Kreiskatholikenrat Rhein-Sieg Die neue Vorsitzende will nah am Menschen sein

SIEGBURG · Bettina Heinrichs-Müller hat im April den Vorsitz des Kreiskatholikenrats Rhein-Sieg übernommen. Das Laienorgan vertritt die Interessen der rund 273.000 Katholiken im Kreisdekanat.

 Die Arbeit vor Ort ist für Bettina Heinrichs-Müller die Basis für ihr Wirken im Kreiskatholikenrat.

Die Arbeit vor Ort ist für Bettina Heinrichs-Müller die Basis für ihr Wirken im Kreiskatholikenrat.

Foto: Nadine Quadt

Gerechnet hat sie mit der Frage nicht, das gibt Bettina Heinrichs-Müller unumwunden zu. Eigentlich war sie zunächst nur als Delegierte des Pfarrgemeinderates der Siegburger Pfarrgemeinde Sankt Servatius zum Kreiskatholikenrat Rhein-Sieg gestoßen. Als es im Vorfeld der anstehenden Vorstandswahlen aus verschiedenen Richtungen die Nachfrage gab, ob sie sich vorstellen könne, dessen Vorsitz zu übernehmen, hat die Siegburgerin daher zusammen mit ihrer Familie zunächst überlegen müssen – und Ja gesagt. Seit Ende April ist sie Vorsitzende des Laienorgans, das die Interessen der rund 273.000 Katholiken im Kreisdekanat Rhein-Sieg vertritt.

Damit ist nach Wolfgang Schardt wieder eine Frau an der Spitze des ehrenamtlichen Gremiums, das sich als katholische Stimme im gesellschaftlichen und politischen Diskurs versteht. Mit diesem Ziel hatte der damalige Kreisdechant Robert Kreuzberg den Kreiskatholikenrat vor 15 Jahren initiiert. Joachim Sikora übernahm den Vorsitz, ihm folgte Ruth Kühn. „Es wurde nun wieder eine Frau gesucht“, weiß Heinrichs-Müller, die sich für ihre Aufgabe gewappnet fühlt. Erste Termine wie Gespräche mit Landrat Sebastian Schuster, Superintendentin Almut van Niekerk und Kreisdechant Hans-Josef Lahr oder ein Besuch beim Dekanatsbereichsausschuss Meckenheim-Rheinbach hat sie schon absolviert. Viele weitere werden noch folgen. Dabei stehen ihr Paul Leyendecker aus Troisdorf und Georg Ritgen aus Wachtberg als Stellvertreter zur Seite.

Still und leise vor Ort wirken

„Ich habe mich nie als Gremienfrau in der katholischen Kirche verstanden“, sagt die Diplomtheologin, die in der Kreisverwaltung arbeitet. Eine enge Bindung zum Glauben und insbesondere zum Gemeindeleben hat sie aber schon immer gehabt. „Mir ist es wichtiger, still und leise vor Ort zu wirken“, sagt Heinrichs-Müller. Sie wolle nah an den Menschen sein. Wie während der Adventsmeditationen, die sie derzeit in Sankt Antonius im Siegburger Stadtteil Seligenthal anbietet. So wird die 51-Jährige es auch weiterhin handhaben: „Meine Arbeit in der Pfarrgemeinde ist die Basis für die Arbeit im Kreiskatholikenrat.“

Der Bedeutung des dekanatsweiten Gremiums ist sie sich bewusst. Zumal diese mit der Strukturreform im Erzbistum Köln vor rund zwei Jahren gewachsen ist. „Nach der Auflösung der Dekanatsräte obliegt dem Kreiskatholikenrat die alleinige Verantwortung als mittlere Zwischenebene zwischen den Pfarrgemeinden oder Seelsorgebereichen und dem Erzbistum“, sagt sie. Das habe neue Schwerpunktsetzungen mit sich gebracht. Ein Prozess, der läuft und den sie aktiv mitgestalten möchte. Wichtig sei dafür das Miteinander und Ineinander von Amtskirche mit Geweihten und Hauptamtlichen und der Ebene der Laien. So wirke der Kreiskatholikenrat bei der pastoralen Planung mit, unterstütze aber auch Pfarrgemeinderäte bei ihrer Arbeit und stehe katholischen Verbänden und Organisationen beratend zur Seite.

Besuch bei allen Pfarrgemeinderäten geplant

Eine Frucht dieser Arbeit sind die Gottesdienste für Unbedachte, die der Kreiskatholikenrat seit zehn Jahren gemeinsam mit dem Evangelischen Kirchenkreis an Sieg und Rhein organisiert. Vierteljährlich wird in einem ökumenischen Gottesdienst all derer gedacht, die ohne Gedenken im Familen- oder Freundeskreis beerdigt wurden. Auf seine Initiative geht auch der 2009 eröffnete „Treffpunkt am Markt“ im Siegburger Zentrum zurück. „Es ist ein Ort niederschwelliger Pastoral, an dem sich Ehrenamtliche Zeit für die Menschen nehmen“, so Heinrichs-Müller. Ein Angebot, das 2017 rund 1400 Besucher angenommen haben. Zudem unterstützt der Kreiskatholikenrat das ökumenische Projekt Lebensraum Kirche im Huma-Center in Sankt Augustin.

„Wir versuchen, im Sinne der christlichen Soziallehre Antworten zur Ethik des guten Lebens in der heutigen Zeit zu entwickeln und weiterzugeben“, erklärt die Mutter zweier Kinder. Dazu gehörten Podiumsdiskussionen vor anstehenden Wahlen oder der alljährliche Michaelsempfang, dessen Konzept derzeit überarbeitet werde. Eine weitere Aufgabe, der sich der Vorstand um Bettina Heinrichs-Müller stellt. Die Vorsitzende selbst möchte nun erst einmal alle Pfarrgemeinderäte besuchen. Der Kontakt sei ihr wichtig. „Ich möchte mich nicht in Gremien und Strukturen verlieren“, sagt die Frau, die seit Sommer auch stellvertretende Vorsitzende des Diözesanrates der Katholiken im Erzbistum ist. Deswegen habe die Arbeit vor Ort für sie Priorität.

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