Von der Urgroßmutter aller Casting-Shows Bestenkonzert von "Jugend musiziert" in Siegburg

Siegburg · Die Besten aus dem Regionalwettbewerb von „Jugend musiziert“ gestalteten ein Konzert im Siegburger Stadtmuseum. Der Vorsitzende des Regionalausschuss übt Kritik am G8-Kahlschlag.

Als die „Urgroßmutter aller Casting-Shows“ bezeichnete Hans Peter Herkenhöhner, Vorsitzender des Regionalausschusses, den Wettbewerb „Jugend musiziert“ in seiner Begrüßungsansprache zum Preisträgerkonzert. Tatsächlich fand der Wettbewerb bereits im 56. Jahr auf Regionalebene statt.

Dem Musizieren vor einem kritischen Juroren-Team und deren Einschätzung in ein Punktesystem folgt im besten Fall der anschließende Recall in den Landeswettbewerb. Schlüsse auf die Teilnehmerquote lassen sich beim Vergleich mit den beliebten und vielbeachteten Fernsehshows jedoch leider nicht ziehen. Das habe allerdings andere Gründe. Der Vorsitzende, der auch Leiter der Siegburger Engelbert Humperdinck-Musikschule ist, sparte hier nicht mit seiner Kritik am Schulsystem. Einen „unglaublichen Schaden“ habe G8, die Verkürzung der gymnasialen Oberstufe und der gymnasiale Ganztag angerichtet. Auch wenn im kommenden Jahr wieder G9 gelte, sei noch nicht abzusehen, wie viel zusätzlicher Raum im schulischen Ganztag für das Üben an den Instrumenten bleibe.

Anmeldezahlen drastisch gesunken

Das individuelle Niveau der Wettbewerbsteilnehmer steige zwar, „aber insgesamt sind die Anmeldezahlen dramatisch gesunken“, erklärte Herkenhöhner. Waren es im vergangenen Jahr noch 144 Anmeldungen, so seien es in 2019 nur noch 106 regionale Wettbewerbsteilnehmer gewesen. Deren Leistungen seien allerdings herausragend, weshalb es auch zu einer Vielzahl an Erstplatzierungen gekommen sei. Das veranschaulichte nun auch das Preisträgerkonzert im Stadtmuseum, bei dem nur die Höchstplatzierten spielten.

So etwa brillierte die erst zwölfjährige Tereza Mikusova am Cello mit einer Traskription eines Werkes von Manuael de Falla (El Pano Moruno / Polo). Die Kantabilität ihrer im Original für Gesang geschriebenen Stimme übertrug sie feinsinnig und mit Gestaltungsfreude auf ihr Streichinstrument. Für die herausfordernde Begleitung am Klavier hatte sie mit dem Pianisten Frank Hoppe eine hervorragende Unterstützung. Gänsehaut-Momente bescherte auch das Gesangs-Duo Mariella Budzinski und Katharina Schmierer (beide 11) dem Siegburger Publikum. Begleitet von Anna Dowling am Klavier sangen die beiden Mädchen mit höhensicheren Sopranen und atemberaubender Klarheit ein „Pie Jesu“ von Andrew Lloyd Webber.

Jazzige Klarinettentöne bei einer überaus lebhaften, verspielten Rhythmusgestaltung zauberte die 15-jährige Clara Wigger und ihre Begleiterin Regina Walter (Klavier) dann mit der anspruchsvollen „Sonatina für Clarinet and Piano“ von Joseph Horovitz ins Stadtmuseum. In irisierende Klangfarben und virtuosen Kadenzen begaben sich am Ende des „Besten-Konzerts“ die 18-jährige Flötistin Klara Herkenhöhner und ihre Begleiterin My Linh Do (Klavier) beim Vortrag einer Sonatine von Henri Dutilleux. Der langanhaltende Applaus eines begeisterten Publikums mag die jungen Musiker stärken für ihren Recall in den Landeswettbewerb. Der steht den Talenten nun bei einem erneuten Vorspiel an Aschermittwoch in Köln bevor.

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