Tag der rheinischen Denkmalpflege Bauhausstil par excellence in Siegburg

Siegburg · Das Siegburger VHS-Studienhaus war früher einmal Königliches Lehrerseminar und später Gymnasium. Am Tag der rheinischen Denkmalpflege führte Architekt Thomas Kaldewey durch das Gebäude.

Noch sind auf den Scheiben etwas Dreck und an den Rändern der Fenster kleine Störkanten zu erkennen. „Doch das wird bald alles ganz sauber aussehen“, erklärte Architekt Thomas Kaldewey bei der Führung durch das heutige Studienhaus der Volkshochschule (VHS) in Siegburg. Rund 30 Interessierte hörten sich am Tag der rheinischen Denkmalpflege die Erklärungen des Experten zu dem im Bauhausstil gestalteten Gebäude an.

Von 1888 bis 1925 bildete das ehemalige Königliche Lehrerseminar an der Humperdinckstraße Lehrer aus, bis durch einen Erlass beschlossen wurde, dass diese nur noch an Universitäten und Pädagogischen Akademien ihre Ausbildung absolvieren könnten. Das dreigeschossige Gebäude verlor seine Funktion.

In den 1930er Jahren begann der Umbau des Gebäudes zu einem Gymnasium, erläuterte Kaldewey. „Der 30er-Jahre-Anbau sieht sehr schlicht aus, ist aber sehr komplex“, so der Architekt.

Für das ungeschulte Auge mag der Komplex einfach und unspektakulär wirken, doch der Experte machte bei der Führung schnell deutlich, dass der damalige Architekt sich bei allen Details Gedanken gemacht hatte: „Es wurden ganz bewusst Kontraste eingebaut. Das Spiel von Hell und Dunkel, von Licht und Schatten war wichtig.“ So stehe beispielsweise der dunkle Beton am Treppengeländer im Kontrast zu den weißen Putzflächen der Wände.

Alt- und Neubau stehen unter Denkmalschutz

Dieser klassische Bauhausstil sei im Rheinland selten zu finden, ergänzte Marco Kieser vom Landschaftsverband Rheinland (LVR). Gemeinsam mit zwei Kollegen veröffentlichte er zum diesjährigen 100-jährigen Jubiläum des Bauhauses das Buch „Neues Bauen im Rheinland“, in dem 100 Objekte dieses architektonischen Stils vorgestellt werden.

„Das Besondere an diesem Bau in Siegburg ist der Kontrast zwischen dem Alt- und dem Neubau. Die architektonischen Entwicklungen sind an den beiden Gebäuden sehr gut sichtbar“, sagte Kieser. Aufgrund seiner historischen Wichtigkeit und seiner Bedeutung als öffentliches Gebäude (schulischer Betrieb) stellte der LVR sowohl den Alt-, als auch den Neubau in den 1990er Jahren unter Denkmalschutz. Seit rund zwei Jahren renoviert Architekt Kaldewey das Gebäude, um es energieeffizienter zu machen. Kaldewey: „Wichtig ist, die Sanierung so nutzerfreundlich und denkmalgerecht wie möglich zu gestalten.“ Dafür sei eine ausführliche Begutachtung des Baus im Voraus nötig gewesen.

Allein elf verschiedene Fensterformate konnten festgestellt werden. „Die Fenster waren stark von Korrosion betroffen, doch es ist möglich, sie alle zu restaurieren und damit erhebliche Energieeinsparungen zu bewirken“, so der Architekt. Auch das Dach des Studienhauses wurde neu abgedichtet und energetisch saniert. Im Sinne der Inklusion wolle man das Gebäude um einen Aufzug erweitern, der aufgrund des Denkmalschutzes unauffällig platziert werden solle.

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