Vom Michaelsberg ins Parkhotel Der Abteilikör wird ausgelagert

Siegburg · Die Produktion läuft derzeit auf Hochtouren, und im Likörkeller der Abtei auf dem Michaelsberg füllen die Mitarbeiter von Bernd und Rüdiger Kranz das leicht goldfarbene, alkoholische Getränk in die verschiedenen Gebinde ab. Bis in die Schweiz und sogar auf die Insel Sylt wird der Likör verkauft.

"Gut 10.000 Liter haben wir in diesem Jahr produziert", sagt Rüdiger Kranz. Produziert werden darf in der Abtei allerdings nur noch bis April 2013. "Wegen des Umbaus der Abtei will das Erzbistum hier oben keinen Betrieb mehr haben", so der Siegburger Hotelier.

Er hat zusammen mit seinem Bruder Bernd das 600 Jahre alte Geheimnis der Rezeptur, zusammengestellt auf 20 Seiten, nach dem Wegzug der Mönche von Kellermeister Frater Fridolin 2011 bekommen - und schweigt darüber. "Das bleibt geheim." Nur so viel: Safran gibt dem Getränk den güldenen Farbton.

Auch der Verkauf oben in der Abtei wird zum Ende des Jahres eingestellt. "Wir verkaufen den Likör dann unten im Hotel", so Kranz. Ob dort im nächsten Jahr auch produziert wird, weiß Kranz noch nicht. "Wir sind noch in der Planung." Klar ist, dass die Produktion erhöht wird.

13.000 Liter des Siegburger Kult-Kräutertröpfchens sollen es werden. Ein Grund dafür ist eine Kooperation mit dem Benediktiner-Kloster Bad Reichenstein bei Monschau. "Die Mönche dort werden den Likör ab Februar unter ihrem Namen verkaufen, aber mit Hinweis auf die Produktion in Siegburg", sagte Bernd Kranz gestern bei der Vorstellung einiger Neuerungen. Da es auch ein Benediktinerorden sei, bleibe der Likör in der Familie.

Der Likör selber mit seinen 42 Prozent Alkoholgehalt bleibt aber unangetastet und so, wie er seit 600 Jahren gemacht wird. Aber ein neues Etikett schmückt die Flaschen, die nun in Gebinden von 0,7, 0,5, 0,3, 0,2, 0,1 und 0,02 Litern abgefüllt und verkauft werden, auch in Gefäßen der Siegburger Töpferei. "Wir wollten es ein bisschen frischer und moderner haben, ohne das Traditionelle aufzugeben", so Rüdiger Kranz.

Der Likör darf indes wieder zurück auf den Michaelsberg, aber erst im Jahr 2015 und nur für den Verkauf. Die Absatzzahlen stellen die Gebrüder Kranz zufrieden. "Wir sind in diesem Jahr ein bisschen über 2011 und haben einen sauberen Übergang geschafft", sagte Rüdiger Kranz. Er übergab 500 Fläschchen mit 0,02-Liter im Wert von 1000 Euro an Hans Hüngsberg, Vorsitzender der Jugendbehindertenhilfe. "Die Fläschchen sollen zum Wohle der Kinder an unseren Ständen verkauft werden", sagte Hüngsberg.

Der Abteilikör
Rund 20 Seiten umfasst die Rezeptur des Siegburger Abteilikörs, der mit Unterbrechungen seit dem Jahr 1504 auf dem Michaelsberg hergestellt wird. Das Rezept ist streng geheim. Was man weiß: Safran gibt dem Kräutertropfen die güldene Farbe, und Anis lässt sich herausschmecken. Er hat einen Alkoholgehalt von 42 Prozent und braucht zwei Wochen, bis die Kräuter ihre Wirk- und Geschmacksstoffe entfaltet und an den Alkohol abgegeben haben. Danach wird er mit Zucker und Wasser verfeinert. Auch online lässt er sich bestellen: www.abteiliqueursiegburg.de.

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