Versorgung im Notfall 96 Apotheken aus Rhein-Sieg-Kreis verteilen Jodtabletten

RHEIN-SIEG-KREIS · Im Falle eines Atomunfalls sollen Apotheken Jodtabletten an Minderjährige, Schwangere und Stillende verteilen. Auch die Kommunen sind mit im Boot.

Jodtabletten würden bei einem Atomunfall verteilt.

Jodtabletten würden bei einem Atomunfall verteilt.

Foto: picture alliance / Emily Wabitsc

96 Apotheken im Rhein-Sieg-Kreis werden im atomaren Ernstfall Jodtabletten verteilen. Bei 44 weiteren wartet die Kreisverwaltung noch auf Antwort. Bereits Anfang des Jahres hatte der Kreis die 140 Apotheken angeschrieben. Bei einem Informationstreffen habe die Kreisverwaltung nun die Kommunen gebeten, Kontakt mit den Apotheken aufzunehmen, die noch nicht im Boot seien, teilte Katja Eschmann von der Kreispressestelle mit. Bis Mitte August haben sie Zeit, sich zu melden. Danach sollen die Vorräte auf die Geschäfte verteilt werden.

Wie berichtet, übernehmen bei einem Atomunfall die Apotheken die Verteilung der Jodtabletten im Kreis. Die Entscheidung geht auf die Überlegung zurück, dass die Bürger die Standorte aus ihrem Alltag kennen – und deshalb auch im Ereignisfall als Verteilstelle annehmen würden. Die Apotheken werden dazu mit Kontingenten ausgestattet.

Jodtabletten für die Kommunen lagern im Kreisfeuerwehrhaus

Darüber hinaus sind auch die Städte und Gemeinden im Kreis gefragt. Sie sollen ebenfalls in die Verteilung einbezogen werden. Die Kommunen erhalten die Jodtabletten allerdings nicht auf Vorrat, sondern werden erst im Ereignisfall bestückt. „Im Gegensatz zu den Apotheken haben die Städte und Gemeinden keine geeigneten Lagermöglichkeiten“, sagte Eschmann. Dazu benötige man einen Raum, in dem man die Temperatur kontrollieren könne. Die Jodtabletten für die Kommunen lagert der Kreis deshalb im Kreisfeuerwehrhaus.

Die Tabletten sollen bei einem atomaren Ernstfall vor radioaktivem Jod schützen, das Schilddrüsenkrebs auslösen kann. Bei anderen radioaktiven Stoffen wirken sie nicht. Hintergrund des Kreiskonzepts ist ein Runderlass des nordrhein-westfälischen Innenministeriums von 2016, nach dem auch außerhalb der 100-Kilometer-Kernzone rund um einen Atommeiler Jodtabletten vorgehalten werden können. Allerdings werden im Ernstfall nur Minderjährige, Schwangere und Stillende versorgt. Der Rhein-Sieg-Kreis liegt rund 125 Kilometer vom belgischen Kernkraftwerk Tihange entfernt, bis zum Meiler in Doel sind es rund 200 Kilometer.

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