Der Trerichsweiher in Siegburg Die Natur-Oase auf dem Brückberg

Siegburg · Der Trerichsweiher: Heimat von Vögeln und Füchsen. Doch was gibt es über das Kleinod zu sagen? In der Serie "Was steckt eigentlich hinter...?" besucht der General-Anzeiger Orte mit ungewöhnlichen Namen und erzählt ihre Geschichte.

 Ralf Beyer schaut regelmäßig am Trerichsweiher nach dem Rechten.

Ralf Beyer schaut regelmäßig am Trerichsweiher nach dem Rechten.

Foto: Holger Arndt

Nur wenige Meter über dem Wasser fliegt ein Kormoran. Der große dunkelbraune Wasservogel hat sich den Siegburger Trerichsweiher als Zuhause und Brutstätte ausgesucht. Auf zwei Inseln mitten im See genießen viele Vogelarten ihre Ruhe. Um die ist es seit ein paar Tagen nicht mehr ganz so gut bestellt. Wie berichtet, hat es ein noch nicht bekanntes Tier seit etwa zwei Wochen auf die Entenküken abgesehen. Die Spekulationen rund um das Wesen füllen auch weit über Siegburgs Grenzen hinaus die Schlagzeilen – und ziehen Schaulustige an das Gewässer. Doch was steckt eigentlich hinter dem Trerichsweiher? Welche Geschichte steht hinter dem Kleinod inmitten des Stadtteils Brückberg.

Seit 1991 ist der Trerichsweiher Naturschutzgebiet. Es umfasst etwa 25 Hektar. Sein Kernstück ist der etwa vier Hektar große Weiher mit einer Wassertiefe von 0,8 bis drei Metern. Die angrenzende Landschaft geht bis zur Aggeraue und ist mit einem alten Baumbestand bewachsen. Das Siegburger Stadtarchiv entdeckte 1998 Mitschriften von einem Gerichtsprozess aus dem Jahr 1551, wo der „Tryeswier“ Erwähnung findet. Daraus geht hervor, dass der See damals im Auftrag von einem Junker Heinrich angelegt wurde.

Der Weiher sollte zum Naherholungsgebiet umgestaltet werden

Ende der 20er Jahre gab es schon einmal Pläne für den Weiher: Es war die Zeit der großen Arbeitslosigkeit und die Stadt versuchte die Arbeitslosen auf verschiedenen Wegen zu beschäftigten. Der Trerichsweiher sollte als Naherholungsgebiet mit Schwimmmöglichkeiten, Liegewiesen und Paddelbooten umgestaltet werden. Die Fläche zur Agger hin sollte einplaniert und im Winter als Eislaufbahn genutzt werden. Die Pläne wurden nie umgesetzt. Trotzdem nutzten viele Siegburger das Gebiet um den Trerichsweiher als Naherholungs- und Ausflugsziel.

Erst im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs begann die Zerstörung der Idylle. Munition wurde im Wald vergraben und Panzer zermalmten die Wege. Der Wald um den Weiher fiel der frierenden Bevölkerung als Brennholz zum Opfer. Auf den neu gewonnenen Freiflächen legten die Bürger Gärten für die Selbstversorgung an. Mit dem Bau der Bundesstraße 56 und der neuen Aggerbrücke verwilderte der Trerichsweiher mehr und mehr.

Auch heute sieht der Weiher mit herumliegenden Ästen und Stämmen, hochwachsendem Gestrüpp und grüner Wasseroberfläche „verwildert“ aus. Doch das sei so gewollt, sagt Ralf Beyer, Leiter des Siegburger Grünflächenamtes. „Das ist eben die Natur. Nur der Mensch möchte es aufgeräumt.“ Die Pflanzen, die die Wasseroberfläche verfärben, würden reichlich Nahrung für die Vögel bieten. Die umgefallenen Bäume seien Rückzugsorte für die Tiere.

Verhaltensregeln für Mensch und Tier

Beyer ist für das Gebiet zuständig und pflegt es gemeinsam mit ehrenamtlichen Landschaftswarten des Rhein-Sieg-Kreis. „Wir kontrollieren, ob sich hier Menschen entgegen der Regeln verhalten und räumen den Müll weg“, sagt er. Ein Schild am Zugang zum Weiher gibt die Verhaltensregeln am See an. Besucher sollen nicht die Wege verlassen, ihre Hunde anleinen, keine Feuer anzünden und nicht zelten. „Der Weiher ist der Lebensraum von seltenen Vogelarten. Viele davon sind Bodenbrüter. Die fühlen sich von zu viel Trubel gestört“, erklärt der 58-Jährige.

Viele der am Trerichsweiher lebenden Vogelarten gelten weltweit als gefährdet. Doch nicht nur Vögel nutzen das Naturparadies auf dem Brückberg. Beyer zeigt auf eine alte, große Pappel. „Die ist hohl und dient deswegen als Schlafplatz für Fledermäuse.“ Ein paar Meter vom Baum entfernt sind kleine Löcher im Boden. Dort würden Füchse leben. An verschiedenen Stellen sieht man verwühlte Erde, die auf Wildschweine hinweist. „Das Beste, was man dem Weiher und seinen Bewohnern als Mensch tun kann, ist ein behutsamer Umgang mit der Natur und ruhiges, unaufgeregtes Verhalten.“

Für den Schutz der Natur ist das Amt für Natur- und Landschaftsschutz des Kreises zuständig. Anfang des Jahres wurde etwa der Müll aus dem Weiher geholt, so Beyer. Plastikabfall oder auch Farbeimer habe man im Schilf am Ufer gefunden. Bei der Aufräumaktion wäre eine Lastwagenladung zusammengekommen, sagt Beyer. „Ein Naturschutzgebiet steht und fällt mit der Akzeptanz der Bevölkerung. Man muss der Natur Platz geben.“

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