Niederpleis Schicht-Modell sorgt bei Malteser Rettungswache für Ärger

SANKT AUGUSTIN · Bei den Maltesern in Sankt Augustin ist die Stimmung schlecht. Viele der mehr als 50 Mitarbeiter auf der Rettungswache in Niederpleis sind nach Informationen des General-Anzeigers sauer auf die Geschäftsleitung ihres kirchlichen Arbeitgebers.

 Rettungswache der Malteser.

Rettungswache der Malteser.

Foto: Axel Vogel

Das hängt mit einem neuen Dienstplan zusammen, der gegen den Widerstand der meisten Mitarbeiter und der Mitarbeitervertretung (MAV) eingeführt wurde, so heißt es.

Statt eines 24 Stunden Dienstes, dem 48 Stunden Freizeit folgten, wird nun seit Anfang des Jahres nach einem Schicht-Modell gearbeitet. Seitdem sind die Rettungs- und Krankentransportwagen der Wache pro Tag in vier jeweils sechs-Stunden-Schichten besetzt.

Für die Belegschaft vor Ort eine "eine Schweinerei", sagte ein Mitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden will. Aus Sicht von Malteser-Geschäftsführer Marc Friederich ist die Darstellung aber "sehr einseitig": "Durch die Haltung der MAV wurden wir zur Einführung des Schicht-Modells gezwungen."

Grund für die Umstellung des Dienstplanes ist eine "Belastungsanalyse" gewesen, so berichtete Geschäftsführer Friederich, die nicht nur in der Wache Sankt Augustin, sondern auch bei den Maltesern in Rheinbach und Bornheim durchgeführt worden sei. Die hatte erbracht, dass die Mitarbeiter der Wachen über 50 Prozent der Dienstzeit im Einsatz seien.

Wegen der Ergebnisse der Belastungsanalyse und in Einklang mit dem Arbeitszeitgesetz und dem Tarifvertrag habe die Geschäftsleitung ein neues Arbeitszeitmodell einführen müssen. In Sankt Augustin wird nun eine 24-stündige Einsatzbereitschaft der Rettungsfahrzeuge mittels eines täglichen Schicht-Systems ermöglicht: Dabei tun die Mitarbeiter vier mal sechs Stunden Dienst. Damit das neue System auch funktioniert, muss jeder Malteser der Wache statt 39,5 Stunden nun verbindlich 48 Stunden arbeiten. "Und das ohne Lohnausgleich", wie der Kritiker ausführte. Mindestens genauso schlimm wiegen für ihn die Belastungen, die das neue Modell für den Alltag mit sich bringt. "Damit der neue Dienstplan funktioniert, müssen wir oft auch zwei Mal am Tag arbeiten."

Damit nicht genug. Da es sich jeweils um sechs-Stunden-Dienste handelt, steht den Mitarbeitern auf der Wache nun keine Pause mehr zu. Ebenso wurden Schlafmöglichkeiten entfernt: "Die sind allein bei einer Vollarbeitszeit, sprich einem 24-Stunden-Dienst, vorgeschrieben", sagt der Mitarbeiter. Freilich habe das bei vielen Kollegen, die nachts während Einsatzpausen verschnaufen wollen, eine Art Trotzreaktion hervorgerufen: "Die gehen jetzt mit der Isomatte auf die Arbeit."

Nach Wissen des Mitarbeiters hat die Neuregelung der Dienstzeiten zudem handfeste Auswirkungen: "Die Rettungsfahrzeuge können nicht mehr in dem Maße vorgehalten werden, wie es der Rettungsdienstbedarfsplan des Rhein-Sieg-Kreises vorsieht." "Das ist mir nicht bekannt", hält Malteser-Manager Friederich dagegen.

Auch sagt der Malteser-Geschäftsführer: "An der Einführung des neuen Schichtdienstmodells habe ich keinen Spaß gehabt." Gerne hätte er auch in Sankt Augustin ein Dienstmodell eingeführt, das aus einem elfstündigen Tagesdienst und einem 13-stündigen Nachtdienst besteht, die wöchentlich wechseln.

Das System, das auf den Wachen in Bornheim und Rheinbach bereits akzeptiert sei, so Friederich weiter, "reduziert unterm Strich sogar die Anwesenheit der Mitarbeiter". Trotzdem habe sich die MAV in Sankt Augustin dagegen gesträubt. Knackpunkte waren aus seiner Sicht, dass die MAV auf einem Lohnausgleich beharrt habe. "Das sieht aber der Tarifvertrag nicht vor." Zudem bestand die MAV laut Friederich auch auf der kompletten Pausenzeit, "selbst bei einem eingehenden Notruf".

"Da keine Dienstvereinbarung zustande kam", sah sich der Malteser-Geschäftsführer "gezwungen", das vier-mal-sechs-Stunden-Modell einzuführen: "Hier darf ich ohne Pause fahren lassen." Trotz verhärteter Fronten sagt Friederich klipp und klar: "Ich bin unverändert an einer Einigung interessiert."

Seit Dienstag zeichnet sich eine Entspannung ab: "Die MAV hat die Dienstvereinbarung unterschrieben." Diese gelte so lange, so Friederich weiter, bis wir uns vor der Schlichtungsstelle endgültig darauf einigen oder dort ein anderes Modell verhandeln.

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