Studie "Unser Rhein-Sieg-Kreis 2040 Drei Männer blicken in die Zukunft

Rhein-Sieg-Kreis · Wie sieht der Rhein-Sieg-Kreis in 24 Jahren aus? Rolf Böhmer, Jürgen Löbel und Bernd R. Treutler haben dazu die Studie „Unser Rhein-Sieg-Kreis 2040“ vorgelegt.

 Blick in die Zukunft: Rolf Böhmer, Jürgen Löbel und Bernd R. Treutler (von links).

Blick in die Zukunft: Rolf Böhmer, Jürgen Löbel und Bernd R. Treutler (von links).

Ein Blick in die Glaskugel. Der Rhein-Sieg-Kreis im Jahre 2040 – was sieht man da? Eine Region, die offenkundig mit Bedeutungsverlust zu kämpfen hat. Die Bundesministerien sind nach Berlin abgewandert, und auch die Dax-Unternehmen denken über einen Umzug nach. Die Menschen werden älter, und sie haben weniger Geld als heute. Auch in Folge der Zuwanderung hat sich die Sozialstruktur geändert.

Bei einer Arbeitslosenquote von sechs Prozent steht der Kreis aber noch ganz solide da. Das ist nur ein kleiner Teil des Szenarios, das Jürgen Löbel, Bernd R. Treutler und Rolf Böhmer in ihrer Studie „Unser Rhein-Sieg-Kreis 2040“ entwerfen. Sie haben sich den Spaß gemacht, aus öffentlich zugänglichem Datenmaterial eine Zukunftsprognose abzuleiten. Das heißt: Spaß ist es nicht, denn die drei Herren möchten sich damit Gehör beim Kreis und in den Kommunen verschaffen.

78 Seiten umfasst das Papier, das thematisch von Umwelt und Mobilität über Bildung bis hin zum Gesundheitswesen reicht. „Anlass war die Meldung im GA, dass der erste Vorläufer des Rhein-Sieg-Kreises vor 200 Jahren entstanden ist. Wir wollten nicht nur auf die Vergangenheit schauen, sondern auch den Blick in die Zukunft wagen“, sagt Treutler. Von Haus aus Diplom-Ingenieur kam er in den 90er Jahren von Essen in die Region; sein Arbeitgeber war die Telekom. Inzwischen ist der 59-Jährige im Ruhestand und in Sankt Augustin heimisch geworden. „Ich möchte gar nicht mehr weg. Mich treibt aber seit einiger Zeit die Frage um, in was für einer Region wir künftig leben.“

Mit dem Bad Honnefer Buchautor Jürgen Löbel begann er Anfang 2015 mit der Studie. Als Fachmann für Verwaltung und kommunale Finanzen holten die beiden Freunde den Wachtberger Rolf Böhmer ins Boot. Der 65-Jährige war in Meckenheim zur Zeit von Bürgermeisterin Yvonne Kempen Erster Beigeordneter. Heute arbeitet er als Berater, ist sachkundiger Bürger der Freien Wähler im Kreistag und damit der einzige in dem Trio, der sich auf dem kreispolitischen Parkett einen Namen gemacht hat. „Wir verstehen uns als überparteiliche Initiative“, sagt Böhmer.

Trio geht von einem Bevölkerungsrückgang aus

Die Studie ist für Bürger, Wirtschaft, Politik und Verwaltung gedacht, damit sie sich – so heißt es im Vorwort – „besser auf künftige Entwicklungen einstellen können“. Etwa die: wachsende Knappheit bei fossilen Energieträgern. Oder die: zunehmende Verstädterung. Wird es 2040 den Rhein-Sieg-Kreis überhaupt noch als eigene Einheit geben?

Bei der Bevölkerungszahl ging das Trio bis 2040 zunächst von einem Rückgang von derzeit etwa 585000 auf 543000 Einwohner aus. Doch dann kam im vergangenen Jahr die verstärkte Zuwanderung von Flüchtlingen. Die Studie geht nun von 30000 Menschen aus, die zwischen 2015 und 2040 im Kreis ein neues Zuhause finden.

Dementsprechend könnte der Bevölkerungsrückgang etwas abgemildert werden, sodass 2040 mehr als 570000 Menschen im Kreis leben könnten. Allerdings, so prognostizieren Löbel, Treutler und Böhmer, werde die Zuwanderung „die angespannte Lage im Bereich der Mietwohnungen weiter verschärfen“. Zumal auch die Zahl der Single-Haushalte steigt: von 76000 (2015) auf 105000 (2040).

Die Überalterung der Bevölkerung wird der Studie zufolge vor allem Alfter, Bornheim, Hennef, Lohmar, Meckenheim, Much, Neunkirchen-Seelscheid, Niederkassel, Rheinbach, Ruppichteroth, Sankt Augustin, Swisttal und Windeck treffen. Die Studie sagt dort eine „drastische Zunahme“ (mehr als 30 Prozent) des Anteils der über 65-Jährigen voraus.

„Altersarmut, schwindende Kaufkraft, Belastung der Sozialsysteme – das sind Themen, die wir frühzeitig in den Blick nehmen müssen“, so Böhmer. Er hat sich vor allem dem Thema Finanzen gewidmet. Die Lage der Haushalte wird sich seiner Einschätzung nach bis Mitte der 2030er Jahre verschärfen, dann aber von der Einführung einer Gemeindewirtschaftssteuer profitieren. Diese wird die Gewerbesteuer ablösen und die Kommunen stärker an Steuereinnahmen beteiligen – eine Vision, die vor allem die Kämmerer erfreuen wird.

Löbel, Treutler und Böhmer wollten ihre Ergebnisse nun den Parteien in den Kommunen vorstellen. Auch planten sie eine gemeinsame Präsentation mit Landrat Sebastian Schuster. Doch der Kreis geht nur mit selbst initiierten Gutachten in die Öffentlichkeit. „Nichtsdestotrotz nehmen wir die Studie ernst. Wir werden sie uns anschauen“, sagte Sprecherin Rita Lorenz auf Anfrage.

Die Studie ist online abrufbar: Studie "Unser Rhein-Sieg-Kreis 2040". Kontakt zu den Autoren per E-Mail: StudieRSK2040@t-online.de

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