Ein Familienprojekt Ralph Gemmel aus Hangelar bietet Murre Gin an

Sankt Augustin · Ralph Gemmel wird ab August seinen eigens kreierten Murre Gin mit regionalem Bezug anbieten. Leicht, weich und fruchtig soll er sein. Mit der Note von Minze, Orange und Möhre.

Familie Gemmel fiebert derzeit einem besonderen Tag entgegen: dem Montag, 30. Juli. An diesem Tag feiern nicht nur Ralph Gemmel und seine älteste Tochter Ida ihren Geburtstag – er wird 48, Ida zehn. Der Tag könnte auch der Startschuss für einen neuen Lebensabschnitt im Hause Gemmel sein, denn an diesem Montag wird die erste Charge des Hangelarer Murre Gins in Flaschen abgefüllt.

Der bekennende Schottland-Fan startet dann den Verkauf des ersten Sankt Augustiner Gins mit zunächst 200 Flaschen und hofft natürlich, dass auch sein Produkt, das wegen der Karotten einen engen Bezug zur Region hat, einen ähnlichen Siegeszug antritt, wie zum Beispiel der Siegfried Gin aus Bonn.

Dass Gemmel, der bereits seit zehn Jahren nebenberuflich zu Whisky-Tastings einlädt, nun auf den Gin gekommen ist, war die Idee seiner Frau Bärbel (38). „Ich hatte vor zwei Jahren ein Fass schottischen Whisky als Hangelarer Edition I vertrieben, der war schnell weg“, sagt Gemmel. Dennoch sei der Whisky-Markt in Hangelar begrenzt. So meinte Frau Bärbel: „Dann mach doch Gin zwischendurch.“ Gemmel begann sofort eine Rezeptur zu kreieren. Diese sollte einen regionale Bezug haben. Heraus kam eine Mischung aus Wacholderschnaps mit Minze, Orange und Karotte.

Leicht, weich und fruchtig

Auch die richtige Mischung zu finden gestaltete sich nicht so einfach. In mehr als einer Halbliterblase zu destillieren, ist illegal. Angesichts dieser geringen Menge würde man am Ende des Destillationsvorganges höchstens ein halbes Schnapsglas Gin erhalten. Zu wenig, um die richtige Mischung zu finden.

Deshalb experimentierte Gin-Liebhaber Gemmel mit dem geschmacklosen Wodka, bis er ungefähr da war, wo er hinwollte: Leicht, weich und fruchtig, das sind die Attribute mit denen er seinen Gin anbieten möchte.

Die erste Probe war vielversprechend. Sowohl die Minze als auch die Orange waren in der Nase wahrnehmbar. Süße brachte die Karotte.

„Es wird ein sehr leichter und weicher Gin, wenn er so bleibt“, freut sich Gemmel auf den Tag der Abfüllung. Frank Ginsberg hat in seiner Brennerei in Windeck den Augustiner Gin nach Gemmels Rezept gebrannt. „Er fand die Idee gut, hat meine Mischung probiert und war dabei“, so Gemmel. Und noch jemand hatte bei der Entstehung des Hangelarer Murre Gins ein gewichtiges Wort mitzureden.

120 Flaschen sind bereits vorbestellt

Gemmels neunjährige Tochter Ida durfte per Geruchstest entscheiden, ob der Hangelarer Hochprozentige neben der Orange auch eine Zitronennote bekommen sollte. „Sie roch an der Mischung und sagte sofort, die Zitrone muss weg.“ Damit war die Entscheidung gefallen. „Meine Frau hatte die Idee und meine Tochter die Nase“, fasst Gemmel das Familienprojekt zusammen.

Sollte die erste Charge gut weggehen – die Chancen stehen gut, denn 120 Flaschen sind bereits vorbestellt – dann wird Gemmel im Oktober eine zweite, höhere Auflage des Hangelarer Gins produzieren.

Sein nächster Gin, den er produzieren wird, soll irgendwas mit Veilchen zu tun haben, denn schließlich feiern Ralph und Bärbel Gemmel im kommenden Jahr ihr Veilchenhochzeit nach 15 Jahren. Sein Engagement im Ort hat der Hangelarer auch wegen der möglichen beruflichen Wende in seinem Leben, etwas zurückgefahren. „Ich bin ein Vereinsmensch und musste einfach einiges auslaufen lassen“, sagt er. Bis vor kurzem sei er in sieben Vereinen im Vorstand aktiv gewesen. Das hat er jetzt auf drei Vorstandsposten reduziert. Ganz oben steht die Arbeit im Förderverein Sankt Anna Hangelar, aber auch in der Ehrengarde und im Hangelarer Bürgerverein will er sich neben seiner Teilzeitstelle im Büro von Josef Keller Containerdienst und der Ginproduktion sowie den Whisky-Tastings weiter engagieren.

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