Eine Stadt und ihre stillen Zeugen Diese Bäume sind Teil der Geschichte von Siegburg

SIEGBURG · In Siegburg gibt es Bäume, die eine beachtliche Geschichte hinter sich haben und das Ortsbild auf besondere Weise prägen. Das Siegburger Umweltamt hat diese Bäume im Visier.

 Bäume, wie die große Kastanie neben der Abtei, hat die Stadt Siegburg besonders im Blick.

Bäume, wie die große Kastanie neben der Abtei, hat die Stadt Siegburg besonders im Blick.

Foto: Nadine Quadt

Efeu bedeckt den Stamm der großen Platane am Rande des ehemaligen Lüghausen-Areals in der Siegburger Innenstadt. Der Baum überragt die hinter ihm laufenden Bauarbeiten für das Fachmarktzentrums bei Weitem. Und er liegt vielen Siegburgern am Herzen. So sehr, dass sich zuletzt eine wegen der Efeudecke besorgte Bürgerin an die Stadt wandte.

Eine Sorge, die Thomas Schmitz ihr aber nehmen kann: „Der Bewuchs ist unproblematisch“, sagt der Leiter des Siegburger Umweltamtes. Die Platane am Kreisverkehr an der Wilhelmstraße ist einer der „ortsbildprägenden“ Bäume, die die Stadt besonders im Visier hat.

„Das sind Bäume, die in irgendeiner Form herausragen, eine besondere Präsenz zeigen und einen Stadtteil prägen“, beschreibt Ralf Beyer, Leiter des städtischen Grünflächenamtes, was einem Baum den Zusatz „ortsbildprägend“ verschafft. Ein gutes Dutzend stehen über das Stadtgebiet verteilt.

„Wir kontrollieren sie zwei Mal im Jahr“, sagt Beyer. Einmal mit und einmal ohne Laub. Bei Auffälligkeiten werden er und seine Mitarbeiter aktiv. Die Pflege und Verkehrssicherungspflicht obliegt allerdings nicht allein der Stadt. Denn nicht alle Bäume stehen auf städtischem Grund. „Die jeweiligen Grundstückseigentümer sind in der Pflicht“, erklärt Thomas Schmitz.

Platane der Firma Lidl

Im Fall der Platane an der Wilhelmstraße ist das die Firma Lidl. „Der Baum war im Vorfeld des Bauprojekts Teil des Verfahrens“, sagt Schmitz. Das war auch nicht anders, als vor 15 Jahren die Kreissparkasse Köln das S-Carré zwischen Stadtmauer, Neuer Poststraße und Tierbungertstraße gebaut hat. Davon zeugen zwei große Platanen: eine vor dem Eingang des Gasthauses „Sion“, die andere an der Tierbungertstraße.

„Wir haben uns sehr dafür eingesetzt, dass sie erhalten bleiben“, sagt Schmitz. Ein Einsatz, der auf offene Ohren stieß, der für die Bauherren aber auch großen Aufwand bedeutete. „Der Baum durfte während der Bauphase keinen Schaden nehmen“, sagt Beyer. An der Tierbungertstraße hat die vermutlich nach dem Zweiten Weltkrieg gepflanzte Platane überdies die Architektur beeinflusst: Die Glasfassade ist konvex um die ausladende Krone des Baumes gebaut.

„Wir können in solchen Fällen nur für das Verständnis der Eigentümer werben“, erklärt Schmitz. Das Baumrecht falle hinter dem Baurecht zurück. Eine Ausnahme gebe es nur bei Naturdenkmälern. Ein solches ist etwa der Eichenhain am Platz des Siegburger Turnvereins auf dem Brückberg. „Er wurde zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs gepflanzt und steht heute unter Denkmalschutz“, sagt Beyer. Auch die sogenannte Napoleonbuche war ein Naturdenkmal. „Vor ein paar Jahren ist sie ihren natürlichen Lebensweg gegangen und abgestorben“, so Beyer.

Leben der Bäume ist endlich

Auch das Leben der Bäume sei endlich, sagt der Experte. Sie passten sich an ihre Umgebung an, etwa, was das Volumen ihrer Kronen oder ihrer Wurzeln betrifft. „Sie reagieren auf ihr Umfeld und sie können sprechen“, sagt Beyer. So könne er an Stamm, Ästen und Laub der Bäume viel ablesen. „Efeu am Baumstamm ist nicht grundsätzlich gefährlich“, erklärt er. Doch versperre es den Blick auf den Stamm, der wichtig sei, um den Zustand des Baumes einzuschätzen.

Neben Umwelteinflüssen gibt es unterschiedliche Krankheiten, die den Bäumen zusetzen. Wie etwa die Massaria-Krankheit bei Platanen. Oder die sogenannte Ulmenkrankheit, der in Siegburg viele Ulmen zum Opfer gefallen sind, allein vier entlang der Tierbungertstraße.

Standhaft ist hingegen die derzeit größte Siegburger Ulme am Ende der Straße Am Rosenhügel in Wolsdorf. „Sie ist etwa 100 Jahre alt“, schätzt Beyer während er auf einen großen Ast blickt, der abgebrochen ist. „Ich vermute, das ist beim letzten Sturm passiert“, sagt er. Die Krone müsse nun beigeschnitten werden. Eine Ulme in Siegburg sei noch größer und älter geworden: 300 Jahre zählte die Ulme auf dem Nordfriedhof, ehe die Ulmenkrankheit auch sie erfasst hat. „Wenn wir sehen, dass ein ortsbildprägender Baum erkrankt ist, suchen wir das Gespräch mit den Eigentümern“, sagt Thomas Schmitz. Dabei gingen sie auch Hinweisen aus der Bevölkerung nach.

Dass die besonderen Siegburger Bäume nicht immer an für sie idealen Standorten wachsen, zeigt ein weiteres Exemplar, das weithin zu sehen ist: Die große Kastanie, die sich inmitten der früheren Abteigebäude gen Himmel streckt.

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