Kontrollen für mehr Verkehrssicherheit Polizei fängt Radfahrer ohne Licht ab

Sankt Augustin · 242 Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Fahrrädern zählte die Kreispolizeibehörde in Siegburg bis Oktober 2017, rund 1,7 Prozent mehr als 2016. Vor allem eine Entwicklung bei Radfahrern macht den Beamten zunehmend Sorgen.

 Ohne Beleuchtung in der Dunkelheit unterwegs: Polizisten weisen einen Mann in Sankt Augustin auf Mängel an seinem Rad hin.

Ohne Beleuchtung in der Dunkelheit unterwegs: Polizisten weisen einen Mann in Sankt Augustin auf Mängel an seinem Rad hin.

Foto: Holger Arndt

Federgabel, Scheibenbremsen, Aluminiumrahmen – das Mountainbike des jungen Mannes ist augenscheinlich perfekt gerüstet für eine Tour durch den Wald oder in den Bergen. Im Feierabendverkehr auf der Südstraße in Sankt Augustin jedoch ist das Sportfahrrad ziemlich ungeeignet. „Der junge Mann ist jetzt einmal ein sehr gutes Beispiel, wie man es auf keinen Fall machen sollte“, sagt Guido Hoffmann. „Keine Beleuchtung am Rad und dann auch noch dunkel gekleidet“, stellt Polizeihauptkommissar Guido Hoffmann, Leiter der Verkehrsunfallprävention bei der Kreispolizeibehörde Rhein-Sieg, fest. So unterwegs ist der Radfahrer eine Gefahr für sich und für andere: Kommt es zum Zusammenstoß, hat ein Autofahrer fast immer eine Mitschuld, „denn vom Auto geht eine Betriebsgefahr aus“, erklärt Hoffmann.

20 bis 25 Maßnahmen, wie mündliche Verwarnungen oder Bußgelder, erteilen Hoffmann und seine Kollegen, wenn sie eine etwa einstündige Fahrradkontrolle durchführen. Immer wieder stehen sie an Schulen oder Unfallschwerpunkten im Kreisgebiet. Der junge Mann mit dem Mountainbike muss allerdings kein Bußgeld zahlen, da er sein Fahrrad lediglich an den Beamten vorbeischob. „Es spricht sich immer schnell herum, wenn wir irgendwo stehen und kontrollieren“, so Hoffmann.

242 Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Fahrrädern zählte die Polizei bis Oktober in diesem Jahr, rund 1,7 Prozent mehr als 2016. Nicht zuletzt wegen dieser Zahlen hatte die Polizei im November ihre Aktion „Sicheres Fahrrad“ wieder aufleben lassen. Radfahrer konnten dabei kostenlos festgestellte Mängel bei lokalen Fahrradhändlern beheben lassen. Lediglich benötigte Ersatzteile mussten bezahlt werden. Dabei stellen die Beamten des Verkehrsdienstes eine besorgniserregende Entwicklung fest.

Räder immer leichter, schneller und antriebsstärker

Während die Räder immer leichter, schneller oder auch antriebsstärker (im Fall der E-Bikes) werden, nehmen die Ablenkungen im Straßenverkehr zu und die Fähigkeiten der Fahrer ab. Zu Beobachten sei das bereits bei den Jüngsten, wie Karin Feuerstake von der Verkehrsunfallprävention erklärte. Im Rahmen der Verkehrserziehung an den Grundschulen beobachten die Beamten, dass Kinder zunehmend Probleme bei der Kontrolle ihres Fahrrads haben. „Sie fahren einfach nicht mehr so häufig mit dem Rad, deshalb fehlt die Übung“, so Feuerstake.

Die Polizeihauptkommissarin stoppt einen weiteren Radfahrer. Die Anstecklichter an seinem Fahrrad geben nur noch einen ziemlich kümmerlichen Schein ab. „Ich bin gerade auf dem Weg zum Supermarkt und kaufe dort neue Batterien“, beteuert der Angehaltene. Feuerstake belässt es bei einer Ermahnung.

Seit 2013 sind die aufsteckbaren Lampen im Straßenverkehr zulässig. „Neuerdings müssen sie nur noch mitgeführt werden, wenn es die Sichtverhältnisse erfordern, nicht mehr wie zuvor zu jeder Zeit“, erklärt Hoffmann. Blinkende Leuchten sind nicht erlaubt. Pflicht sind außerdem wahlweise zwei gelbe Katzenaugen pro Laufrad oder ein reflektierender Streifen am Reifen, Reflektoren an den Pedalen sowie ein weißer Rückstrahler vorne und ein roter hinten. Längst nicht alle Räder sind so ausgestattet, allen voran Sportfahrräder. Die fälligen Bußgelder haben sich seit Oktober zum Teil noch einmal erhöht, etwa im Fall der Handynutzung auf dem Rad (siehe Kasten). Kein Wunder also, dass die Beamten regelmäßig Ausreden hören, wie „hatte nicht damit gerechnet, dass es schon dunkel wird“ oder „mein Dynamo hat sich erst gerade eben gelöst“, so Hoffmann.

Radfahrer, die ihr Rad täglich nutzen – zum Beispiel für den Weg zur Arbeit – sind in der Regel gut ausgerüstet. „Sie halten ihr Fahrrad in Schuss“, sagt Hoffmann. Immer öfter sehe man, dass Rad- und Pedelecfahrer zunehmend auf reflektierende Warnwesten setzen. Nach Ansicht des Polizisten ein löblicher Schritt. „Durch reflektierende Kleidung wird man bereits auf einer Distanz von 140 Meter sichtbar“. Allerdings: Beleuchtung und Reflektoren am Rad ersetzen die Westen nicht. Für Feuerstake gibt es am Ende der Kontrolle noch ein erfreuliches Wiedersehen. Offenbar zurück vom Einkaufen grüßt der zuvor ermahnte Fahrradfahrer im Vorbeifahren: mit neuen Batterien und hellem Licht.

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