Gesamtschule in Siegburg Der gefährliche Weg der Daten

Siegburg · Michael Kohlhaw, Kommissar für Kriminalprävention und Opferschutz bei der Kreispolizeibehörde Rhein-Sieg, informierte bei einem Informationsabend für Eltern in der Gesamtschule Siegburg über Datenschutz, Cybermobbing und den sicheren Umgang mit Medien.

Peter Kohlhaw (links) mit dem neuen Beratungsteam der Gesamtschule: Claudia Stephan, Matthias Ennenbach, Erika Baum und Maximilian Franke.

Peter Kohlhaw (links) mit dem neuen Beratungsteam der Gesamtschule: Claudia Stephan, Matthias Ennenbach, Erika Baum und Maximilian Franke.

Foto: Holger Arndt

Facebook, Whatsapp, Instagram und Co. sind heute ständige Begleiter der Jugendlichen. Die Plattformen ermöglichen es ihnen, sich untereinander auszutauschen, sich selbst darzustellen und immer auf dem neuesten Stand zu sein. Mit dem Smartphone ist der Austausch mit anderen so einfach wie noch nie und dazu auch noch kostenlos. Doch so ganz kostenlos ist die Nutzung der Netzwerke nicht, betonte Michael Kohlhaw, Kommissar für Kriminalprävention und Opferschutz bei der Kreispolizeibehörde Rhein-Sieg, beim Informationsabend für Eltern in der Gesamtschule Siegburg.

„Die Nutzer von Whatsapp und Co. bezahlen mit ihren Daten“, so der Polizist am Dienstagabend in seinem Vortrag über Datenschutz, Cybermobbing, Prävention und Medienerziehung. Zusätzlich stellte sich das neu gegründete Beratungsteam für Schüler der Gesamtschule den Eltern vor.

In Bezug auf Datenschutz machte Kohlhaw vor allem auf die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) von Whatsapp aufmerksam: „Mit der Anmeldung willigt man in die AGB ein und gibt damit seine Rechte an der Haustür ab.“ Damit erlaube man der App, auf Gesprächsverläufe, Daten aller Handykontakte, Bilder, GPS-Daten und so weiter zuzugreifen. Whatsapp gehört zum Unternehmen Facebook. Auch da werden alle „Gefällt mir“-Angaben, Standortangaben oder Fotos verwertet.

„Facebook speichert täglich 500 Terrabyte Daten ihrer User“, erklärte Kolhaw. Die Daten kann das Unternehmen teuer weiter verkaufen. Das Veröffentlichen von GPS-Daten und Fotos beinhalte zudem die Gefahr, Opfer von Cybermobbing und Stalking zu werden, so der Kommissar. Meist würden Täter auf die Fotos, die ihre Opfer auf Facebook veröffentlicht haben, zugreifen und erniedrigende Fotomontagen damit erstellen. Diese Fotomontagen würden dann über Whatsapp weitergeleitet.

Nachricht in Whatsapp-Gruppe: „Die müsste man töten“

Kohlhaw erzählte von einem seiner Fälle: In einer Whatsapp-Gruppe schrieben Jungs über eine Klassenkameradin Sätze wie „Die muss man das Klo runterspülen,“ oder „Die müsste man töten“. Das Mädchen sei ebenfalls in der Gruppe gewesen und habe alle Anfeindungen mitgelesen. Sie sei tief betroffen gewesen. Kohlhaw zeigte den Eltern, wie sie ihren Kindern den richtigen Umgang mit den Medien beibringen können.

In Sachen Datenschutz sollte man vor der Nutzung von Whatsapp und Co. mit den Kindern sprechen. „Sie sollten wissen, dass Fotos im Internet nie wieder gelöscht werden können. Stellen Sie nur unverfängliche Fotos ein“, riet Kohlhaw. Die Eltern sollten ihren Kindern eine vernünftige Kommunikation vorleben, sodass die Kinder nicht selbst durch beleidigende Wortwahl zu Mobbing-Tätern werden.

„Sie müssen zu Hause klare Internet-Pausen festlegen. Schalten sie nach 22 Uhr einfach das häusliche Wlan aus“, riet der Polizist. Silke Hubl, Mutter von zwei Kindern, kam zum Informationsabend, um sich in Sachen Medien auf den neuesten Stand zu bringen. Ihr Sohn ist 14 und ihre Tochter 17 Jahre alt. „Ich habe keine Regeln zur Mediennutzung aufgestellt. Meine Kinder bekommen einen Vertrauensvorschuss“, so die Siegburgerin.

Beratungsteam für Schüler

Die Medien seien ein wichtiger Teil des sozialen Umfelds der Jugendlichen, davon wolle sie ihre Kinder nicht ausschließen. Angst vor Cybermobbing habe sie als Mutter natürlich auch. „Ich hoffe aber, dass meine Kinder dann offen auf mich zukommen“, so Hubl. An der Gesamtschule Siegburg gibt es seit 2016 ein Beratungsteam für die Schüler.

Das Team besteht aus dem Schulsozialarbeiter Matthias Ennenbach, der Beratungslehrerin Claudia Stephan, der Deeskalationstrainerin Erika Baum und dem Vertrauenslehrer Maximilian Franke. Das Team steht den Schülern zu unterschiedlichen Zeiten für Einzelgespräche zur Verfügung und berät zu Problemen in der Schule, mit Freunden und im Internet. Zusätzlich führt die Schule in den siebten Klassen eine Projektwoche zum richtigen und sicheren Umgang mit Medien durch.

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