Reformationsfeier des Evangelischen Kirchenkreises 2000 Menschen feiern Reformation in Sankt Augustin

Rhein-Sieg-Kreis · Gedanken, Gespräche, Gemeinschaft: Der Evangelische Kirchenkreis an Sieg und Rhein hat 500 Jahre Reformation auf dem Klostergelände der Steyler Missionare in Sankt Augustin gefeiert.

Einige tausend Menschen versammeln sich auf der Festwiese zur musikalischen Andacht.

Einige tausend Menschen versammeln sich auf der Festwiese zur musikalischen Andacht.

Foto: Martina Welt

„Aufmachen“ lautete das Motto, unter dem der Evangelische Kirchenkreis an Sieg und Rhein (Ekasur) die Gläubigen zur zentralen Feier anlässlich des 500. Reformationsjubiläums in das Kloster der Steyler Missionare nach Sankt Augustin einlud. Rund 2000 Menschen machten sich am Dienstag auf, um miteinander zu sprechen, ihre Gedanken und Wünsche zu formulieren und auszutauschen sowie um das Jubiläum gemeinsam in großem Rahmen zu feiern.

Das Kloster glich einer Pilgerstätte, denn immer wieder kamen die Menschen in kleineren oder großen Gruppen zu Fuß, mit dem Fahrrad, dem eigenen Auto oder mit Bussen. Erst gegen 15 Uhr erreichten zum Beispiel Peter Lorscheid und Michaela Gerstmann die Festwiese. „Wir sind gepilgert“, meinte Lorscheid, der sich zunächst vor allem auf einen Kaffee und Kuchen freute. Drei Stunden waren sie von Mondorf aus den Rhein entlang über die Siegbrücke zum Flugplatz bis hin zum Kloster gewandert. Zuerst habe es einen Gottesdienst gegeben und dann habe man sich in einer Gruppe von rund 40 Menschen auf den Weg gemacht, berichtete er von dem tollen Erlebnis. Bei dem hielt auch das Wetter, was es versprochen hatte, denn die Gruppe erreichte Sankt Augustin trockenen Fußes.

Mit dem Fahrrad fuhren Inken (12), Thorben (15) und Oliver (13) die fast 30 Kilometer von Vettelschoß nach Sankt Augustin. Ihre Gruppe umfasste samt Pfarrer elf Leute. Zurück mussten sie nicht mehr radeln. Den Rücktransport hatte die Gruppe per Auto und Anhänger organisiert. „Da geht es zu viel bergauf“, meinen die drei, die sich selbst in den historischen Kostümen bewunderten, die man im Kinderbereich überziehen konnte. „Ungewohnt aber irgendwie majestätisch“ fühlten sich die Jugendlichen, die auch von den vielen unterschiedlichen Türen der Ausstellung ganz begeistert waren.

36 Türen zum Thema Martin Luther entworfen

33 Gemeinden umfasst der Kirchenkreis und um dem Motto gerecht zu werden, haben sie 36 Türen zum Thema Martin Luther und seinen Thesen entworfen und ausgestellt. Das Bild, welches sich den Ausstellungsbesuchern bot, war ein buntes, und die vielfältigen Ideen stimmten oftmals nachdenklich und animierten zu Gesprächen und Diskussionen.

Gleich ein ganzes Jahr lang war Pfarrer Andreas Börner in Much unterwegs. „Ich habe als Luther verkleidet Thesen gesammelt“, versuchte er, den Brückenschlag zwischen biblischer Geschichte und heutiger Zeit zu schaffen. Einiges sei zusammen gekommen, wie zum Beispiel, die Forderung, ein Gemeinschaftsgefühl von Jung und Alt zu erzeugen oder aber auch im Gottesdienst mehr zu singen.

Dieser Wunsch wurde am Dienstag auf jeden Fall erfüllt, denn an die 800 Musiker sorgten für Gänsehaut bei der Andacht im Freien, zu der sich rund 2000 Menschen auf der Festwiese versammelten und gemeinsam sangen und feierten. Das war dann auch der Höhepunkt der Veranstaltung, die zum Mitreden und Mitmachen einladen sollte, so Superintendentin Almut van Niekerk.

Schüler des Berufskollegs stellen Wohnbox für Obdachlose vor

Der Gemeinschaftsgedanke tauchte an diesem Tag immer und überall auf. Sei es auf Türen oder aber in Gesprächen. Einen wichtigen Beitrag dazu hatten auch die Schüler des Carl-Reuther-Berufskollegs des Rhein-Sieg-Kreises in Hennef geleistet. Gemeinsam mit der Schulpfarrerin Eva Zoske haben 18 Schüler der Klasse Bau und Holz eine Wohnbox für Obdachlose gefertigt und diese bei der großen Feier an den Verein „Little Home“, den der Fotograf Sven Lüdecke 2016 gegründet hat, übergeben (der GA berichtete).

Das Holzhaus sei ein Beitrag des Kollegs zur Reformation gewesen. „Wir haben uns an die These Luthers gehalten, lieber gute Werke zu tun, statt Ablässe zu kaufen“, meinte die Pfarrerin. Die Schüler seien von Beginn an von der Idee begeistert gewesen. „Es war mal was anderes“, meinen sie und im nächsten Jahr sollen dann vier weitere Boxen gebaut werden. „Dazu brauchen wir jedoch Spenden, denn der Kreis kann uns nicht ausreichend Holz zur Verfügung stellen“, so die Pfarrerin. Außerdem hoffen die Schüler, dass die Boxen dann auch den Obdachlosen in Bonn oder Troisdorf zur Verfügung stehen. Bisher stehen 28 der Mini-Häuser vor allem in Großstädten wie Köln, Frankfurt oder Berlin.

Zum Abschluss der zentralen Feier erhielten die Protestanten den Abendsegen, bevor sie sich auf den Heimweg machten in ihre Gemeinden an Sieg und Rhein.

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