Erfolgreich im Internet Opa Heinz Grigat aus Hangelar wird zum Youtube-Star

Sankt Augustin · Der 81-jährige Sankt Augustiner Heinz Grigat alias Sepp Ponk und H1 erobert das Internet. Sein Clip "Eltern versus Großeltern" von BullshitTV wurde über 3,5 Millionen Mal geklickt, und bei den Video-Days 2013 in der Lanxess Arena war er mit auf der Bühne.

Die Kids mögen ihren Youtube-Opa Heinz Grigat alias Sepp Ponk oder H1 für Heinz. Der heute 81-Jährige ist ein Kuriosum in der Youtube-Szene, denn er erklärt den Usern ihre Sprache und ihre Welt, ernsthaft, aber mit einer gehörigen Portion Ironie – und wird dafür geliebt. Es war bei dem gebürtigen Bonner, der seit 1964 in Sankt Augustin lebt, eher der Zufall, der ihn zum Star der Kinder und Jugendlichen katapultierte.

An Kunst interessiert war er schon immer. In der Bonner Münsterschule sang Grigat im Knabenchor mit. Später wechselte er zum Jugendchor. „Das Stadttheater hat uns Jungs dann bei Bedarf für Statistenrollen ausgeliehen“, erinnert er sich, und so war er schon früh Mitwirkender bei Opern, Operetten oder Schauspielen. „Das Interesse war geweckt.“ Aber das Leben führte Grigat zunächst auf andere Wege.

„Ich machte eine Ausbildung zum Innendekorateur und schulte später zunächst zum Tabellierer und dann zum Programmierer um.“ In diesem Beruf hat Grigat 35 Jahre lang im Rechenzentrum des Materialamtes der Bundeswehr in Sankt Augustin gearbeitet und ist in dieser Zeit auch nach Sankt Augustin-Hangelar gezogen. Seiner Leidenschaft für die Schauspielerei kam er erst wieder nach seiner Pensionierung mit 63 Jahren nach. „Ich ging zu verschiedenen Castings in Köln, spielte vor und wurde engagiert“, erzählt er. So habe er in diversen Serien für RTL mitgewirkt. Auch in dem Film „Das Trio“ mit Götz George übernahm Grigat eine Statistenrolle. „George spielte den Taschendieb, und ich war ein Reisender, dem er die Brieftasche stahl. Dabei gingen wir beide zu Boden.“ Für Grigat ein unvergessener Moment in seiner Laufbahn.

„Es war immer mein stiller Wunsch zu schauspielern“, sagt er heute, und mit seinem Beitritt zu den Sankt Augustiner Bühnengeistern 2002 konnte er diesen Traum weiter ausleben. Bei der Laienspielgruppe herrschte damals ebenso wie heute chronischer Männermangel, sodass man ihn begeistert aufnahm. „Ich konnte schon immer gut parodieren und bin ein lustiger Typ“, sagt Grigat. Die Youtuber Y-Titty haben ihn schließlich 2012 – natürlich über das Internet – entdeckt. Grigat, der immer offen für Neues war, sagte zu, als ihn die bekannten Youtuber fragten, ob er mit ihnen etwas machen wolle.

Das war der Beginn der Youtube-Karriere von Sepp Ponk. Seinen Namen erhielt er mit der Gründung der Firma Mediakraft (Ponk) in Köln. Dort entstanden die Texte, die Sepp dann rezitierte. „Ich habe mindestens 15 Lehrfilme und auch Tanzfilme gemacht“, blickt er zurück. Damals sei er 77 Jahre alt gewesen. Höhepunkt war ein Auftritt 2014 in der Live-Music Hall. Sein Film „Eltern versus Großeltern“ (bullshit tv) wurde über 3,5 Millionen Mal geklickt, und bei den Video-Days 2013 in der Lanxess Arena war Sepp Ponk mit auf der Bühne. „Danach war richtig was los auf dem Parkplatz“, denn seine Fans zwischen fünf und 14 Jahren seien wie verrückt auf ihren Youtube-Opa gewesen, erinnert er sich.

„Die Zeit war sehr schön, aber jetzt mache ich etwas weniger“, meint er. In den Jahren 2015 und 2016 sei er fast jede Woche in Köln gewesen, um zu drehen. „Die Gage war zwar klein, aber der Spaß riesig“, bilanziert Grigat. So viel wie in dieser Zeit will er jetzt nicht mehr spielen, aber dennoch wird es in diesem Jahr ein neues Projekt von H1 (Heinz) geben. „Es ist eine Serie, die live mit Publikum gedreht wurde.“ Mehr dürfe er jetzt noch nicht verraten.

Heinz Grigat bleibt ein Exot in der Youtube-Szene und wird ihr, wenn auch reduziert, noch erhalten bleiben. Es freut ihn, wenn die Kids kommentieren, dass sie auch gerne einen solchen Opa hätten, und ihn erkennen, wenn er einkaufen geht. So ein großer Fan-Kult ist ihm aber eher unangenehm. So grenzte die Aufmerksamkeit der Kids 2017 an Halloween vor seinem Haus schon an einen Belagerungszustand. „Das ist mir dann zu viel und auch unheimlich“, meint der 81-Jährige, der nach dem Tod seiner zweiten Frau alleine in seinem Reihenhäuschen in Hangelar lebt.

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