Ray Wilson im Siegburger Kubana Die Tage bei Genesis lassen ihn nicht los

Siegburg · Ray Wilson gastiert mit seiner Band im Siegburger Kubana. Dort ist der Sänger seit Jahren Stammgast. Jeans, T-Shirt, Turnschuhe und Dreitagebart - viel unauffälliger kann ein Musiker heutzutage nicht mehr die Bühne betreten. Aber irgendetwas muss an diesem Ray Wilson außer seiner Stimme dran sein, dass die Menschen in Scharen zu seinen Konzerten pilgern.

 "Ich bin ein großer Fan der Rockclub-Kultur, die einfach gut für Livemusik ist. Das Kubana ist zudem ein wirklich guter Live-Club", sagt Sänger Ray Wilson vor seinem Auftritt in Siegburg.

"Ich bin ein großer Fan der Rockclub-Kultur, die einfach gut für Livemusik ist. Das Kubana ist zudem ein wirklich guter Live-Club", sagt Sänger Ray Wilson vor seinem Auftritt in Siegburg.

Foto: Ingo Eisner

Er bezeichnet seine mittlerweile 20-jährige Karriere als "strange" (befremdend), womit er wahrscheinlich recht hat. Der 45-jährige Schotte, dessen erste Band "Guaranteed Pure" nicht gerade von Erfolg gesegnet war, bekam 1994 das Angebot, bei "Stiltskin" als Sänger einzusteigen. Ein Hit ("Inside") und ein Album später war für Wilson das Kapitel "Stiltskin" bereits beendet.

Als 1996 Phil Collins bei "Genesis" aufhörte, machten die verbliebenen Mitglieder Mike Rutherford und Tony Banks Wilson das Angebot, bei der Kultband als Sänger einzusteigen. Nach dem erfolglosen Album "Calling all stations" war auch "Genesis" für Wilson Geschichte. Allerdings Geschichte, die ihn bis heute nicht losgelassen hat.

Zwar sprach Wilson einmal von "unüberbrückbaren Klassenunterschieden" und der Tatsache, dass Phil Collins angeblich nur sehr ungern gesehen hätte, dass die Band mit Wilson weitergemacht habe. Dennoch hat er neben seinen Soloaufnahmen wie den Liedern seines aktuellen Albums "Chasing Rainbows" und den "Stiltskin"-Songs nach wie vor Genesis-Stücke in seinem Programm. Auch am 6. Dezember, wenn er mit seiner Band im Kubana in Siegburg auftritt. Mit Ray Wilson sprach Ingo Eisner.

Mr. Wilson, Sie sind ja in Siegburg mittlerweile ein alter Bekannter und treten dort regelmäßig im Kubana auf. Wie gefallen Ihnen der Club und die Stadt?
Ray Wilson: Siegburg steht regelmäßig auf dem Tourplan, und wir haben dort immer eine tolle Zeit. Ich bin ein großer Fan der Rockclub-Kultur, die einfach gut für Livemusik ist. Das Kubana ist zudem ein wirklich guter Live-Club.

Sie haben mal gesagt, dass das Thema "Genesis" für Sie erledigt sei, nachdem die Band abgelehnt hatte, sie als Vorprogramm für die Abschiedstour 2007 zu verpflichten. Von den Songs trennen Sie sich aber nicht. Wird es auch mal Konzerte ohne "Genesis"-Stücke geben?
Wilson: Meine Zeit als Sänger von "Genesis" ist vorbei, aber wir spielen ein paar der großen "Genesis"-Songs seit mittlerweile zehn Jahren während unserer Shows. Ich sehe keinen Grund, das zu ändern. Ich habe erst kürzlich mit dem ehemaligen "Genesis"-Gitarristen Steve Hackett eine neue Version von "Carpet Crawlers" aufgenommen. So leben die Songs weiter. Meine Show ist zweieinhalb Stunden lang, also werde ich auch viele meiner eigenen Songs, aber auch ein paar von mir arrangierte "Genesis"-Stücke spielen. Das Publikum scheint das zu genießen und kommt Jahr für Jahr zu meinen Konzerten. Das ist es doch, worauf es im Endeffekt ankommt.

In welcher Besetzung werden Sie im Kubana auftreten, und welche Songs wird das Siegburger Publikum zu hören bekommen?
Wilson: Ich trete mit meiner achtköpfigen Band auf, und wir werden akustischen, elektrischen und klassischen Rock mischen. Wir spielen meine Solo-Aufnahmen ebenso wie "Stiltskin"- und "Genesis"-Songs.

Gibt es Unterschiede zwischen deutschem und englischem Publikum?
Wilson: Eigentlich keine großen. Beide lieben Musik. Ich würde allerdings sagen, dass die Deutschen die Club-Kultur mehr unterstützen als die Engländer.

Was sind denn Ihre nächsten Projekte? Wird es ein neues Solo-Album geben?
Wilson: Zunächst wird unter dem Titel "Ray Wilson - 20 Years and More" eine neue CD und DVD erscheinen.

Werden Sie ein neues Solo-Album aufnehmen?
Wilson: Ja, das ist für das Jahr 2015 geplant. Ich schreibe derzeit an den Songs, die zur Hälfte bereits fertig sind. Es wird diesmal ein leichtes Country-Feeling haben, aber sehr an die frühen Tage erinnern.

Info

Ray Wilson tritt am Freitag, 6. Dezember, ab 21 Uhr mit seiner achtköpfigen Band, zu der auch sein Bruder Steve gehört, im Kubana auf. Die Karten kosten 23 Euro im Vorverkauf und 26 Euro an der Abendkasse.

Ray Wilson

Ray Wilson erblickte am 8. September 1968 im schottischen Dumfries das Licht der Welt. Nach ersten musikalischen Gehversuchen mit Schülerbands ging er nach Edinburgh, wo er mit seinem Bruder Steve sowie Paul Holmes, John Haimes und Chris Cavanagh die Band "Guaranteed Pure" gründete.

1994 stieß er zur Band "Stiltskin". Deren Debütsingle "Inside" wurde für den Werbespot der Jeansfirma Levi's 501 verwendet und dadurch schnell zu einem Hit in den meisten europäischen Ländern. Nachdem sich "Stiltskin" nach nur einem Album ("The Mind's Eye") auflöste, nahm Wilson 1996 das Angebot von Mike Rutherford und Tony Banks an, Phil Collins als Sänger nach dessen Ausstieg bei Genesis zu ersetzen.

Mit "Calling all stations" entstand auch nur ein Album mit Wilson, bevor sich Genesis endgültig auflöste. Es folgte das kurzlebige Projekt "Cut". Wilson bringt seit 2002 regelmäßig Solo-Alben heraus - zuletzt im Frühjahr "Chasing Rainbows". 2006 reanimierte er "Stiltskin" in neuer Besetzung. Mit der Band zeigt er sich von seiner härteren Seite. In Deutschland geht Wilson, der im polnischen Poznan lebt, jedes Jahr auf Tour.

CD-Tipps der Redaktion - Die drei besten Ray-Wilson-Platten

Change (2003): Melodiöses Album mit viel Akustikgitarre und wenig Bombast. So kommt die einmalige Stimme des Schotten am besten zur Geltung.

She (2006): Gelungene Wiederbelebung des Projekts "Stiltskin" aus den 90ern - nur eine Nummer härter und schroffer.

Live (2005): Schlichter Titel, lange Tracklist: Die Doppel-Konzert-CD gibt einen Überblick über Wilsons verschiedene Schaffensperioden. Auch enthält sie seine Bearbeitung alter Genesis-Stücke, denen er neues Leben einhaucht.

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