Hilfe für Flüchtlinge Diakonie in Siegburg sieht Beratungsbedarf

Siegburg · Das dreiköpfige Mitarbeiterteam führte in 2018 insgesamt 819 Beratungsgespräche mit betroffenen und zum Teil schwer traumatisierten Menschen. Die meisten Flüchtlinge kommen aus Syrien, Afghanistan, dem Irak, Somalia, Nigeria und dem Iran.

Die Zahlen der Flüchtlinge in Deutschland mögen insgesamt rückläufig sein, die Flüchtlingsberatung des Diakonischen Werkes an Sieg und Rhein hat allerdings nach wie vor reichlich zu tun. Das dreiköpfige Mitarbeiterteam um die Fachbereichsleiterin Michaela Teigelmeister unterstützt Flüchtlinge und Personen ohne gesicherten Aufenthalt, berät sie zu Asylverfahren, aber auch zu den Themen Ausländerrecht, Aufenthalt, Unterbringung, Versorgung, Gesundheit, Rückkehr und Familienzusammenführung. „Der Beratungsbedarf ist nach wie vor sehr groß“, sagte Teigelmeister.

Insgesamt 819 Beratungsgespräche führte das Team im vergangenen Jahr mit betroffenen Menschen. Ein leichter Rückgang ist laut Teigelmeister im Gegensatz zum Jahr 2016 zu verzeichnen, als die Mitarbeiter Jana Mathes, Ansgar Rudolf und Ute Rötzheim-Hill insgesamt 1219 Beratungsgespräche führten. „Es kommen aber nach wie vor schutzbedürftige Menschen, um die wir uns kümmern müssen“, sagte Teigelmeister. Die Fachbereichsleiterin verfügt über kompetente und speziell im Bereich Gesprächsführung geschulte Mitarbeiter, die als Sozialpädagogen nicht nur die notwendige Sensibilität für die einzelnen Fälle der traumatisierten Menschen haben, sondern sich auch im geltenden Asylrecht gut auskennen. „Den Themen Asyl und Aufenthaltsrecht sind Bestandteil unserer täglichen Arbeit“, erklärte Ansgar Rudolf. Für komplizierte Fälle arbeitet die Diakonie mit Juristen zusammen. „Wir beraten grundsätzlich alle, nicht nur Menschen mit hoher Bleibeperspektive“, sagte Jana Mathes.

Das Team berät fünf Tage pro Woche zum Teil schwer traumatisierte Menschen, die vor Krieg und Tod geflohen und nach Deutschland gekommen sind. Sprachbarrieren herrschen keine. Mathes und Rudolf sprechen Englisch und Französisch. „Wir haben auch einen Migrationsberater, der aus Marokko stammt und Arabisch spricht“, sagte Rudolf. Zusätzlich verfügt die Diakonie über Kontakte zu zahlreichen Dolmetschern.

Die meisten Flüchtlinge kommen laut Rudolf aus Syrien, Afghanistan, dem Irak, Somalia, Nigeria und dem Iran. Schlimm seien die Fälle, bei denen erst nach mehreren Jahren die Asylverfahren abgeschlossen seien, die Menschen aber dann trotz jahrelanger Duldung abgeschoben würden, obwohl sie in Sachen Integration bereits einiges geleistet hätten. Aber auch ein aktueller Fall aus Hennef bewegt. „Ansgar Rudolf berichtete mir über einen Fall der Familienzusammenführung, bei dem er einfach nicht weiterkam“, sagte Niko Herzner, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Hennef. Dabei geht es um eine ostafrikanische Familie, die derzeit in Hennef lebt und dringend Hilfe benötigt, da sie ein fünfjähriges Kind bei der Flucht zurücklassen musste. Die Familie hat einen anerkannten Flüchtlingsstatus nach der Genfer Flüchtlingskonvention. Dem Kind steht besondere Schutzbedürftigkeit nach Artikel 10 der UN-Kinderrechtskonvention zu. Eine Familienzusammenführung sei möglich und nach Einschätzung des Diakonischen Werkes dringend zu ermöglichen. „Ein kleines Kind sicher aus dieser Situation nach Deutschland zu bringen, ist schwierig“, sagte Herzner. Es müsse begleitet zu einem sicheren Flughafen im Nachbarland gebracht und von dort ausgeflogen werden. Dafür fehlten aber die Mittel, um die Reisekosten von 3000 US-Dollar (2650 Euro) zu finanzieren. „Das Diakonische Werk richtete zur Unterstützung der Familie einen Fonds ein, und der Diakonieausschuss und das Presbyterium unserer Gemeinde entschieden sich einstimmig, diesen Fonds zu unterstützen“, berichtete Herzner.

Nach einem Spendenaufruf über die Homepage der evangelischen Kirchengemeinde Hennef sei bereits innerhalb einer Woche die benötigte Summe erreicht worden. „Bis Ende März sammeln wir trotzdem weiter, um die Flüchtlingsarbeit der Diakonie zu unterstützen“, sagte Herzner. Vieles sei ruhiger geworden, „aber auch unsichtbarer“. Nach wir vor engagierten sich etliche Ehrenamtler für Flüchtlinge. Zuwendung, Zeit und Zuhören – all das ist laut Teigelmeister im Umgang mit den traumatisierten Menschen wichtig. „Dass ihnen jemand zuhört und hilft, diese Erfahrung machen diese Menschen nicht häufig.“

Jeden Dienstag bietet die Diakonie, Ringstraße 2 in Siegburg, von 9 bis 12 Uhr eine offene Sprechstunde an. Kostenlose und vertrauliche Beratungen gibt es aber auch nach Vereinbarung unter 0 22 41/2 52 15 33.

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