Kabelsalat im Rhein-Sieg-Kreishaus Brandschutzsanierung muss aktuelle Anforderungen und alte Bauweise in Einklang bringen

RHEIN-SIEG-KREIS · Zehnter Stock, der Aufzug stoppt. Seine Tür gleitet zur Seite und gibt den Blick frei auf ein Kreishaus, wie es zuletzt während seines Baus ausgesehen hat. Kein grasgrüner Teppich, keine dunkle Deckenverkleidung, keine orangeumhüllten Lampen - statt dessen blanke Wände und Böden und Einblicke in neu verlegte Kabelschächte.

Etage zehn befindet sich im Rohbauzustand, bereit für die aufwendige Aufrüstung in Sachen Brandschutz. Entsprechende Platten und Abschottungen sind schon angebracht. "Es werden Decken eingebaut und Böden verlegt", erklärt Peter Bruderreck den nächsten Schritt. Der Architekt der Kreisverwaltung leitet intern das Projekt Brandschutzsanierung.

Allein ein Blick in den Schacht für EDV-Leitungen offenbart, welcher Aufwand das für die gerade in Stock zehn bis zwölf laufenden Arbeiten bedeutet. Für das ungeschulte Auge beherbergen sie einen Wust aus Kabeln. "Wir blicken teils in Schächte, die seit dem Bau des Gebäudes nicht mehr geöffnet wurden", sagt Bruderreck.

Der Spagat zwischen aktuellen Anforderungen des Brandschutzes und der alten Bauweise sei die größte Herausforderung der Sanierung. Damit es keine unangenehmen Überraschungen gibt, hat die Verwaltung vor Baubeginn alles in einem Musterbereich durchgespielt.

Dort, im elften Stock, ist auszumachen, wie sich das Haus nach seiner Runderneuerung optisch präsentieren wird: "Barrierefrei, sehr viel heller, freundlicher und übersichtlicher", fasst es Tim Hahlen, Chef der Gebäudewirtschaft beim Kreis, zusammen. Auf den Böden liegen schlammgraue Teppiche mit orangefarbenen Akzenten, an den hellen Decken sind LED-Leuchten angebracht. Zudem soll es ein neues Leitsystem durch das verwinkelte Gebäude geben.

Ein Mal im Jahr übt die Kreisverwaltung den Ernstfall. Alle Fluchtwege führen ins Untergeschoss. Über das Treppenhaus in Trakt A, das parallel zum ersten Bauabschnitt saniert wird. Helle Terrazzofliesen liegen bereits in Teilen auf den Treppenstufen. Es fehlen noch Handläufe, ein paar Deckenleuchten. Doch mit Abschluss des ersten Bauabschnitts soll auch das Treppenhaus als Hauptfluchtweg fertig sein.

Den Ernstfall hat es im Kreishaus noch nicht gegeben. Wolfgang Ottersbach, Abteilungsleiter der Gebäudewirtschaft, erinnert sich an einen brennenden Adventskranz und eine Sitzgarnitur, die Feuer fing. "Wir hatten aber immer wieder Wasserschäden", so Ottersbach.

Daher werden auch die sanitären Anlagen erneuert. In der Herrentoilette in Stock zehn liegen die neuen Installationen. Der Blick auf die Lüftungsrohre ist aber noch frei. So kann Peter Bruderreck eine der Brandschutzklappen zeigen, die im Notfall die Ausbreitung von Rauch und Flammen verhindert. In jeder Etage gibt es nahe des Aufzugs einen Panikraum und ein eigenes Rauchabzugssystem, in dem in Detektoren sitzen, die eine Rauchentwicklung anzeigen.

Die Mitarbeiter nehmen Lärm, Schmutz und vorübergehende Umzüge gelassen, berichtet Kreiskämmerin Svenja Udelhoven. "Es ist jeder einmal betroffen", erklärt sie. Zudem gebe es Kernzeiten für lärmintensive Arbeiten, auf die sich jeder einstellen könne. Die Etagen vier und fünf sind das hausinterne Interimsquartier.

Das dort normalerweise untergebrachte Sozialamt sowie die Verkehrssicherung und Bußgeldstelle des Straßenverkehrsamtes sind so lange nach Sankt Augustin ausgelagert. Ende Januar ziehen die Mitarbeiter der Etagen sieben bis neun dort ein. Für Svenja Udelhoven und ihr Dezernat geht es dann zurück in den brandschutzsanierten Stock zehn.

Das Kreishaus

Die Brandschutzsanierung ist das größte Hochbauprojekt der Kreisverwaltung seit dem Bau des Kreishauses. Das ist zwischen 1975 und 1981 in zwei Bauabschnitten errichtet worden - für 94 Millionen Mark (etwa 48 Millionen Euro). In Trakt A reicht es vom Untergeschoss bis ins zwölfte Obergeschoss.

Der umliegende Trakt B hat fünf Etagen. Im Hauptsitz der Kreisverwaltung arbeiten etwa 1100 Mitarbeiter in rund 600 Büros. Fast 40 Jahre nach dem Bau hat der Kreis zehn Bauabschnitte angesetzt, um das Kreishaus bei laufendem Betrieb in drei Jahren brandschutztechnisch auf den neuesten Stand zu bringen. Die Etagen zehn bis zwölf sollen Mitte Januar 2015 fertig sein. Die Sanierung wird den Kreis nach aktuellem Stand 33,7 Millionen Euro kosten.

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