Maßnahmen bei Unwetter Sankt Augustin trifft Vorsorge gegen Starkregen

Sankt Augustin · Sankt Augustin will ein Kataster mit gefährdeten Gebieten erstellen. Damit das Regenwasser möglichst nicht zu schnell in den Kanal abfließt, will sich die Stadt um ein ausgewogenes Verhältnis von Grünflächen zu versiegelten Flächen bemühen.

 Heftiges Unwetter: Sankt Augustin war wiederholt von Starkregen betroffen, so wie hier 2013 an der Einsteinstraße.

Heftiges Unwetter: Sankt Augustin war wiederholt von Starkregen betroffen, so wie hier 2013 an der Einsteinstraße.

Foto: Thomas Heinemann

Die Bilder sind noch in Erinnerung: Im Juni 2016 fegte ein heftiges Unwetter über die Region. Innerhalb weniger Stunden fiel so viel Niederschlag, dass kleinste Bäche über die Ufer traten. Straßen wurden überflutet, Häuser liefen voll, es kam zu schlimmsten Verwüstungen. Vor allem Mehlem, Meckenheim, Rheinbach, Wachtberg und die Grafschaft waren betroffen.

Solche Starkregenereignisse, bei denen in kurzer Zeit auf begrenztem Raum sehr viel Regen fällt, kommen immer häufiger vor. In Sankt Augustin zuletzt am 3. Juni, glücklicherweise nicht in diesem Ausmaß. Und sie hätten vor allem in den Sommermonaten Saison, sagte Rainer Gleß, Erster Beigeordneter der Stadt Sankt Augustin, am Montag. Deshalb hatte die Stadt zum Pressetermin eingeladen, um über die Gefahren und Vorsorgemöglichkeiten bei Starkregen aufzuklären. „Wir können den Starkregen auf kommunaler Ebene nicht verhindern“, so Gleß. „Aber wir können die Folgen eindämmen.“

Dafür habe die Stadt bereits das städtische Kanalnetz überprüft und an gefährdeten Stellen die Kontrollintervalle erhöht sowie druckdichte Kanaldeckel eingebaut. Ein Starkregenkataster soll künftig zudem helfen, besonders problematische Bereiche zu erfassen. Laut Christine Groß, Fachdienstleiterin Straßenbau und Stadtentwässerung, hat es in der Vergangenheit etwa in Niederpleis vermehrt Meldungen gegeben. Das Netz sei nach dem Stand der Technik aber richtig dimensioniert. Bei extremem Regen seien Überflutungen dennoch nicht auszuschließen. Für solche kleinräumigen Ereignisse könne der Kanal nicht bemessen werden, erklärte Groß. Die Kanäle größer zu bauen, sei nicht so einfach. Zum einen sei ein Komplettausbau im Stadtgebiet nicht wirtschaftlich. Und zum anderen verringere sich in Trockenperioden dadurch die Fließgeschwindigkeit des Wassers, so Groß. Die Folge: Der Kanal stinkt.

Bürger müssen sich auch selbst schützen

Aber nicht nur die Stadt müsse Vorsorge treffen, auch die Bürger müssten sich schützen, sagte Groß. So sollte etwa das Hausdach auf Dichtigkeit oder Regenrohre auf ihre Funktion geprüft werden. Auch sollten Kellertüren und -fenster gegen drückendes Wasser geschützt werden. „Manche Bürger sind recht unvorbereitet, weil sie nicht in der Nähe von Gewässern leben. Aber es kann jeden treffen“, so die Fachdienstleiterin. „Manchmal reichen schon wenige Zentimeter Schwelle und das Objekt ist geschützt.“ Dazu bietet die Stadt Beratungen und einen Flyer an, in dem Bürger mit Hilfe einer Checkliste mögliche Schwachstellen ihres Gebäudes erkennen können.

Damit das Regenwasser möglichst nicht zu schnell in den Kanal abfließt, will sich die Stadt zudem um ein ausgewogenes Verhältnis von Grünflächen zu versiegelten Flächen bemühen. Denn die Überflutungsprobleme sind laut dem Ersten Beigeordneten zum Teil von den Kommunen hausgemacht. So sei die versiegelte Fläche in der Kölner Bucht im Vergleich zu 1975 um 38 Prozent gestiegen. „Das Wasser muss aber auch irgendwo versickern können“, sagte der Erste Beigeordnete. Mehr Grün lautet deshalb die Devise, etwa über mehr Bäume, Parks wie am neuen Huma oder Gründächer, die Lebensraum bieten, als Zwischenspeicher dienen und die Dächer schützen. Letztere werden seit einiger Zeit in einem Kataster erfasst. „Die Anzahl hat schon zugenommen, aber nicht so deutlich“, sagte Gleß.

Das helfe nicht nur bei Überflutungen, sondern könne auch Vorsorge gegen Hitze sein. „Es macht keinen Sinn, das Wasser sofort in den Kanal abzuleiten, weil es in der Stadt Abkühlung schafft“, erläuterte auch Sandra Paul vom Büro für Natur- und Umweltschutz. Andere Städte machen es vor. Beispiel Essen: Dort werde das Oberflächenwasser im „Univiertel“ in einen kleinen Teich mit Schilfinseln abgeleitet, so Groß. Das entlaste den Kanal und diene gleichzeitig der Naherholung. Gleß: „Das Thema Wasser wird bei jeder Baumaßnahme auf dem Prüfstand stehen.“

Den Flyer zum Thema Starkregen gibt es unter www.sankt-augustin.de/starkregen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort