Ortsentwicklung in Menden Tanzsaal und Zweiradtreff sind Geschichte

Sankt Augustin · Das nicht denkmalwürdige Fachwerkgebäude an der Burgstraße, das einst Tanz- und Kinosaal des Ortes war, wird wohl bald abgerissen. Die Stadt Sankt Augustin hat Genehmigung dazu erteilt.

 Bald könnten die Bagger anrollen: Das Gebäude an der Ecke Burgstraße/Siegstraße wird wohl bald nicht mehr stehen.

Bald könnten die Bagger anrollen: Das Gebäude an der Ecke Burgstraße/Siegstraße wird wohl bald nicht mehr stehen.

Foto: Holger Arndt

Alles musste ganz schnell gehen. Überraschend, kurzfristig und mitten in der Saison hatte Fahrradhändler Christof Pütz zum 31. Oktober 2015 nach 26 Jahren seinen Zweiradtreff an der Burgstraße Ecke Siegstraße schließen müssen. Rund 500 Fahrräder sowie Berge an Zubehör mussten im Akkord verpackt und in ein neues Ladenlokal Am Turm in Siegburg gebracht werden, weil dem Fachwerkgebäude der Abriss angekündigt wurde.

Geschehen ist am historischen Gebäude, das einst Tanz- und Kinosaal des Ortes war, seither nichts. Und wirklich traurig, das hört man in Menden und in den sozialen Medien, ist darüber niemand. Auch Christoph Pütz nicht. Für ihn ist das Kapitel Burgstraße nach dem kurzen, schmerzlichen Abschied geschlossen. „Das Geschäft musste ja weitergehen und wir sind in Siegburg gut angekommen“, bestätigt Pütz auf Nachfrage, „ich finde das aber gut, dass ich da jetzt ungeplant noch etwas länger meine Werbung hängen hatte. Jetzt wissen wirklich alle Kunden, dass ich in Siegburg bin.“ Und auch an den längeren Weg zur Arbeit habe er sich schnell gewöhnt: „Das Tragische war, dass ich mir extra ein Haus in der Nähe der Burgstraße gesucht hatte, um zu Fuß zur Arbeit gehen zu können. Im Mai war ich dort eingezogen, im Oktober musste ich aus dem Laden raus.“

Der Auszug war mit dem Verkauf des Eckgrundstücks notwendig geworden. Der neue Eigentümer aus Troisdorf plante, das Filetgrundstück am Eingang der Burgstraße mit einem Wohn- und Geschäftshaus aufzuwerten. Längst hätte der Abriss erfolgen sollen, doch dann kamen die Denkmalschützer. Ehe der Zweiradhändler vor bald 27 Jahren eingezogen war, diente der Saal als Kino. Bis heute sind Aufhängungen von Leinwänden, Lautsprechern, Beleuchtungen, aufwendige Stuckarbeiten und die alte Bühne erkennbar. Vor der Kinonutzung hatte der vermutlich in den 1870er Jahren gebaute Fachwerkbau als Tanz- und Veranstaltungsaal gedient.

Seither machte das Gebäude zu viele Veränderungen durch, um als Denkmal anerkannt zu werden, signalisierten die Stadt als untere Denkmalbehörde und das LVR Amt für Denkmalpflege bereits im April dieses Jahres. Und tatsächlich könnten bald die Bagger anrollen, bestätigte Stadtsprecherin Eva Stocksiefen nach Prüfung der Sachlage im zuständigen Bauamt: „Es ist für das Wohngebäude eine Abrissgenehmigung erteilt worden, für das ehemalige Fahrradgeschäft aber noch nicht – diese wird noch erteilt werden.“

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