Verein pflegt Gräberfelder für 2,7 Millionen Kriegstote Volksbund sammelt im Huma Spenden für Kriegsgräber

Sankt Augustin · Seit November läuft die Spendensammelaktion des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Der Verein pflegt Kriegsgräber von etwa 2,7 Millionen deutschen Kriegstoten auf über 830 Gräberfeldern in 46 Staaten.

 Spenden für das Wachhalten der Erinnerung: Walter Ising (r.) und Oberst Horst Wiesinger.

Spenden für das Wachhalten der Erinnerung: Walter Ising (r.) und Oberst Horst Wiesinger.

Foto: Marcel Dörsing

Seinen Großvater kannte der Mann nur von einem Foto. Doch als die Nachricht eintraf, dass die Leiche des seit dem Zweiten Weltkrieg Vermissten mehr als 70 Jahre später endlich entdeckt worden war, brach er in Tränen aus, berichtete Oberst Horst Wiesinger, Standortältester der Siegburger Brückberg-Kaserne. Der junge Mann, Stabsunteroffizier in Wiesingers Einheit, reiste zur Beisetzung seines Großvaters nach Weißrussland und nahm Abschied.

„Seine Großmutter, die sich Zeit ihres Lebens geweigert hatte, ihren Ehemann für tot erklären zu lassen, hat es nicht mehr erlebt“, so Wiesinger. „Noch immer werden vor allem auf den ehemaligen Schlachtfeldern der Sowjetstaaten rund 15.000 Kriegstote jährlich entdeckt.“ Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge setzt sich für die Exhumierungen und Umbettungen der Opfer ein.

Unterstützung des Bürgermeisters

Mit Unterstützung von Sankt Augustins Bürgermeister Klaus Schumacher sammelte der Verein am Mittwoch im Huma-Einkaufszentrum Spenden für ihre Arbeit. „Wir unterstützen die Kriegsgräberfürsorge ja quasi schon traditionell“, sagte Schumacher, der selbst mit der Spardose in der Hand Passanten um einige Münzen bat. Die Identifizierung von oftmals in Massengräbern gefundenen Soldaten ist aber nur eines der Ziele des Vereins. Mit den Spenden pflegt er Kriegsgräber von etwa 2,7 Millionen deutschen Kriegstoten auf über 830 Gräberfeldern in 46 Staaten.

Für Bürgermeister Schumacher eine wichtige Leistung: „Kriegsgräber sind eine Erinnerung für uns alle, dass Krieg niemals eine Lösung sein kann.“ Seit November läuft die Spendensammelaktion des Vereins bereits. Besuche an der Haustür, die früher häufig Reservisten gemacht haben, gebe es zwar kaum noch, dafür sind die Helfer aber regelmäßig an öffentlichen Punkten, etwa in Sankt Augustin, Siegburg und Umgebung anzutreffen.

Rund 500 Euro pro Tag

Rund 500 Euro kommt an einem normalen Tag dabei zusammen, berichtet Edgar Bastian, Ortsgeschäftsführer des Volksbunds. Auch Walter Ising aus Sankt Augustin schob im Vorbeigehen ein paar Münzen in eine der Spendendosen. „Ich Spende gerne etwas für den guten Zweck“, sagte er. Seinem Beispiel folgten aber immer weniger Menschen, berichtete Schumacher. „Die Spendenbereitschaft ist gerade bei der jüngeren Generation nicht mehr so hoch.“ Das liege seiner Ansicht daran, dass die Jüngeren heute nicht mehr die Verbindung zum Krieg hätten, wie die Generationen vor ihnen.

„Hier sind vor allem Schulen gefragt, die Geschichte zu bewahren“, so Schumacher. Wie wichtig das ist, stellt Wiesinger in zahlreichen Gesprächen mit Spendern fest. „Die aktuellen Entwicklungen in Europa und der Welt machen doch vielen Sorgen“, so der Oberst. Trotz vieler Spannungen, die man heute wieder zwischen Staaten erlebe, laufe die Zusammenarbeit bei der Pflege der Kriegsgräber problemlos. „Über den Gräbern herrscht heute Friede und der Geist der Humanität“, berichtete Wiesinger.

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