Prinzenproklamation in Siegburg Der Landrat ist jetzt Majestät

SIEGBURG · Obwohl Landrat Sebastian Schuster jeden Tag nach Siegburg fährt, war die Fahrt am Donnerstagabend etwas Besonderes. Denn es ging nicht zur Arbeit in das Kreishaus, sondern zu seiner Proklamation als Karnevalsprinz Sebastian I. in die Rhein-Sieg-Halle.

 "Dreimol Sieburch Alaaf": Prinz Sebastian I. und Siegburgia Margret I. lassen sich bei der Proklamation kräftig feiern.

"Dreimol Sieburch Alaaf": Prinz Sebastian I. und Siegburgia Margret I. lassen sich bei der Proklamation kräftig feiern.

Foto: Holger Arndt

Deshalb auch mit dem Bus und in weißen Strumpfhosen statt im Dienstwagen und Anzug - begleitet von seiner Ehefrau, die als Margret I. zusammen mit ihm das jecke Volk in Siegburg in der kurzen Session regieren wird.

Nach seinem Einmarsch durch ein Spalier begeisterter Karnevalisten wurde das Paar vom Präsidenten des Karnevalskomitees, Günter Krengel, und Bürgermeister Franz Huhn auf der Bühne in Empfang genommen. Neu war das Gefühl, als Tollitäten im Mittelpunkt zu stehen, für die Schusters nicht. Denn bereits 1988 schwangen der Landrat und seine Frau das närrische Zepter in Königswinter-Oberpleis.

Krengel war die Erleichterung, doch noch ein Prinzenpaar präsentieren zu können, sichtlich anzumerken. "Es heißt: Schuster bleib' bei deinen Leisten. Wir sind froh, dass er es nicht geblieben ist", rief Krengel unter dem Jubel der über 600 Gäste aus. Die schwierige Suche nach geeigneten Regenten thematisierte auch Huhn. Er und der stellvertretende CDU-Kreisfraktionsvorsitzende Jürgen Becker seien sämtliche Politiker durchgegangen, hätten aber niemanden für das Amt gewinnen können.

Prinzenpaar schilderte in einem Sketch, wie es zu Amt und Würden gekommen ist

Dann habe man an einen gestandenen Handwerker gedacht, und bei der "Kölner Schusterjungen-Polka" im Radio sei ihnen die zündende Idee gekommen, ein Schuster müsse es sein. "Einer mit dicken Waden und `ner tollen Frau", so Huhn. Sebastian Schuster erfülle beide Voraussetzungen perfekt, stellte der Bürgermeister fest und erntete stürmischen Beifall. Das Prinzenpaar schilderte dann in einem gemeinsamen Sketch, wie es zu Amt und Würden gekommen ist.

Weil Huhn und dessen Ehefrau Conny ebenso wenig in Frage gekommen waren wie Jürgen Becker und Gattin Lisa Winkelmeier-Becker oder Kreisdirektorin Annerose Heinze und Schusters Vorgänger, Frithjof Kühn, fragte Sebastian: "Schatz, wie wär et denn, wenn mir zwei dat machen?" Margret darauf: "Nä, dat is doch schon so lang her. Ich weeß net, ob ich dat noch kann". Die Entgegnung ihres Mannes - "Su jet verlernt mer nit" - überzeugte sie.

Die Verbundenheit zu seinem Wohnort zeigt sich auch im zehnten der elf Gebote, die der Prinz bis Aschermittwoch erlassen hat. Darin heißt es: "Da das Prinzenpaar aus dem Siebengebirge stammt, wird der Zugweg am Rosenmontag nach Oberpleis und zurück verlängert und dafür die A 3 ganztägig gesperrt." Die Siegburger hatten - gemessen am Applaus - nichts dagegen.

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