Breitbandausbau im Rhein-Sieg-Kreis Betroffene erzählen: „Die Verbindung ist vorsintflutlich“

Rhein-Sieg-Kreis · Ein Graben verläuft durch Niederwennerscheid und Guido Dampf wohnt nur zwei Häuser davon entfernt. „Es ist einfach eine skurrile Situation“, sagt der 52-Jährige. Denn: Der eine Teil des Dorfes in der Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid ist gut mit Internet versorgt, bis zu 50 Megabit pro Sekunde sind seit 2014 über Glasfaserkabel möglich.

 Hat oft mit dem langsamen Internet zu kämpfen: Günter Klein in der Werkhalle seiner Firma in Hennef-Meisenbach.

Hat oft mit dem langsamen Internet zu kämpfen: Günter Klein in der Werkhalle seiner Firma in Hennef-Meisenbach.

Foto: Ingo Eisner

Der andere liegt abgeschlagen bei höchstens fünf Mbit/s. Mit dieser geringen Übertragungsrate muss sich auch Dampf zufrieden geben. „Das ist vorsintflutlich. Ich habe schon gesagt, ich packe selbst mit an, aber wir sind an die langsame Verbindung über das Kupferkabel nach Neunkirchen geknebelt“, sagt der 52-Jährige, der deshalb bereits einen Bürgerantrag an die Gemeinde gestellt hatte.

Die lehnte den weiteren Ausbau Niederwennerscheids mit Blick auf eine Gesamtlösung im Kreis ab. Ähnlich argumentierte auch die Stadt Rheinbach im April im Stadtentwicklungsausschuss. Dort hatte die FDP ein Konzept für einen Anschluss der Rheinbacher Höhenorte Sürst, Hardt, Loch und Queckenberg gefordert. Deren Ausbau scheiterte in den vergangenen Jahren an fehlenden Haushaltsmitteln – wie auch die Initiative der Verwaltung, die DSL-Versorgung im Ortsteil Wormersdorf zu verbessern.

Seit vergangener Woche steht nun fest: Der Bund beteiligt sich am Breitbandausbau in der Region (siehe Beistück). Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt übergab einen Förderbescheid über knapp zehn Millionen Euro. Weitere acht Millionen schießt das Land dazu. Damit sollen bis Ende 2018 die derzeit unterversorgten Gebiete ans schnelle Internet angeschlossen sein. Von denen gibt es besonders im rechtsrheinischen Kreis noch einige. Etwa Aegidienberg-Brüngsberg, einer der letzten weißen Flecken in der Stadt Bad Honnef. Der Ort blieb auch bei der jüngsten Breitbandinitiative außen vor. Oder Meisenbach, das am äußersten Zipfel der Stadt Hennef liegt. Dort hat Günter Klein (54) eine metallverarbeitende Firma – und kennt das Problem des langsamen Internets nur zu gut. „Wir bekommen Bestellungen und Pläne über das Internet. Wenn das große Dateien sind, dann dauert das Öffnen mehrere Minuten“, sagt Klein. Das verzögere die Arbeitsabläufe und sei einfach nur hinderlich. „Vor allem gibt es ein oder zwei Ortschaften entfernt schnelles Internet“, ergänzt der 54-Jährige, dessen Firma bereits seit 55 Jahren in Meisenbach sitzt. „Als mein Vater damals angefangen hat, hat das Internet noch keine Rolle gespielt.“ Jetzt sei das anders, deshalb hofft er sehr, dass Meisenbach von der Bundesförderung profitiert – und nicht nur weiter darüber gesprochen wird.

Diesen Wunsch hat auch Stefan Ottersbach aus Ruppichteroth-Bornscheid. Internet über Kabel gibt es dort nicht, dafür einen LTE-Funkmast mit 50 Mbit/s Übertragungsrate – laut Ottersbach aber nur im Optimalfall. „Er ist zu Spitzenzeiten so überlastet, dass zum Teil nur sechs Kilobit pro Sekunde möglich sind“, sagt der 47-Jährige. „Das ist wie auf der Autobahn: Dann ist einfach Stau.“ Das bedeutet: Filme übers Internet schauen, ist unmöglich, Online-Banking oder von zu Hause arbeiten schwierig. Dadurch sinke nicht nur die Wohnqualität, sondern auch der Wert des Hauses, sagt Ottersbach. Obwohl er in Ruppichteroth aufgewachsen ist, hat er deshalb bereits überlegt wegen des Internets wegzuziehen. Ottersbach: „Deshalb ist die Förderung jetzt definitiv eine gute Nachricht.“

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