Stadtfest in Siegburg Drei Tage Festmarathon

SIEGBURG · Tausende besuchten die 36. Auflage der Siegburger Feier bei bestem Sommerwetter. Einziger Wermutstropfen für die Besucher: Regionale Musik gab es nur fern der Bühne.

 Abends tummelten sich Tausende auf dem Markt, auch wenn keine heimischen Stars auf der Bühne standen.

Abends tummelten sich Tausende auf dem Markt, auch wenn keine heimischen Stars auf der Bühne standen.

Foto: Paul Kieras

Nicht nur die Temperaturen waren am Wochenende heiß. Heiße Rhythmen begrüßten Besucher, die am Samstagabend über die Holzgasse zum Stadtfest strömten. Die Samba-Läuse Rhein-Sieg standen zwar nicht auf dem offiziellen Programm, sorgten aber für einen beachtlichen Menschenauflauf. Die Trommelgruppe hatte sich spontan zu gemeinsamer Straßenmusik mit der Siegburger Band Schäng Bum um Horst Stöcker verabredet. Der wollte damit darauf aufmerksam machen, dass der veranstaltende Verkehrsverein Siegburger Musiker und Bands – bis auf eine Ausnahme – erneut nicht beim Programm berücksichtigt hatte.

„Es werden teure Künstler verpflichtet, die mit unserer Stadt nichts zu tun haben, und die Siegburger Musiker gucken in die Röhre“, zeigte Stöcker sich verärgert. Dass ständig rund 100 Stadtfestbesucher seiner Band und den Samba-Läusen zuhörten, sei für ihn Beweis genug, auch auf der Bühne am Markt für Stimmung sorgen zu können. Ebenfalls keine Berücksichtigung fand ein Urgestein der Siegburger Musikszene, Werner Viedebantt. Der rockte mit seiner Band „Cändymän“ vor der Kneipe „Stüffje“ auf der Kaiserstraße. „Selbstverständlich kostenlos, denn wir möchten damit die kleineren Wirte unterstützen, die sich keine teuren Bands leisten können“, erklärte er. Er wünscht sich, dass mehr einheimische Künstler eine Chance bekommen. Auch, damit das Geld in der Stadt bleibt.

Einen Beitrag zum Stadtfest leistete zudem das Junge Forum Kunst (JFK). Abseits vom eigentlichen Trubel, denn voll war es auch trotz der Hitze in der Innenstadt, in der eigenen Kunst- und Ausstellungshalle an der Luisenstraße. Dorthin hatte der senegalesische Trommler und Musiker Aidara Seck mit afrikanischen Künstlerfreunden zum Afrika-Fest eingeladen. Bei Trommel-Workshops, Tanz, Live-Musik und Essen aus dem Senegal feierten diejenigen Besucher eine eigene Party, die mit Karneval und deutschem Schlager nichts anfangen können. „Uns geht es nicht darum, mit dem Stadtfest zu konkurrieren, sondern eine Alternative anzubieten“, erklärte der JFK-Vorsitzende Karl-Heinz Löbach. Er hob hervor, das Afrika-Fest sei nicht kommerziell ausgerichtet. Man wolle eigene Akzente setzen, sich nicht von einem fremden Veranstalter abhängig machen und mehr bieten als reinen Konsum.

In der Innenstadt war Remmidemmi an allen Ecken, am Samstag tagsüber aber so gut wie nichts los. Auch nach dem heftigen Regen am Sonntag leerte sich die Stadt. Aufgrund der extremen Hitze blieben wohl einige Besucher fern, das Personal in den Bierbuden und an den Cocktailständen hatte Zwangspause, Fahrgeschäfte standen länger still. Neben dem Wagen der Ehrengarde hatten einige Vereinsmitglieder im Schatten Platz genommen und zur Abkühlung die Füße in ein Kinderplanschbecken gesteckt.

Ruhig blieb es auch für die Ordnungshüter. Laut Polizei gab es an allen drei Tagen keine Zwischenfälle von Bedeutung. Vor der Bühne am Markt tummelten sich erst abends Tausende bei den Auftritten verschiedener Musikgruppen. Vor allem bei den Acts der Schlagersänger herrschte Stimmung wie am Ballermann. Eingängige Melodien, Texte von Herz, Schmerz und der großen oder enttäuschten Liebe animierten zum Mitsingen. Dass hier auswärtige Stars und Sternchen an Stelle heimischer Bands auf der Bühne standen, interessierte niemanden „Ich will meinen Spaß, wer dafür sorgt, ist mir ziemlich egal“, sagte ein junger Mann, der die Meinung der Besucher vor der Bühne repräsentierte. Bei einer Nachfrage winkten die meisten nur uninteressiert ab.

Horst Stöcker gibt die Hoffnung nicht auf, dass sich etwas ändert. „Der Verkehrsverein argumentiert damit, dass Tausende nicht irren können und zeigen, dass ihnen das Programm in der Form gefällt.“ Was sei denn mit den Tausenden, die gerade deswegen nicht kommen, möchte er wissen. Der Verkehrsverein hat in jedem Fall reagiert. Seine Geschäftsführerin Ursula Kaden hat angekündigt, im nächsten Jahr mehr Siegburger Künstler einzubeziehen.

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