Kulinarische Wahnbachtalsperre Blaufelchen als regionale Spezialität

Siegburg · Die Gastronomie entdeckt das Blaufelchen aus der Wahnbachtalsperre als regionale Spezialität. Dass auf dem Stausee Fischereiwirtschaft betrieben wird, ist nicht neu: Sie begann bereits 1956, als die Talsperre in Betrieb ging.

 Volle Netze auf der Wahnbachtalsperre: Ansgar Hehenkamp fischt im Auftrag des Wahnbachtalsperrenverbandes.

Volle Netze auf der Wahnbachtalsperre: Ansgar Hehenkamp fischt im Auftrag des Wahnbachtalsperrenverbandes.

Foto: Paul Kieras

Die Wahnbachtalsperre ist nicht nur das große Trinkwasserreservoir der Region, sie weckt auch kulinarisches Interesse. Und zwar bei der Siegburger Gastronomie. Sie hat das Blaufelchen entdeckt – einen Fisch, der in der Talsperre gefangen wird und sich als regionale Spezialität vermarkten lässt. Die Restaurants Casbah und Ristorante Remise haben das Blaufelchen nun auf die Speisekarte genommen.

Die Blaufelchen sind in den Lokalen rund um den Laacher See, wo sie ebenfalls gefischt werden, „bereits seit Jahren der Renner“, sagt Ansgar Hehenkamp, ausgebildeter Fluss- und Seenfischer, der den Laacher See in Pacht bewirtschaftet. Im Auftrag des Wahnbachtalsperrenverbands (WTV) ist er für die Hegebefischung verantwortlich. „Es ist schön, dass ich jetzt auch den Siegburgern ihre eigene Spezialität anbieten kann, die so lange keine Beachtung gefunden hat“, so der Berufsfischer, der mit weiteren Gastronomen und Einzelhändlern der Kreisstadt im Gespräch ist.

Wächst ohne Zufütterung

Das Blaufelchen kommt nur in tiefen, klaren Seen vor und ist laut Hehenkamp „ein reines Naturprodukt von höchster Qualität“, zumal es ohne Zufütterung und in der Talsperre „quasi in Trinkwasser“ heranwachse. „Das sieht man, und das schmeckt man“, so der Fachmann.

Früh morgens fährt er auf den Stausee der Talsperre, um die jeweils am Vortag gestellten Fangnetze zu leeren. „Das Wichtigste beim Fischen ist ein kompromissloses Qualitätsmanagement vom Moment des Fanges an. Bereits auf dem See in Eis gelagert, verliert der Fisch zu keiner Zeit an Frische und Qualität“, erklärt Hehenkamp.

Das schätzt auch Mario Parisi, einer der Inhaber des Casbah am Markt. „Wir sind grundsätzlich bemüht, regionale Produkte zu verarbeiten und zuzubereiten“, sagt er. „Mehr Bio geht nicht.“ Bei den Gästen sei die Spezialität schon am ersten Tag sehr gut angenommen worden, sagt er. Das berichtet auch Helmut Meurer, Restaurantleiter in der Remise. „Viele unserer Gäste kannten Blaufelchen schon, andere haben sie zum ersten Mal gegessen und waren begeistert“, so Meurer. Leider sei der Fisch lange in Vergessenheit geraten, in der Remise habe er aber nun einen festen Platz auf der Karte.

18 Fischarten leben in der Talsperre

Dass auf dem Stausee Fischereiwirtschaft betrieben wird, ist nicht neu: Sie begann bereits 1956, als die Talsperre in Betrieb ging. Dabei haben die Funktion der Talsperre als Trinkwasserreservoir und damit die Optimierung der Trinkwasserqualität oberste Priorität. Heute leben rund 18 Fischarten in der Talsperre, unter anderem Bach- und Seeforellen, Brassen, Zander, Hechte und eben Blaufelchen. Diese stammen ursprünglich aus dem Laacher See und wurden Mitte der 1960er Jahre in die Wahnbachtalsperre eingesetzt. Ihr Bestand entwickelte sich seitdem sehr schnell.

Der Besatz mit Fischen hat natürlich auch einen Grund. Der klassische Ansatz, die Wasserqualität in einem Gewässer zu verbessern, besteht in der Reduzierung der Nährstoffzufuhr, um ein unerwünschtes Algenwachstum zu verhindern. „Eine Verringerung wird in der Wahnbachtalsperre auch über die sogenannte Biomanipulation erreicht, also die Steuerung der Nahrungsketten durch Beeinflussung des Fischbestandes“, erläutert der stellvertretende Geschäftsführer des WTV, Dirk Radermacher. Nach seinen Worten kommt es bei dem Verfahren darauf an, einen stabilen Zustand im Gewässer und damit das ökologische Gleichgewicht zu halten. Zur Optimierung des Fischbestandes seien Besatzmaßnahmen und Hegebefischung die geeigneten Instrumente, so Radermacher.

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