Schilder in Sankt Augustin Zusätze zu umstrittenen Straßennamen sind montiert

SANKT AUGUSTIN · Lange und heftig war in Sankt Augustin debattiert worden, ob die Agnes-Miegel- und die Ina-Seidel-Straße wegen der Nähe der beiden Dichterinnen zum Nationalsozialismus umbenannt werden sollen.

Am Ende entschied der Stadtrat mehrheitlich, die Namen zu belassen und Zusatzschilder anzubringen. Die sind nun montiert, wie auch Zusätze an Möldersstraße, Langemarckstraße und die Nelly-Sachs-Straße, die von der Agnes-Miegel-Straße abzweigt:

  • Agnes-Miegel-Straße: "Agnes Miegel (1879 - 1964), deutsche Dichterin, wegen ihres Wirkens in der NS-Zeit umstritten."
  • Ina-Seidel-Straße: "Ina Seidel (1885 - 1974), deutsche Dichterin, wegen ihres Wirkens in der NS-Zeit umstritten, distanzierte sich in den Nachkriegsjahren von ihrer früheren Haltung."
  • Nelly-Sachs-Straße: "Nelly Sachs (1891 - 1970), ausgezeichnet mit dem Literaturnobelpreis (1966) für ihr dramatisches und lyrisches Werk über das Schicksal Israels."
  • Möldersstraße: "Werner Mölders (1913 - 1941), deutscher Jagdflieger, ab 1938 eingesetzt in der Legion Condor."
  • Langemarckstraße: "Schlacht bei Langemarck im November 1914, durch nationalistische Propaganda zur Verherrlichung des Todes junger Soldaten missbraucht."

Die Fraktion Aufbruch hatte im Mai 2011 die Diskussion um die Namen angestoßen, weil die Dichterinnen Seidel und Miegel den Nationalsozialismus verherrlicht und Adolf Hitler verehrt haben. Während sich Seidel nach dem Zusammenbruch des Nazi-Regimes von ihrem Verhalten distanziert hatte, hatte sich Miegel dazu nicht öffentlich geäußert.

1933 gehörte sie zu den 88 Schriftstellern, die das "Gelöbnis treuester Gefolgschaft" für Hitler unterschrieben haben, wie Seidel auch. Zahlreiche Städte haben Schulen und Straßen, die Miegels Namen trugen, umbenannt.

Die Anlieger der Straßen in Sankt Augustin indes hatten sich mehrheitlich für den Erhalt der Straßennamen mit einem Zusatzschild ausgesprochen.

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