Museum Haus Völker und Kulturen Trio Ayarkhaan begeistert mit Maultrommel-Musik

SANKT AUGUSTIN · Für Musik, die in europäischen Gefilden alles andere als alltäglich ist, steht die Reihe "Klangkosmos/Weltmusik", die der Fachbereich Kultur und Sport der Stadt Sankt Augustin organisiert.

 Die Tradition der Maultrommeln, auf denen die Gruppe Ayarkhaan spielt, ist 3000 Jahre alt.

Die Tradition der Maultrommeln, auf denen die Gruppe Ayarkhaan spielt, ist 3000 Jahre alt.

Foto: Antonia Clausen

Am Sonntag kamen die Gäste im Museum Haus Völker und Kulturen der Steyler Missionare so in den Genuss, der Gruppe Ayarkhaan lauschen zu können. Die drei Frauen aus Jakutien begeisterten mit Tundra-Gesang und spielten auf Maultrommeln, den Khomus.

"Ich nehme an, dass die ungewöhnlichen Instrumente, die die Damen mitgebracht haben, mit ein Grund sind, warum wir hier heute aus allen Nähten platzen", sagte Kulturamtsleiter Bert Stroß angesichts der vielen, die sich sogar mit Stehplätzen zufriedengaben, nachdem der letzte Stuhl, der aufgetrieben werden konnte, besetzt war.

Khomus heißen die feinen Instrumente, die auf eine etwa 3000 Jahre alten Tradition zurückblicken können. Rund um den Baikalsee liegt die Wiege der Maultrommeln, die sich aber auf der ganzen Welt ausbreiteten und als ältester Klangkörper der Menschheit gelten.

Allerdings geschah das Spielen der Bügel und Federn unter unterschiedlichen Gesichtspunkten: In Österreich etwa wurden Maultrommeln im 17. Jahrhundert von der Kirche verboten, weil von ihrem Spiel eine "erotische und anziehende Wirkung" ausgehe. In Sibirien dagegen wird sie als weibliches Gegenstück zur Trommel der Schamanen betrachtet, und ihrem Klang wird heilende Wirkung zugeschrieben.

Dass damit auch Wahrsagen getroffen oder Geister herbeigerufen werden können, glaubte man am Sonntag sofort, als das Trio durch das Hauchen in die Mikrofone Wind aufkommen ließ und kehlige Töne den Raum ausfüllten. Die Maultrommel Khomus passte dank ihrer Ausdrucksmöglichkeiten bestens zu dem Nasen-, Rachen- und Gaumengesang, der das Publikum sofort in seinen Bann zog.

"Ich habe so etwas noch nie gehört, es ist sehr ungewöhnlich. Das sind Klänge wie aus einer anderen Zeit", sagte ein Besucher. Man müsse sich ganz darauf einlassen, dann fühle man sich regelrecht getragen.

Das taten sogar einige der Gäste im Sankt Augustiner Museum: Mit geschlossenen Augen wiegten sie sich im pulsierenden Rhythmus und den unvergleichlichen Klängen, die die drei Profimusiker Albina Degtyareva, Varvara Stepanova und Alisa Savvinova aus Stahlbügeln und in den Mundhöhlen schwingenden Federn hervorbrachten.

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