So gesehen zum Schulzentrum Neuenhof Die Zukunft der Klötze

Meinung | Siegburg · Auch die Betonklötze hatten mal ihren Sinn. Es standen ambitionierte Konzepte dahinter, geboren in einer Zeit des gesellschaftlichen Aufbruchs und der Fortschrittsgläubigkeit.

Quadratisch, praktisch, hässlich: Die Architektur öffentlicher Gebäude aus den 60er und 70er Jahren hat keinen guten Ruf – ungefähr seit den 60er und 70er Jahren. Heute, da die Bauten ein gewisses Alter erreicht haben, oft nicht in Schuss gehalten wurden und auch energetisch jenseits von Gut und Böse sind, wird schnell nach der Abrissbirne gerufen. Wo sie zur Tat schwingt, sind Erleichterung und Genugtuung groß. Siehe Bahnhofsvorplatz in Bonn.

Aber halt: Auch die Betonklötze hatten mal ihren Sinn. Es standen ambitionierte Konzepte dahinter, geboren in einer Zeit des gesellschaftlichen Aufbruchs und der Fortschrittsgläubigkeit. Festmachen lässt sich das aktuell an zwei Gebäuden in Siegburg. So wurde bei der Diskussion um die Zukunft des 50 Jahre alten, inzwischen bröckelnden Rathauses deutlich: Das ist kein schnöder Bunker aus Waschbeton. Vielmehr drückte die Architektur Klarheit, Großzügigkeit und Offenheit aus – ein neues Verständnis im Zusammenspiel zwischen Verwaltung, Rat und Bürgern.

Ähnlich ist es mit dem Schulzentrum Neuenhof aus den 70er Jahren, das zwischen Sichtbeton, orangefarbenen Fenstern und offen gezeigten Rohrsystemen den Geist der Reformer in sich trägt.

So verkaufte es jetzt ein Gutachter dem Siegburger Schulausschuss, wo das Thema Sanierung nun eine ernsthafte Option zu sein scheint. Vielleicht tritt ja langsam ein Bewusstseinswandel ein, wenn es um die Zukunft der Klötze geht. Muss man deshalb den Abriss des alten Huma-Einkaufszentrums in Sankt Augustin bedauern? Mitnichten. Und außerdem entsteht an selber Stelle ja gerade ein neuer Klotz.

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