Jubiläum der Scheibner-Ranch in Hangelar Wo Hähne krähen und Ziegen stinken dürfen

SANKT AUGUSTIN · Markus Scheibner feiert am Ostersonntag den 25. Geburtstag der Scheibner-Ranch. Der 43-Jährige kümmert sich mit Herz und Seele um die 80 Tiere.

Die Sonne strahlt über der Hangelarer Heide. In ihrem Auslauf recken die beiden Shetland-Ponys Sonja und Polly und der Esel Muckelchen ihre Hälse Richtung Zaun. Sie alle lassen sich die Äpfel und Möhren schmecken, die eine Familie mit kleinem Kind durch den Maschendraht schiebt. Leider verhalten sich die Besucher der Scheibner-Ranch nicht immer so vorbildlich, trotz der großen Schilder, die Markus Scheibner (43) am Zaun angebracht hat. Er berichtet von Nudeln und Brötchen, die über den Zaun geworfen werden oder aber Kartoffelschalen, die für seine Tiere tödlich sein können.

Heute strahlen die Augen von Markus Scheibner mit der Sonne um die Wette. Er hängt mit Herz und Seele an dem Vermächtnis seines Vaters Karl Scheibner. Ihm treten die Tränen in die Augen, wenn er über familieninterne Streitereien um das Erbe nach dem Tod des Vaters 2008 berichtet. Doch auf der anderen Seite strahlt er genauso, wenn er die Begrüßungszeremonien seiner Tiere beschreibt, sobald er nach der Arbeit die Ranch betritt. „Mein Vater suchte Anfang der neunziger Jahren einen Platz, wo der Hahn nach Herzenslust krähen und der Ziegenbock stinken kann, so viel er will“, berichtet der 43-Jährige. Den fand Karl Scheibner am Rande der Hangelarer Heide, wo eine Erbengemeinschaft einen Baulagerplatz zu vergeben hatte. „Mein Vater hat zunächst die Stadt gefragt und dann alle Erben an einen Tisch geholt und mit ihnen verhandelt“, erinnert sich der Sohn. Der Versuch war erfolgreich und die 2400 Quadratmeter Grund gehörten schließlich ihm.

Ostersonntag lädt Markus Scheibner zum traditionellen Osterfest , wo gleichzeitig dann der 25. Geburtstag der Ranch gefeiert wird. In seinen besten Zeiten versorgte Karl Scheibner 200 bis 300 Tiere auf dem Areal, darunter auch Hängebauchschweine. Heute sind es um die 80 Tiere. Die Hängebauchschweine mussten wegen der Schweinepest weichen. Dennoch können alle Tierliebhaber –und das sind insbesondere die Kinder oder die Bewohner des benachbarten Seniorenpflegeheims – Hähne, Hühner, Meerschweinchen, Kaninchen, Zwergziegen samt Nachwuchs, acht Katzen, zwei Ponys und einen Esel begutachten. Auch Kamerunschafe nennt Scheibner sein Eigen. Die haben den Vorteil, dass sie nicht geschoren werden müssen. Die beiden großen Brahma Riesenhühner mit Federfüßen teilen sich in trauter Eintracht ein Gehege mit einem Pfau.

Die Frage, warum er sich das antut, stellt sich für Markus Scheibner überhaupt nicht. Er kennt es nicht anders und die Tiere sind seine Familie. „Wenn ich nach der Arbeit hier ankomme, kann ich erst mal durchatmen“, meint er. Er bleibt in der Regel drei bis vier Stunden bei seinen Tieren, bevor er sich dann wieder nach Hause Richtung Troisdorf aufmacht. In den Urlaub fährt Markus Scheibner nicht. Der Betriebstechniker in der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben nutzt seine freie Zeit, um auf der Ranch wieder klar Schiff zu machen und notwendige Reparaturen durchzuführen. Das Wichtigste für ihn: „Die Tiere können hier Tiere sein, ich erlebe die Natur pur.“ Genau das sei das Vermächtnis seines Vaters, das jetzt in Sankt Augustin angekommen sei. „Wir gehören schon zur Stadt wie die Huma oder das Kloster“, meint Scheibner lachend.

Viel Zuspruch erhält der Tierhalter von den Sankt Augustinern: Das half ihm auch über schwerere Zeiten zur Jahrtausendwende. Dazu zählt der Brand, bei dem viele Meerschweinchen und ein Pfau verbrannten. Dann habe es eine Zeit gegeben, da wurden auch seinen Tauben die Füße abgeschnitten. Scheibner fand seine Gänse auch schon mal geköpft vor. Eines der Ponys hatte in dieser Zeit mal ein Kabel um den Hals. „Offenbar war es ihm gelungen, davon zu laufen“, mutmaßt Scheibner. Damals habe er schon ans Aufhören gedacht, aber es gab eine Spendenaktion, die von den Jungen Liberalen und einer Zeugin initiiert wurde, die 2500 Euro in die Kasse der Ranch spülte. Scheibner blieb. Ähnliche grauenhafte Tierquälereien habe es in letzter Zeit zum Glück auch nicht mehr gegeben.

Das Osterfest findet am Ostersonntag zwischen 14 und 17 Uhr auf der Scheibner-Ranch statt. Auch der Scheibner-Ranch-Express wird dann wieder unterwegs sein. Die Kinder haben die Gelegenheit, einen Teil der Tiere zu streicheln und hautnah kennenzulernen.

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