungsdruck überfordert seien. Und die Schülerzahl der Gesamtschule, die zu Beginn des Schuljahres 2013/14 eingerichtet worden ist, wächst. Jährlich kommen vier neue fünfte Klassen dazu.

Zunächst sei er für die Schüler der Kummerkasten, sagt Ennenbach. Seine Aufgabe sei dann das aktive Zuhören, Haltgeben und Trösten. „Oft fühlen sich die Jugendlichen nach dem Gespräch schon besser, weil sie mit einer neutralen Person sprechen konnten, die weder emotional noch schulisch involviert ist“, so Ennenbach. Am Anfang seien die Schüler mit dem Gefühl ins Gespräch gegangen, kein anderer dürfe von ihrem Geheimnis wissen, so der Pädagoge. Dann frage er die Schüler, wie eine Lösung des Problems aussehen könne oder welche Lösung sie sich wünschten, erklärt der Schulsozialarbeiter. „Die Jugendlichen kommen dann selbst darauf, dass man mit den Eltern, den Freunden oder den Lehrern über ihr Problem sprechen muss.“

Gründe liegen oft in Familienkonflikten

Er arbeite immer ganzheitlich: „Meist kann man sich nicht nur den einzelnen Schüler anschauen, um eine Lösung zu finden. Das Problem liegt dann noch viel tiefer, beispielsweise bei Konflikten in den Familien“, sagt der Schulsozialarbeiter. Der studierte Sozialpädagoge und Sozialarbeiter hat sich deswegen ein großes Netzwerk externer Stellen aufgebaut, mit denen er kooperieren kann. Jugendämter, Jugendpsychologen, Opferschutzbeauftragte der Polizei oder der Jugend- und Elternberatungsdienst sind nur einige Beispiele.

Themen wie drohende Obdachlosigkeit, eine Schwangerschaft, häusliche Gewalt oder Stalking bei Whatsapp sind dem Schulsozialarbeiter in seinem Arbeitsalltag nicht unbekannt.

Irgendwann brechen die Schüler zusammen

Ein klassisches Beispiel der härteren Fälle sei, dass ein Elternteil eines Schülers erkranke, so Ennenbach. Das verheimliche der Schüler, weil man über Krankheit nicht rede. Der Jugendliche versuche dann, die Rolle des kranken Vaters oder der Mutter zu übernehmen und alle elterlichen Aufgaben zu erledigen. Das gehe dann nicht lange gut, und der Schüler breche irgendwann wegen Überforderung zusammen, erzählt der 38-Jährige. Er betont jedoch: Es gebe einzelne härtere Fälle, wie in jeder anderen Schule auch, und sonst einen ganz normalen Schulalltag. „Zurzeit habe ich etwa 20 Dauergäste, die ich jede Woche einmal sehe. Dazu kommen wöchentlich 30 Schüler, die mit neuen Problemen auf mich zukommen.“

Neben den einzelnen Gesprächen initiiert der Schulsozialarbeiter auch Gruppenprojekte. Der ehrenamtliche Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes bildet beispielsweise Schüler zu Schulsanitätern aus. Außerdem informiert er in Sexualkunde, macht Medienkompetenztraining oder Sozialtraining in Klassen, in denen es Konflikte gibt.

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