Sankt Augustin-Meindorf Rassistischer Ausraster im Linienbus

SIEGBURG/SANKT AUGUSTIN · Schon kurz nach dem Einstieg in den Linienbus an der Haltestelle Meindorf-Siedlung im August 2012 legte der 33-Jährige los: Er rief lautstark ausländerfeindliche Parolen und beleidigte eine aus dem Kosovo stammende 45-jährige Mutter mit ihren beiden kleinen Kindern. Vor dem Amtsgericht Siegburg wurde der Arbeitslose am Dienstag wegen Volksverhetzung zu einer Bewährungsstrafe von sechs Monaten verurteilt. Für das 45-jährige Opfer zu wenig.

"Wir hatten solche Angst", schilderte sie das Geschehen. Der Angeklagte war stark alkoholisiert, rief "Heil Hitler" und "Euch sollte man vergasen" in Richtung der Mutter, ihrer fünfjährigen Tochter und des dreijährigen Sohnes. Dann warf er eine Bierflaschen nach ihnen und zeigte den Hitlergruß. Noch heute leiden die Kinder unter den Erlebnissen, die Tochter steige nach Schilderung der Mutter immer noch nicht wieder in einen Bus ein.

"Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist", sagte der 33-Jährige vor Gericht. Er legte ein umfassendes Geständnis ab und entschuldigte sich bei der Kosovarin. Damals habe er viel getrunken und außerdem Anti-Depressiva genommen. Wegen Körperverletzung, Beleidigung und Diebstahl ist der Sankt Augustiner bereits mehrfach vorbestraft. Eine Verbindung in die rechte Szene war ihm nicht nachzuweisen, auch stand keine seiner bisherigen Taten in einem solchen Zusammenhang.

Die Verhandlung gegen ihn sollte eigentlich bereits im Januar stattfinden, doch zum ersten Termin erschien er nicht. Aus Bekanntenkreisen erfuhr die Richterin damals, dass er sich nach Vietnam abgesetzt hatte. Acht Monate verbrachte er dort, danach noch einen Monat in Kambodscha. Als er im Juli zurück nach Deutschland reiste, klickten die Handschellen. Die Richterin hatte in der Zwischenzeit einen Haftbefehl erlassen, seit Juli saß er nun in Untersuchungshaft.

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