Neue GA-Serie Sankt Augustin ist seit 40 Jahren Stadt

SANKT AUGUSTIN · Im Oktober 1977 wurde aus der Gemeinde Sankt Augustin eine Stadt. Gefeiert wurde das mit einem Zentrumsfest, bei dem die Bürger zugleich das Rathaus einweihten. Der GA startet anlässlich des runden Geburtstags eine Serie, die Historie, Entwicklung und die Zukunft beleuchtet.

Runde Geburtstage feiert man gewöhnlich etwas größer. Sankt Augustin hätte dieser Tage Anlass dazu: Vor genau 40 Jahren wurde aus der Gemeinde eine Stadt. Doch Sankt Augustin begeht dieses Jubiläum nicht. Lediglich das Stadtarchiv widmete dem historischen Ereignis einen Themenabend. Der GA nimmt die am 21. Oktober 1977 vollzogene Stadtwerdung zum Anlass, Historie, städtisches Leben und Zukunft Sankt Augustins in einer kleinen Serie zu beleuchten. Zum Auftakt: Fakten, Vergessenes und Kurioses rund um die Stadt.

Die Geburtsstunde für Sankt Augustin schlug mit der Kommunalreform 1969. Die neue Gemeinde entstand im Wesentlichen aus dem Amt Menden, zu dem bereits Siegburg-Mülldorf, Hangelar, Menden, Meindorf, Niederpleis und Buisdorf gehört hatten, ebenso wie die Siedlung Sankt Augustin, die nun zum eigenen Ortsteil wurde. Hinzu kam Birlinghoven, bis dato Teil von Stieldorf. Friedrich-Wilhelms-Hütte und Holzlar, ebenfalls zum Amt Menden gehörend, wurden hingegen Troisdorf beziehungsweise Bonn zugeschlagen.

Wachstum

In direkter Nachbarschaft zu Bonn gelegen, wuchs Sankt Augustin atemberaubend schnell. Es entstand eine Siedlung nach der anderen. 1950 hatte die Einwohnerzahl im heutigen Stadtgebiet bei 14 000 gelegen, 1970 waren es 32 000, 1980 bereits 48 500, 1990 56 000. Das entspricht etwa dem Stand vom 30. Juni 2016 (55 700). Binnen weniger Jahre entstand auf der grünen Wiese ein neues Zentrum, zunächst mit Kinderklinik, Rhein-Sieg-Gymnasium und Finanzamt, dann kamen die Konrad-Adenauer-Stiftung, das Rathaus und das Huma-Einkaufszentrum dazu. Frühere Pläne hatten ein 17-geschossiges Rathaus vorgesehen, wurden aber verworfen.

Auf Antrag des Rates erhielt Sankt Augustin am 6. September 1977 die Stadtrechte. Man verwies auf das entstandene „städtische Gepräge“, außerdem seien die Neubürger ein städtisches Umfeld gewohnt, hieß es damals. Gefeiert wurde die Stadtwerdung mit einem Zentrumsfest mit Einweihung von Rathaus, Bücherei, Club und Musikschule vom 21. bis 30. Oktober 1977. Der Festakt am 21. Oktober stand unter dem Eindruck der Ermordung der RAF-Geisel Hanns Martin Schleyer, deshalb verschob die Stadt das geplante Feuerwerk.

40 Jahre Sankt Augustin: Vom Werden einer Stadt
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Die Huma

Dass ein Einkaufszentrum Wahrzeichen einer Stadt ist, dürfte nur selten vorkommen. In Sankt Augustin ist es der Fall. Am 3. November 1977 eröffnete das SB-Warenhaus Huma, das ursprünglich „Suma“ (Supermagazin) heißen sollte – so wie die Münchner Firmengruppe von Jost Hurler. Der neue Name leitete sich von „Hurler Magazin“ ab. So stand es auch viele Jahre an der Fassade des Einkaufstempels, der in seiner Dimension als spektakulär galt. Er hatte sogar eine eigene Möbelabteilung. Huma band nicht nur die Kaufkraft der Sankt Augustiner, er zog auch Kunden aus der weiteren Umgebung an, was zur Bekanntheit der Stadt wesentlich beitrug. 40 Jahre nach Stadtwerdung und Eröffnung des Einkaufszentrums ist die neue Huma-Mall in Betrieb gegangen. Offiziell heißt es jetzt „die“ und nicht mehr „der“ Huma. Ob sich das im allgemeinen Sprachgebrauch etablieren wird?

Der Stadtname geht auf das Steyler-Kloster St. Augustin zurück, das 1913 eröffnete und um das sich allmählich eine Siedlung bildete. Sie lag halb in Hangelar, halb in Siegburg-Mülldorf und hieß wie das Kloster. Davon wurde bei der Kommunalreform 1969 der Name Sankt Augustin abgeleitet, wobei die Verwaltung jahrelang hartnäckig um das Ausschreiben des „Sankt“ kämpfte. Sogar vor Gericht. Schließlich konnte man „St. Augustin“ als „Staugustin“ lesen, was mit Blick auf die Verkehrsverhältnisse Anlass zu Spott gab. Die Autobahnen im Gemeindegebiet entstanden nämlich erst noch: Der erste Abschnitt der A59 wurde 1972 freigegeben, das erste Stück der A560 folgte 1974.

Das Stadtwappen hat Sankt Augustin vom früheren Amt Menden übernommen. 1936 eingeführt, zeigt es im oberen Teil einen roten Löwen mit blauen Krallen und blauer Krone – ein Verweis auf die Zugehörigkeit zum Bergischen Land. Darunter sind acht blaue und acht silberne Quadrate schachbrettartig angeordnet, was auf die einstigen Grund- und Burgherren von Menden zurückgeht.

Hoher Besuch

Im Goldenen Buch der Stadt haben sich große Persönlichkeiten verewigt. Etwa die „Eiserne Lady“ Margaret Thatcher, die vor 34 Jahren in Sankt Augustin zu Gast war. Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl hatte die britische Premierministerin mit in die Stadt gebracht. Für ihn war es zugleich der Antrittsbesuch bei der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung. Thatcher stammte übrigens aus Grantham, das seit 1980 Sankt Augustins Partnerstadt ist. 1989 folgte ein weiterer hoher Besuch, der andere Städte neidisch machen würde: Der Dalai Lama gab sich die Ehre. Er war ebenfalls in der Adenauer-Stiftung zu Gast.

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