Geschwindigkeitskontrollen im Rhein-Sieg-Kreis „Raserei ist die häufigste Unfallursache“

RHEIN-SIEG-KREIS · Kreispolizeibehörde Siegburg beteiligt sich mit 55 Beamten an 44 Messstellen am europaweiten Blitzmarathon.

 Trotz des angekündigten Blitzmarathons hielten sich viele Fahrer nicht an die vorgeschriebenen Geschwindigkeit und wurden wie hier in Ruppichteroth angehalten.

Trotz des angekündigten Blitzmarathons hielten sich viele Fahrer nicht an die vorgeschriebenen Geschwindigkeit und wurden wie hier in Ruppichteroth angehalten.

Foto: Paul Kieras

Die Kreispolizeibehörde des Rhein-Sieg-Kreises beteiligte sich gestern am europaweiten Blitzmarathon. Im Vordergrund der Aktion standen dieses Mal die Unfallopfer. Neben Opferschutzorganisationen begleiten auch Opferschützer der Polizei die Menschen nach einem schrecklichen Ereignis.

Gestern wurden bis gegen 18 Uhr 4284 Fahrzeuge gemessen. Zu schnell fuhren 280 Autofahrer. In den meisten Fällen kamen die Autofahrer mit einem Verwarngeld davon. Spitzenreiter, so die Polizei, war ein Fahrer, der statt der erlaubten 70 fast 100 Stundenkilometer schnell war.

In Höhe der „Futterkrippe“ in Ruppichteroth-Schönenberg erklärten die Leiterin der Direktion Verkehr, Petra Kaufmann, sowie Gerhard Zöller, Beauftragter Opferschutz Verkehr, und Guido Hoffmann, Verkehrsunfallprävention, den Hintergrund des groß angelegten Einsatzes, an dem 55 Beamte an 44 Messstellen beteiligt waren.

Fahrern die Folgen von zu schnellem Fahren bewusst machen

Es ginge darum, motorisierten Verkehrsteilnehmern die möglicherweise schrecklichen Folgen des zu schnellen Fahrens bewusst zu machen, erklärte Hoffmann. „Wenn jemand stirbt, bricht einiges zusammen“, berichtete er aus Erfahrung. „Man klingelt an einer Tür, um die Todesnachricht zu überbringen, und im gleichen Moment ist die Welt eine andere“, schildert er diesen auch für die Beamten „schlimmen Augenblick.“

Petra Kaufmann wies darauf hin, dass nicht nur die engste Familie leide, sondern viele weitere Menschen betroffen seien. Polizeisprecher Burkhard Rick ergänzte, dass dazu beispielsweise auch Sanitäter, Zeugen, Arbeitskollegen und Freunde zählten. Statistisch gesehen seien von einem schweren Unfall rund 100 Personen betroffen.

Seit Einführung des Opferschutzes 2011 hat die Polizei nach Angaben Ricks in 83 Fällen 366 Opfer betreut, 2016 in vier Fällen bereits 30. In den meisten Fällen war Raserei Unfallursache. Rick sagte, mit 500 Toten und 80.000 Verletzten allein in NRW seien weit mehr Opfer zu beklagen als bei Kapitalverbrechen, und dennoch hielten sich die Verkehrsteilnehmer nicht an die vorgegebenen Geschwindigkeiten.

Stellen gewählt, an denen wegen überhöhter Geschwindigkeit oft Unfälle passieren

Daher habe man für den Blitzmarathon Stellen gewählt, an denen es immer wieder zu schweren Unfällen aufgrund überhöhter Geschwindigkeit komme. So auch im Bröltal, das laut Kaufmann „mit Kreuzen gepflastert ist.“ Den Blitzmarathon bezeichnete sie als sinnvoll, denn die Vergangenheit habe gezeigt, dass die Auto- und Motorradfahrer zumindest in den ersten ein bis zwei Wochen danach auf das Tempo achteten.

Wie wichtig der Opferschutz ist, verdeutlichte Zöller. Vor Ort stünden Notfallseelsorger und Opferschutzorganisationen als Betreuer Geschädigter zur Verfügung, aber später käme „die Zeit der Leere“ für die Opfer. Da setze die Hilfe der Polizei ein, die dankbar angenommen werde. Bei besonderen Ereignissen leistete seine Abteilung allerdings ebenfalls erste Hilfe bei der Opferbetreuung.

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