Stammzellenspender aus Sankt Augustin Sankt Augustiner rettet todkranker Frau das Leben

Sankt Augustin · Bernhard Giesbrecht will Mut machen, sich registrieren zu lassen. Dank seiner Registrierung bei der DKMS überlebte Peggy Klosinski ihre lebensbedrohliche Krankheit.

 Glücklicher Spender: Bernhard Giesbrecht aus Buisdorf zeigt das Fotoalbum von Peggy Klosinski, in dem sie mit mit ihrem jüngsten Sohn Karl zu sehen ist.

Glücklicher Spender: Bernhard Giesbrecht aus Buisdorf zeigt das Fotoalbum von Peggy Klosinski, in dem sie mit mit ihrem jüngsten Sohn Karl zu sehen ist.

Foto: Martina Welt

Die Geschichte von Bernhard Giesbrecht (26) aus Buisdorf zählt zweifelsohne zu den schönsten, die das Leben schreibt. Dank seiner Registrierung bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) rettete er Peggy Klosinski (45) das Leben. Emotional kaum zu toppen war schließlich die erste Begegnung der beiden bei der Fernsehshow „Immer wieder sonntags“ mit Stefan Mross am 11. Juni live in der ARD.

Angefangen hatte diese traurige und wunderbare Geschichte mit Happy End eher zufällig vor sieben Jahren. „Ich war in Bonn unterwegs und bin an dem Stand der DKMS vorbeigekommen“, erzählt der Buisdorfer Maschinenbau-Ingenieur. Er habe sich damals, ohne sich viele Gedanken darum zu machen, das Registrierungsset mit nach Hause genommen und mit seinen Eltern darüber gesprochen. „Wir haben überlegt, ob es überhaupt Sinn macht, sich registrieren zu lassen, und auch meine Eltern waren eher skeptisch“, erinnert er sich. Dennoch entschied sich der damals 19-Jährige für eine Registrierung und vergaß die ganze Sache auch ziemlich schnell wieder.

Zwilling schwer zu finden

Zwei Jahre später bekam der damalige Maschinenbaustudent an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg zum ersten Mal Post von der DKMS. Es bestand die Aussicht, dass er genetischer Zwilling für einen an Blutkrebs Erkrankten sein könnte. „Ich habe daraufhin bei meinem Hausarzt Blut abgegeben, dieses wurde in ein Labor, das mit der DKMS zusammenarbeitet, geschickt und analysiert“, beschreibt Giesbrecht das Prozedere. Nach der Analyse stand fest: Er war nicht der passende Spender, und damit war Giesbrecht raus aus dem Verfahren.

Dass er zwei Jahre später erneut als Spender in frage kommen sollte, überraschte ihn zunächst, denn eigentlich ist es sehr schwierig, einen genetischen Zwilling für an Leukämie Erkrankte zu finden. Erneut ging es zunächst zur Blutentnahme beim Hausarzt. Diesmal passte es, und Giesbrecht wurde in einer Kölner Klinik durchgecheckt. „Erst wenn alles in Ordnung ist, wird weiter überlegt, wie man spendet“, berichtet er von der Knochenmarkentnahme unter Vollnarkose oder der peripheren Stammzellenentnahme als zweiter Möglichkeit.

Giesbrecht stand als Spender für beide Verfahren zur Verfügung, und man entschied sich für die Knochenmarkentnahme, die in der Regel erfolgversprechender sei, sagt er. Drei Tage verbrachte er im Hospital und ließ die einstündige Operation, bei der am Beckenkamm an zwei Punkten Knochenmark entnommen wird, über sich ergehen. Auf den fünf Millimeter großen Schnitten klebte ein Pflaster, das sich nach zwei Wochen auflöste. Bis dahin seien auch die Druckschmerzen weg gewesen.

Auftritt im Fernsehen

Durch den Kopf ging ihm in dieser Zeit schon einiges, denn er wusste nur, dass es eine Frau Mitte 40 aus Deutschland war, die sein Knochenmark bekommen sollte. „Man hofft, dass es funktioniert und dass das Ganze nicht umsonst war.“ Es hat jedoch nicht funktioniert. Peggy Klosinskis Körper hatte die Spende nicht angenommen, und schon wenige Wochen später kam die Anfrage, ob er denn auch zu einer Stammzellenentnahme bereit sei.

Bernhard Giesbrecht sagte zu und begab sich ungefähr drei Monate später zur Behandlung. „Das Blut wird dem Körper entnommen, dann werden die Stammzellen herausgefiltert, und danach wird das Blut dem Körper wieder zugeführt“, erläutert er nüchtern die dreistündige Prozedur. „Ich denke, ich wurde da einmal komplett durchgespült“, meint er. Die Erfahrung während der Behandlung sei „schön“ gewesen. „Man tauscht sich mit anderen Spendern aus, sieht Filme, hört Musik und wird bestens betreut.“

Rund zwei Jahre später habe sich dann die DKMS gemeldet und angefragt, ob er bei Stefan Mross im Europapark Rust zu einem fünfminütigen Interview zum Thema Stammzellenspende bereit sei. Giesbrecht sagte zu und fuhr gemeinsam mit seiner Freundin dorthin. „Als an dem Sonntag, 11. Juni, die Sendung begann, saßen wir im Publikum, und ich wusste, dass ich gegen 11.15 Uhr dran sein würde“, beschreibt er den Vorlauf zu dem emotionalen Höhepunkt und der Riesenüberraschung, die ihn erwartete. Bisher habe er mit Peggy Klosinski nur geschrieben und einmal mit ihr telefoniert.

„Als Stefan Mross das Fotoalbum auspackte und schließlich auf dem letzten Foto sich selbst mit Peggy Klosinski zeigte, ahnte ich, was kommen könnte“, sagt Giesbrecht. Er sei schlagartig nervös geworden. „Sie kam und sagte, wie glücklich sie sei, dass ich gespendet hatte, dass ich wieder eine Perspektive gegeben habe.“

Als er ihren siebenjährigen Sohn Karl auf der Bühne sah, war die Nervosität verflogen. „Wir umarmten uns, und es war ein schönes Gefühl“, erinnert sich Giesbrecht. Die Krebspatientin kommt aus Merseburg und hat ihren Lebensretter in ihre Heimat eingeladen.

„Wir verstehen uns super, und ich fahre im Herbst mit meiner Freundin nach Leipzig und Merseburg“, freut er sich auf ein Wiedersehen. Peggy habe ihm einen Hotelgutschein für den Besuch in Leipzig geschenkt. Für alle Zauderer hat Giesbrecht nur eine Botschaft: „Es ist nichts Schlimmes dabei, Knochenmark zu spenden. Wenn es gut geht, ist es ein schönes Gefühl. Auch wenn die Spende nicht funktioniert, weiß man, dass man etwas Gutes getan hat.“

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