Kommentar zu Baumängeln an Flüchtlingsunterkünften Späte Einsicht

Meinung | Sankt Augustin · Über Monate haben die Verantwortlichen in Sankt Augustin über gravierende Baumängel bei der Erstellung des Flüchtlingsheims "Am Schützenweg" hinweggeschaut. Jetzt ist Transparenz und lückenlose Aufklärung das Gebot der Stunde.

Über Monate hat die Sankt Augustiner Stadtverwaltung die Probleme beim Bau der Flüchtlingsunterkunft „Am Schützenweg“ ignoriert. Auch nachdem die Missstände bekannt wurden, blieben schnelle Reaktionen aus. Sich erst drei Wochen danach persönlich und nur mit anwaltlichem Sachverstand den Fragen der Politik zu stellen, zeugt nicht von einem glaubhaften Aufklärungswillen.

Denn in der Causa es geht um mehr als um schiefe Dachbalken und fehlende Dampfsperren: Mit seinem dramatischem Appell am 28. Oktober 2015 vor dem Rat hatte Bürgermeister Klaus Schumacher von der Politik viel Vertrauen eingefordert, als diese ihn ermächtigte, dass er in vielen Fragen der Flüchtlingsunterbringung freie Hand erhält.

Acht Monate später kommen zum Teil erhebliche interne Versäumnisse ans Tageslicht – und auch nur über Dritte. Klarheit gibt es bislang nur scheibchenweise: Eingeschränkte Akteneinsichten, vertagte Antworten auf wichtige Fragen der Politik und Juristen, die die Verwaltungsspitze in der einen Sache beraten und in der anderen Sache streng überprüfen sollen – das passt nicht mit dem Versprechen zusammen, alle Karten auf den Tisch legen zu wollen.

Ja, es waren aufreibende komplizierte Zeiten, als die Flüchtlinge in Busladungen nach Sankt Augustin gebracht wurden und Verträge schnell geschlossen werden mussten. Aber jetzt ist die Zeit, Ordnung zu schaffen. Eine transparente und wirklich lückenlose Aufklärung ist nun das Gebot der Stunde – nicht hinter verschlossenen Türen.

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