Hochschule Bonn-Rhein-Sieg Tag der Forschung in Sankt Augustin

Sankt Augustin · Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg präsentiert am Tag der Forschung innovative Projekte. Der Nachwuchs soll sich nicht nur für die Anwendung im Beruf, sondern auch für die aktive Forschung an neuen Methoden und Lösungen begeistern.

 Die Bürgermeisterin im Rennwagen: Nicole Sander testet den Renn-Simulator, und Hochschulpräsident Hartmut Ihne hält die Szene mit seinem Smartphone fest.

Die Bürgermeisterin im Rennwagen: Nicole Sander testet den Renn-Simulator, und Hochschulpräsident Hartmut Ihne hält die Szene mit seinem Smartphone fest.

Foto: Holger Arndt

Forschung und Lehre, beides geht an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg Hand in Hand. Im Alltag ist die Lehre prominenter vertreten und für jedermann in Form der Ströme an Studierenden zu Vorlesungen und Seminaren sichtbar. Um nicht nur der Öffentlichkeit, sondern auch Studierenden und Forschenden innerhalb der Hochschule die Arbeit der einzelnen Forschungsabteilungen besser zeigen zu können, fand am Donnerstag der Tag der Forschung statt – eine Momentaufnahme, die Besucher faszinieren und sogar ins Schwitzen bringen sollte.

Ob Energie- und Ressourceneffizienz, Medizin und Gesundheit oder IT- und Transportsicherheit: Das Spektrum an Forschung am Standort Sankt Augustin sei weit gefächert, erklärt Margit Geißler, Vizepräsidentin der Hochschule und für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs zuständig. Ziel sei es, den Nachwuchs nicht nur für die Anwendung im Beruf, sondern auch für die aktive Forschung an neuen Methoden und Lösungen zu begeistern, so Geißler: „Das geschieht bei uns primär durch Doktoranden. Aktuell haben wir 70 kooperative Promotionsstudenten an der Hochschule, die in Zusammenarbeit mit Universitäten im In- und Ausland forschen.“

Behandlung von Angststörungen durch "Virtuelle Realität"

Etwa im Bereich der Virtuellen Realität, kurz VR. Während die VR-Technik oft als Unterhaltungselektronik verstanden wird, ist sie längst für die Ausbildung und die Medizin im Einsatz. Unter der Leitung von Ernst Kruijiff erforscht die Hochschule, ob sich Virtuelle Realität in Form von Spezialbrillen und zusätzlicher Geräte zur Behandlung von Angststörungen einsetzen lässt. „Das fühlt sich wirklich erschreckend echt an“, kommentierte Neunkirchen-Seelscheids Bürgermeisterin Nicole Sander den virtuellen Besuch auf einer Dachkante eines Hochhauses. Vorstellbar sei es, künftig Patienten durch virtuelle Realität Stück für Stück und ungefährlich an bisherige Angstsituationen heranzuführen und so Angststörungen zu therapieren.

Längst im Alltag angekommen sind sogenannte Smart-Home-Lösungen: Schalter für elektrische Geräte, Beleuchtungen, Rollläden, Heizkörper oder gleich komplette Haushaltsgeräte und Heizungen lassen sich heute über das Internet kontrollieren und steuern. „Wir geben unseren Studierenden diese Steuerungen mit dem Auftrag, sich dort reinzuhacken“, erklärt Informatiker Karl Jonas und betont: „Typischerweise gibt es gar keine Sicherheitsmechanismen, oder aber sie funktionieren sehr gut, jedoch ist der Master-Key, also der Generalschlüssel, für jedermann im Internet zu finden.“ Ohne Tricks und mit kostenloser Software aus dem Internet könne man theoretisch den vernetzten Kühlschrank oder die Beleuchtung des Nachbarn fernsteuern.

Leichte Verpackungen für Putzmittel und Getränke

Nun forscht die Hochschule daran, wie individuelle Schlüssel für jedes Gerät erstellt sowie sicher, ohne dass Dritte diese abfangen können, übergeben werden können. So viel sei verraten: Der gute alte Papierzettel könnte in der Sicherheit der neuen, digitalen Welt eine Rolle spielen. Weil neben der Sicherheit auch die Effizienz von Energie und Ressourcen von wachsender Bedeutung ist, forscht die Hochschule mit einem eigenen „Institut für Technik, Ressourcenschonung und Energieeffizienz“, kurz Tree, gleich an einer Vielzahl an Problemlösungen. So sollen blasgeformte Kunststoffverpackungen wie Flaschen für Putzmittel oder Getränke dank der Forschung leichter werden. Die Forscher wollen die Herstellung derart verbessern, dass rund fünf Prozent weniger Material benötigt wird, ohne die Stabilität der Verpackungen und Gefäße zu gefährden.

Auf die Gesamtheit der jährlich produzierten Kunststoffgefäße hochgerechnet, sei das Einsparpotenzial immens, betont Professor Olaf Bruch. Aber auch die Optimierung bei der Herstellung und beim Recycling von Zement und Beton sei ein wichtiges Forschungsfeld, sagt Tree- Geschäftsführer Johannes Steinhaus: „Bei der Herstellung werden unglaubliche Mengen CO2 freigesetzt, sodass selbst kleine Optimierungen hier ganz konkrete Auswirkungen auf die weltweite CO2-Bilanz haben werden.“

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