Friedhofsrundgang in Siegburg Die Kreuze des Nordfriedhofs

SIEGBURG · Von traditionelle bis modern, es gibt viele verschiedene Kreuze auf dem Siegburger Nordfriedhof. Das Café T.O.D. und der Freundeskreis der Siegburger Stadtbibliothek widmeten ihnen an Karfreitag einen literarischer Gang.

Kreuze gibt es auf dem Siegburger Nordfriedhof viele. Von traditionell bis modern, an Grabsteinen dokumentieren sie den Stil der verschiedenen Jahrzehnte, in denen die Menschen gestorben sind. Das Kreuz stand an Karfreitag im Zentrum des literarischen Gangs über den Nordfriedhof, zudem der Freundeskreis der Stadtbibliothek zusammen mit dem Café T.O.D. (Tabu Offen Diskutieren) eingeladen hatte. Andrea Müller, Vorsitzende des Vereins T.O.D. und L.E.B.E.N., gab an einigen Gräbern Erläuterungen zu deren Besonderheiten, Vorstandsmitglied Uschi Stenz und Charly Halft lasen Texte und Gedichte zum Thema Kreuz und Karfreitag.

Zur Begrüßung erläuterte Halft zunächst die Bedeutung des Kreuzes, das nach seinen Worten bereits in der vorchristlichen Zeit ein prägendes Symbol gewesen sei. „Durch die beiden Arme galt es als Symbol der Durchdringung zweier Bereiche, etwa von Zeit und Raum oder von Himmel und Erde“, so Halft. Im Christentum habe es einen tiefreligiösen Sinn als Symbol des Leidens, aber auch des Triumphes Christi. Das Kreuz werde als Lebensbaum gedeutet, da sich durch Jesu Tod das Tor zum ewigen Leben auftue. Er wies auch darauf hin, dass zu Anfang christlicher Kunst die Darstellung des gekreuzigten Christus vermieden wurde, da in der Antike die Kreuzigung als schmählichste Todesart gegolten habe.

Sammlung von Grabsteinen

Beim Rundgang führte Andrea Müller die Gruppe nicht nur zu alten und neuen Gräbern mit Beispielen der zu der jeweiligen Zeit typischen Kreuz- und Grabsteingestaltung verschiedener in Siegburg bekannter Steinmetze. Sie machte die Gruppe auch auf Grabsteine aufmerksam, die im sogenannten Lapidarium auf dem Nordfriedhof zu sehen sind. Das ist eine Sammlung von Grab- und Gedenksteinen, die unter Denkmalschutz stehen und von Gräbern stammen, die es nicht mehr gibt. Die Teilnehmer der Führung hatten Zeit, sich in Ruhe und auch schweigend umzuschauen, denn der Spaziergang, so Müller, „ein meditativer“ sein.

Zu den Gedichten, die Uschi Stenz vortrug, gehörte unter anderem eins von Lothar Zenetti. Darin heißt es: „Das Kreuz des Jesus Christus durchkreuzt, was ist und macht alles neu.“ Nicht gerade leichte Kost präsentierten Müller und Halft den Besuchern bei einer abschließenden Lesung in der Trauerhalle. Abwechselnd rezitierten sie aus einer „Chronik der letzten Tage“ von Roland Schulz, die im Jahr 2016 im SZ Magazin erschien. Er schreibt zur Einführung: „Im Leben ist nur eines sicher: der Tod. Doch was genau passiert im Körper und im Geist, wenn ein Mensch stirbt?“ Er beginnt mit der Darstellung der ersten Anzeichen, dass der Körper allmählich den Abschied vom Leben einleitet, bis zu dem Zeitpunkt, wo alles Leben erloschen ist. „Und dann bist du tot“, enden seine nüchternen und emotionslosen Ausführungen. In der Trauerhalle herrschte Stille.

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