Rhein-Sieg-Gymnasium in Sankt Augustin Schule schafft Klassenzimmer ab

Sankt Augustin · Am Rhein-Sieg-Gymnasium in Sankt Augustin haben nur die Fünftklässler noch einen eigenen Raum. Die Rektorin erhofft sich dadurch weniger Mobbing.

Das Rhein-Sieg-Gymnasium (RSG) schafft die Klassenräume ab und erhofft sich davon weniger Mobbing unter den Schülern. Rektorin Birgit Fels bestätigte dem GA, dass das RSG deshalb ab dem heute beginnenden Schuljahr das sogenannte Fachraumprinzip einführt. Fels sagte: „In den Wechselpausen sind die Klassen unbeaufsichtigt, das ist die Einflugschneise für Mobbing.“

Die Wechselpausen – nicht zu verwechseln mit den beiden großen Pausen – gibt es am RSG zwei Mal täglich, sie dauern nach der ersten und fünften Stunde jeweils zehn Minuten. Bislang nutzen die Lehrer diese Zeit, um von einem Klassenraum zum anderen zu gelangen. Das ändert sich jetzt: Die jeweiligen Fachschaften erhalten eigene Fachräume – so wie das zuvor etwa für Chemie oder Biologie galt. Das bedeutet: Nun müssen statt der Lehrer die Schüler die Zimmer wechseln.

„Auf dem Weg in andere Räume gibt es deutlich weniger Gelegenheit zum Mobbing“, sagte Fels. Jutta Bohmann sieht das ähnlich, sie ist Vorsitzende der Regionalgruppe Bonn/Rhein-Sieg des Philologen-Verbandes NRW und vertritt unter anderem Gymnasiallehrer: „Ich denke, es gibt weniger Mobbing. Die Schüler haben etwas zu tun beim Raumwechseln. Das reduziert die Energie, die sie für das Mobbing aufwenden.“ Da die zweite und dritte sowie die vierte und fünfte Stunde als Doppelstunden in einem Raum stattfinden, gibt es bei sechs Schulstunden theoretisch drei Zimmerwechsel.

Keine negativen RÜckmeldungen

Und: Die Lehrer müssen weniger Unterrichtsmaterialien hin- und hertragen – etwa Wörterbücher. Dies kommt auf die Schüler zu. Deshalb will Fels die Schließfächer für die Schüler ausbauen, damit sie ihre Sachen dort lagern können und nicht den komplett beladenen Rucksack tragen müssen. Es bedeutet aber auch, dass die Schüler in den Wechselpausen weniger Zeit haben für Essen, Trinken, Spielen oder Toilettenbesuche. Bohmann sagte: „Bewegung tut Schülern gut. Und erfahrungsgemäß wachsen Schüler mit ihren Aufgaben. Sie lernen, sich ihre Zeit einzuteilen.“ Und Fels hofft, dass die Lehrer ihre Fachräume besser pflegen als die Schüler ihre Klassenräume. „Der Zustand war nicht immer so toll.“

In einem Brief hat Fels die Eltern informiert. Negative Rückmeldungen habe sie nicht erhalten, sagte sie. Die Schulkonferenz habe es einstimmig abgesegnet. In dem Gremium sind Schüler, Eltern, Lehrer und Schulleitung vertreten. Das Fachraumprinzip gilt aber nicht für die Klasse fünf. „Sie sollen erst mal in der neuen Heimat ankommen“, sagte Fels. Sie bräuchten mehr Orientierung und Struktur.

Das Vermeiden von Mobbing ist aber nur ein Grund für das Fachraumprinzip. „Wir versprechen uns davon, die Fachräume pädagogisch optimal auszustatten“, sagte Fels. Angesichts der leeren Kassen der Stadt als Träger soll ein Spendenlauf am 1. September die Ausstattung finanzieren – etwa Magnettafeln. Fels erhofft sich 500 bis 1000 Euro pro Raum.

AEG bleibt beim Klassenraumprinzip

Die Schulen können nach Angaben des Landesschulministeriums selbst entscheiden, ob sie Fachräume für alle Fächer einführen, sie müssen es auch nicht melden. Neben dem Fachraumprinzip gibt es auch das Lehrerraumprinzip: Das Albert-Einstein-Gymnasium (AEG) in Sankt Augustin etwa überlegt laut Direktor Christoph Lorenz, es von Zeit zu Zeit einzuführen.

Dann hätte nahezu jeder Lehrer einen eigenen Raum und nicht nur jede Fachschaft. Aber das AEG bleibt beim Klassenraumprinzip. Lorenz sagte: „Die Klassen werden sonst zu Wanderklassen ohne Heimat. Gerade bei jüngeren Schülern stärkt das Klassenzimmer aber die Gemeinschaft.“

Anders sieht es beim CJD in Königswinter aus. An dem Gymnasium mit Realschule startete 2013 das Lehrerraumkonzept. Zunächst hat es laut der stellvertretenden Gymnasiums-Leiterin Monika Einhoff Umstellungsprobleme für die Schüler gegeben, aber der Vandalismus etwa habe abgenommen. Zum Mobbing sagte Einhoff: „Das ist heute unabhängig von Räumen und geht über die Medien.“ Nach zwei Jahren Pilotphase sprachen sich Eltern, Schüler und Lehrer dafür aus, das Konzept beizubehalten. Das RSG verfährt anders als das CJD. Schulleiterin Fels sagte: „Es gibt keine Probephase.“

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