Flüchtlinge in Sankt Augustin Stadt stoppt Bau einer Flüchtlingsunterkunft wegen Mängeln

Sankt Augustin · Die Sankt Augustiner Verwaltung lässt Häuser „Am Schützenweg“ wegen Baumängeln prüfen. Sollte die Flüchtlingsunterkunft später fertig werden, könnten gesperrte Turnhallen länger belegt bleiben.

 Eigentlich sollten im März Flüchtlinge in der Unterkunft „Am Schützenweg“ einziehen. Das verschiebt sich jetzt auf unbestimmt Zeit.

Eigentlich sollten im März Flüchtlinge in der Unterkunft „Am Schützenweg“ einziehen. Das verschiebt sich jetzt auf unbestimmt Zeit.

Foto: Holger Arndt

Die Bauarbeiten an der Flüchtlingsunterkunft „Am Schützenweg“ in Niederpleis ruhen derzeit wegen Baumängeln. Das bestätigte Stadtsprecherin Eva Stocksiefen gestern dem General-Anzeiger. „Wir lassen derzeit prüfen, ob der Bau wie vereinbart ausgeführt wurde.“ Auf die Nachfrage, ob es Baumängel gebe, sagte sie: „Ohne einen Anlass würden wir es nicht prüfen.“ Wann die Prüfungen abgeschlossen sind, konnte sie gestern nicht sagen. Nach GA-Informationen liegt die Verantwortung für den Bau nicht wie üblich beim Gebäudemanagement, sondern beim Fachbereich Soziales. Bei den Mängeln soll es sich beispielsweise um schlechte Isolierschichten oder Verdübelungen handeln.

Wie berichtet, hatte Bürgermeister Klaus Schumacher im November 2015 auf eine schnelle Entscheidung der Politik gedrängt, weil der Anbieter der Häuser bis zum 15. November die Vergabe geregelt wissen wollte. Laut Schumachers damaliger Aussage könnten nur so Anfang März 2016 die ersten Flüchtlinge auf dem früheren Sportplatz einziehen. Andernfalls drohe ein erheblicher Verzug. Der Hauptausschuss segnete das Vorhaben per Sondersitzung ab.

Mittlerweile ist es Ende Mai, doch auf dem Gelände sind noch keine Flüchtlinge untergebracht. In der Zwischenzeit ist auch die Nutzung geändert worden: Es soll nun doch nicht als kommunales Flüchtlingsheim dienen, sondern bis Jahresende als Notunterkunft des Landes. Die Bezirksregierung hatte sich mit der Verwaltung auf 350 Plätze bis zum 31. Dezember geeinigt. Erste Probleme hatte das Rechnungsprüfungsamt (RPA) wie berichtet schon in der Ratssitzung am 11. Mai gemeldet.

Die Tatsache, dass der Bau ruht, könnte weitreichende Konsequenzen haben. Darauf wies gestern auf Nachfrage Martin Metz, Fraktionschef der Grünen, hin: „Es muss jetzt geklärt werden, welche Auswirkungen das für den Freizug der Turnhallen hat? Die Verwaltung muss Antworten liefern.“ Eigentlich hatte die Stadt laut Stocksiefen folgenden Plan: Sobald die Unterkunft „Am Schützenweg“ bezugsfertig ist, sollten dort die Flüchtlinge aus dem früheren Hotel Regina unterkommen. Aktuell ist es noch eine Landesunterkunft für 180 Asylbewerber. Das würde sich ändern, sobald der Häuserbau in Niederpleis beendet wäre. Dann ändert das Hotel Regina seinen Status, wird zur städtischen Unterkunft. „Das frühere Hotel Regina wäre in diesem Fall frei für kommunale Flüchtlinge“, sagte Stocksiefen. Theoretisch könnten also alle derzeit 170 in den drei gesperrten Turnhallen untergebrachten Flüchtlinge in das frühere Hotel Regina ziehen. Heißt: Die Turnhallen wären dieser Logik nach frei, für Vereine und Schulen wieder nutzbar. Doch der ruhende Bau macht diese zumindest theoretische Lösung zunichte. So plant die Stadt laut Stocksiefen, die Hallen spätestens ab Jahresende freizugeben.

Die neue Entwicklung überrascht Stadtsportverbandschef Heinz-Willi Schäfer, er sagte: „In unserer letzten Vorstandssitzung hat die Verwaltung den Eindruck vermittelt, dass die gesperrten Hallen möglicherweise ab Sommer wieder für uns frei sind, wenn die Unterkunft in Niederpleis fertig ist.“ Danach sieht es aktuell nicht aus.

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