Siegburger Rocker-Club "Black Label" 15 wie Pech und Schwefel

SIEGBURG · Wenn es um Rocker geht, denken die meisten Menschen an organisierte Kriminalität, gewalttätige Auseinandersetzungen, Drogen- und Alkoholexzesse sowie an homosoziale Männergemeinschaften. Den besten Beweis, dass nicht jeder Motorradclub mit Rockerregeln dieses Klischee bedient, treten die Männer und Frauen des MC Black Label an. "Natürlich mustern uns die Leute erst einmal skeptisch, wenn wir auftauchen", räumt Daniel ein, der vor rund drei Jahren von dem Siegburger Club hörte.

 Motorradausflüge, Zusammenhalt und mit der ganzen "Familie" Spaß haben bedeutet den Mitgliedern des MC "Black Label" alles.

Motorradausflüge, Zusammenhalt und mit der ganzen "Familie" Spaß haben bedeutet den Mitgliedern des MC "Black Label" alles.

Foto: Paul Kieras

Die "Normalbürger" hätten sich aber gewöhnt an den martialisch wirkenden Anblick der zurzeit dreizehn männlichen und zwei weiblichen "Members" (Mitglieder) in ihren Kutten (Lederwesten) mit dem "Colour" - bestehend aus zwei Schriftzügen sowie dem Mittelteil, dem "Black-Label-Patch" - auf dem Rücken und schweren Motorrädern unter sich. "Die merken ganz schnell, dass wir friedlich sind, unser Bier trinken und einfach nur Spaß haben wollen", fährt Daniel fort. Seinen Nachnahmen möchte er aber nicht preisgeben, genau wie seine Rocker-"Kollegen" - aus Prinzip, sagen sie.

Sollte es dennoch einmal Reibereien geben, dann ist der "Sergeant at arms", Norman, zur Stelle. Im Gegensatz zu manch anderem Club sieht er seine Aufgabe darin, "deeskalierend zu wirken und die Gemüter zu besänftigen", nicht etwa darin, Waffen zu besorgen, wie man beim Titel vermuten könnte. Das gilt auch bei Familienstreitigkeiten, die natürlich vorkommen, wie er einräumt. "Bei uns wird aber nichts mit den Fäusten geregelt", fügt er hinzu.

Wenn die "Black Labels" Preise für ihre Kinderaktionen beim Sommerfest sammeln, brauchen sie bei den Siegburger Einzelhändlern nicht lange betteln und schon gar nicht befürchten, der Geschäfte verwiesen zu werden. Die sehen die Kuttenträger wie jeden Verein. Das gemeinsame Interesse liegt natürlich im Motorradfahren. Warum dann organisiert in einem Rocker-Club? Die Antwort klingt so einfach wie plausibel.

Der "Präsident", genannt Balu, und sein Vize, Basti, erklären den Sinn: "In unserem Leben kommt zuerst die Familie, dann der Club, den wir aber als erweiterte Familie ansehen." Hier respektiert man den anderen, übernimmt Verantwortung, hält zusammen, ist füreinander da und hilft, wenn sich jemand in Schwierigkeiten befindet.

Das hat der fünffache Vater Gunther (51), selbstständiger Unternehmer, am eigenen Leib erfahren. Als die Wohnung seiner Tochter komplett ausbrannte, war der Club sofort zur Stelle, beseitigte Schutt und Asche, gab dem "Familienmitglied" moralischen Halt. Gegenseitige finanzielle Unterstützung ist unter den Rockern genauso selbstverständlich wie eine Besorgung für ein Mitglied zu erledigen, das erkrankt ist. Eben ganz wie bei einer Familie.

Zu der gehören auch Britta und Kathrin, die gerade am Herd stehen, für die Jungs Schnitzel braten und zusammen mit Champignons-Soße, Fritten und Salat aus der Küche über den Hof ins Clubheim bringen lassen. Natürlich von männlichen "Kollegen". Der Eindruck, Frauen an den Herd, die Männer auf Motorräder, täuscht. Die Mädels sind absolut gleichberechtigt, fahren ihre eigene Maschine und besitzen natürlich den Motorradführerschein, der zwingend Voraussetzung für eine Mitgliedschaft ist. Sie haben als "Hänger" mit nackter Kutte angefangen, wurden dann "Prospect" - durften schon die Schriftzüge tragen - und schließlich "Full"-Member.

Die Vorstufen zum Vollmitglied dauern jeweils mindestens ein Jahr. In dieser Zeit soll gegenseitig getestet werden, ob man zusammenpasst. Das Verhältnis aufkündigen können sowohl der Club als auch der Anwärter. Letztendlich aufgenommen wird man nur einstimmig. "Bei uns kann nicht jeder Mitglied werden wie in einem normalen Verein" stellt Balu klar, ein ganz anderer Zusammenhalt sei gefordert.

Der Club wurde im Jahr 1988 in einer Roisdorfer Garage gegründet. Die Suche nach einem geeigneten Clubraum erwies sich als schwierig, ständig wechselten die Rocker die Lokalitäten. Im Laufe der Zeit verließen die Gründungsmitglieder den Club, der im Jahr 1997 endlich "sesshaft" wurde. In Siegburg bauten die Members eine Werkstatt ihres "Präsi" zum Clubheim um. Dort findet jeweils am zweiten Freitag eines Monats ein Stammtisch statt, zu dem auch Gäste übrigens immer willkommen sind.

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