Tödlicher Unfall in Sankt Augustin Wie gefährlich ist die B 56?

Sankt Augustin · 15.000 Fahrzeuge bewegen sich täglich durch das Sankt Augustiner Zentrum, die Belastungen sind seit Jahren ein Thema in der Stadt – vor allem nach heftigen Zusammenstößen wie am Mittwoch.

 Die Unfallstelle an der Südstraße am Donnerstag: Zwei Blumensträuße liegen dort zum Gedenken an das Opfer.

Die Unfallstelle an der Südstraße am Donnerstag: Zwei Blumensträuße liegen dort zum Gedenken an das Opfer.

Foto: Holger Arndt

Knapp 5,5 Millionen Fahrzeuge fahren jedes Jahr über die Bonner Straße (B 56) in Sankt Augustin. Das entspricht 450.000 Autos pro Monat und 15.000 pro Tag, die sich durch die Stadtteile Ort und Mülldorf bewegen – entweder nach Bonn oder Richtung Siegburg. Immer wieder ist der Verkehr auf der Strecke ein Thema, zum einen unter den Bürgern, zum anderen in politischen Gremien. „Die Straße zerschneidet Mülldorf, aber ich glaube, damit müssen wir leben. Eine Umgehung ist hier einfach nicht machbar“, sagte Mülldorfs Ortsvorsteher Heinz-Peter Schumacher dem General-Anzeiger.

Ein weiterer Aufreger im Zusammenhang mit der B 56: die vermeintliche Unfallhäufigkeit. Doch Rita Lorenz, Sprecherin des Rhein-Sieg-Kreises, sagte am Donnerstag dem GA: „Nein, die B 56 ist auf Basis der Unfallzahlen keine besonders unfallträchtige Straße.“

Dennoch ist die Kreuzung Bonner Straße/Südstraße/Wehrfeldstraße laut Kreis zumindest eine von drei Unfallhäufungsstellen. Direkt an diese Kreuzung angrenzend hatte sich am Mittwoch in der Einfahrt zur Nachbarschaftshilfe Rhein-Sieg ein Unfall ereignet, bei dem eine Radfahrerin starb. Seit 2007 gab es dort laut Lorenz 38 Unfälle, also knapp fünf pro Jahr. Deshalb hatte die zuständige Unfallkommission für den Kreis im Jahr 2009 einige Maßnahmen beschlossen. Vier Jahre später wurden unter anderem die Knotenpunktmarkierungen erneuert oder auch die Signalzeiten der Lichtsignalanlage überprüft. Die anderen beiden Unfallschwerpunkte sind die Kreuzung Bonner Straße/Konrad-Adenauer-Allee/Kapellenstraße (14 Unfälle seit 2009) sowie die Bonner Straße/A 560 aus Richtung Hennef (21 Unfälle seit 2011).

Kommission kommt zusammen

In der Unfallkommission sitzen laut Internetseite des Kreises folgende Vertreter: Mitarbeiter des Kreis-Straßenverkehrsamtes, der jeweiligen Straßenbehörde, des Straßenbaulastträgers und der Polizei. Das Gremium analysiert Unfallhäufungspunkte und schaut, ob sie diese beseitigen kann.

Zudem trifft sich das Gremium, wenn es einen tödlichen Verkehrsunfall gibt. Das hat Lorenz nun auch für den Unfall in der Ausfahrt zur Nachbarschaftshilfe in Sankt Augustin angekündigt. „Die Kommission kommt zeitnah zusammen und schaut sich das an“, sagte sie.

„Das ist ein tragischer Unfall“

Die Zufahrt zur Nachbarschaftshilfe ist seit Jahren ein Thema. Momentan steuern Kunden auf zwei Wegen das Areal an, auf dem unter anderem hilfsbedürftige Menschen einkaufen: Entweder auf der Vorderseite über die Bonner Straße oder an der Rückseite über die Südstraße Richtung Huma-Einkaufscenter vor den Bahngleisen. Die Nachbarschaftshilfe nutzt dort ein städtisches Grundstück als Parkplatz. Doch das soll sich ändern, die Stadt möchte Wohnungen bauen lassen, die Gespräche mit einem möglichen Investor laufen. Der Technische Beigeordnete Rainer Gleß sagte: „Wir brauchen dann eine vernünftige Anbindung an die Südstraße.“

Für die Nachbarschaftshilfe heißt das: Kunden müssen ausschließlich über die Bonner Straße zum Einkaufen fahren. Gleß sagte: „Das ist aber erst mittelfristig möglich, wenn es eine leistungsfähige Zufahrt über die Bonner Straße gibt.“ Denn die Nachbarschaftshilfe will sich vergrößern, ein Gutachter hatte aber prognostiziert, dass im schlimmsten Fall die Kapazitätsgrenzen der B 56 überschritten werden. Deshalb soll der Umbau deutlich schlanker ausfallen und der Gutachter sich die Zahlen noch einmal anschauen.

Tief betroffen über den Tod der Radfahrerin äußerte sich am Donnerstag Heinz-Peter Schumacher, der auch Geschäftsführer der Nachbarschaftshilfe ist. Er sagte: „Das ist ein tragischer Unfall.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort