Jugendhilfeprojekt in Hangelar Wohngruppe in Sankt Augustin betreut Kinder auf Zeit

Sankt Augustin · Die neue Wohngruppe Triangulum nimmt Kinder und Jugendliche auf, deren Eltern sich akut in einer Krise befinden und die deshalb in der Familie nicht mehr betreut werden können. Bewegung, Musik und Kreativität stehen im Mittelpunkt.

 Viel Bewegung und Spielen im Freien gehört zum Konzept der Wohngruppe Triangulum.

Viel Bewegung und Spielen im Freien gehört zum Konzept der Wohngruppe Triangulum.

Foto: Korallenriff

Ihre Weihnachtswünsche haben die sieben Jungen und Mädchen schon lange formuliert. „Jedes Kind hat sich ein Musikinstrument gewünscht“, erzählt Erzieher Kevin Rahm. Dabei schwingt auch etwas Stolz mit. „Es ist schön, zu sehen, wie die Kinder unser Konzept in den Alltag tragen.“ Die Kinder leben in der Wohngruppe Triangulum des Trägers Korallenriff, die im Juli in Hangelar eröffnet hat – und laut den Mitarbeitern einen besonderen Grundgedanken verfolgt. „Wir wollen Bewegung, Kreativität und Musik als Konzept umsetzen“, sagt Einrichtungsleiterin Claudia Altea.

Die stationäre Jugendhilfeeinrichtung Korallenriff ist die erste mit Hauptsitz in Sankt Augustin. Sie nimmt Kinder und Jugendliche auf, deren Eltern sich akut in einer Krise befinden und die deshalb in der Familie nicht mehr betreut werden können. Das Ziel sei aber immer, dass die Mädchen und Jungen auf Dauer wieder in ihren Familien leben könnten, so Altea.

Laut Stadtsprecherin Eva Stocksiefen gibt es in der Kommune zwei weitere Wohngruppen, die allerdings Außenstellen von anderen Einrichtungen sind. Für die Verwaltung ist die neue Wohngruppe eine „sehr gute Erweiterung“ des stationären Angebots in der Region, weshalb die Stadt die Eröffnung in einer Vorlage für den Jugendhilfeausschuss im Juni sehr befürwortete. Für Kinder und Jugendliche aus Sankt Augustin, die nicht zu Hause leben können, biete die Wohngruppe Triangulum die Möglichkeit, in ihrem sozialen Umfeld bleiben zu können, heißt es darin.

Platz für neun Kinder

Neun Kinder zwischen sechs und 16 Jahren, egal welcher Kultur oder Nationalität, haben in dem großen Haus in Hangelar Platz. Zurzeit betreuen die Mitarbeiter sechs Jungen und ein Mädchen im Alter von sechs bis zwölf Jahren. Mehr ist nicht möglich, da dem Team noch ein weiterer pädagogischer Mitarbeiter fehlt. „Theoretisch hätten wir die Gruppe schon drei Mal vollmachen können“, sagt Kevin Rahm. „Aber wir sind jetzt voll wegen des Betreuungsschlüssels.“

Die Idee, eine eigene Einrichtung zu gründen, kam Diplomsozialpädagogin Claudia Altea sowie den Erziehern Kevin Rahm und Nedim Saliji, als sie noch für eine anderen Träger in der stationären Jugendhilfe arbeiteten. „Wir haben festgestellt, dass wir etwas anders arbeiten wollen“, sagt Altea. Also schauten sie nach einem geeigneten Ort für ihre Wohngruppe. „Wir hatten Glück, dieses wunderschöne Haus in Sankt Augustin zu finden. Unser Vermieter steht auch sehr dahinter, darüber sind wir froh.“ Den ersten Kontakt zum Landesjugendamt, das für die Betriebserlaubnis zuständig ist, gab es im Januar; im April mietete die Gesellschaft das Haus an. Nach ein paar Umbauarbeiten, unter anderem zum Brandschutz, zogen im Sommer die ersten Kinder ein.

Alle Angebote sind freiwillig

Toben im Garten, malen und basteln im Kreativraum oder Gitarrenunterricht sind am Nachmittag fester Bestandteil ihres Alltags. Dafür beschäftigt das Korallenriff einen Berufsmusiker und eine Honorarkraft für die Kreativangebote. „Wir möchten den Kindern neue Erfahrungsfelder bieten“, sagt Altea. Für die Kinder sei dies etwas besonderes, ergänzt Saliji. „Wir haben welche, die spielen jetzt schon super Gitarre. Das macht sie stolz und gibt ihnen ein ganz anderes Bewusstsein.“ Alle Angebote seien dabei freiwillig. „Aber die Kinder fragen sehr oft danach“, so der Erzieher. Überhaupt seien die Kinder und Mitarbeiter der Wohngruppe in Sankt Augustin gut angekommen. „Wir haben den Eindruck, dass die Menschen uns hier ganz offen angenommen haben“, sagt Saliji. Die Nachbarschaft habe anfangs viele Fragen gehabt. Inzwischen gebe es bereits Freundschaften mit den Nachbarskindern.

Nun steht das erste Weihnachten in der Wohngruppe an. Das feiern die Mitarbeiter und Schüler übrigens gleich zwei Mal. Das erste Fest war bereits diese Woche, damit auch die Kinder dabei sein können, die in den Ferien zu ihren Eltern fahren. Für alle anderen steht nun am Heiligen Abend eine weitere Feier an – vermutlich mit viel Musik.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort