Asklepios Klinik Sankt Augustin Pflegepersonal übt scharfe Kritik an Kinderklinik

Sankt Augustin · Schlechtere Bezahlung und unbesetzte Stellen beschäftigen die Mitarbeiter in der Asklepios Klinik. Heute ist die Zukunft des Krankenhausstandorts Thema im Gesundheitsausschuss des Rhein-Sieg-Kreises.

In der Sankt Augustiner Asklepios Klinik mehren sich Stimmen, die „Schuldzuweisungen und Ausreden von Seiten des Konzerns“ satt haben und die Situation aus Sicht des Personals schildern wollen. Wie berichtet, verlassen im Herbst die Chefärzte Boulos Asfour und Martin Schneider die Asklepios Kinderklinik und das Deutsche Kinderherzzentrum (DKHZ), um mit Kollegen der Bonner Uniklinik im neuen Eltern-Kind-Zentrum auf dem Venusberg das größte Kinderherzzentrum in Deutschland zu etablieren.

Für eine Kinderkrankenschwester, die sich beim GA, gemeldet hat, ist das nachvollziehbar: "Sie wollen natürlich operieren. Das geht aber nicht, wenn die Patienten nach der OP weder auf der Intensivstation noch auf der Normalstation optimal versorgt werden können." Weil Personal fehle, müssten immer wieder Operationen abgesagt oder verschoben werden. Mittlerweile seien mindestens 70 Betten gesperrt, weil kein Personal da sei.

Auf Anfrage teilte der Pressesprecher der Asklepios Klinik, Rune Hoffmann mit: "Wir stellen jede qualifizierte Kraft ein, die sich bei uns bewirbt, und wir haben kontinuierlich Stellenangebote im Markt. Aktuell haben wir rund zehn offene Stellen, für die wir kein qualifiziertes Personal finden. Unsere Operationsplanung trägt diesem Umstand natürlich Rechnung." Absagen von Operationen gebe es nicht: "Falls Operationen verschoben werden müssen, liegen die Gründe in anderen, sich aus dem Klinikalltag heraus ergebenden Umständen."

Der Krankenhausplan lasse zwar grundsätzlich den Betrieb weiterer 70 Betten zu, "aber selbst bei Vollbesetzung aller offener Stellen würden wir die aktuelle Bettenauslastung nicht signifikant erhöhen. Vielmehr wäre uns an einer Entlastung unserer Kolleginnen und Kollegen gelegen."

Sankt Augustin bringe kontinuierlich Verluste

Asklepios hatte kritisiert, dass die Bonner Uniklinik mit Prämien Mitarbeiter abwerbe. Dazu bemerkt ein Mitarbeiter aus Sankt Augustin, dass sein Arbeitgeber diese Praxis vor vier Jahren selbst angewandt habe, als man Intensivpflegekräfte gesucht habe. Sein Fazit: "Wenn die Voraussetzungen bei meinem Arbeitgeber inakzeptabel sind – und ich spreche nicht von Räumlichkeiten –, spezielle Leistungen wie ein Jobticket wegfallen, wenn sogar kostenfreie Weiterbildungen nicht besucht werden dürfen – dann orientiere ich mich beruflich anders."

Das sieht die Krankenschwester ähnlich: Asklepios bezahle nicht nach Tarif, und der Arbeitgeberanteil an der Rentenzusatzversorgung werde vom Gehalt abgezogen. Dazu der Kliniksprecher: "Da wir – anders als die öffentlich-rechtlichen Häuser – nicht in den Genuss eines jährlichen Verlustausgleichs durch die Öffentliche Hand kommen, sind wir bei der Vergütung unserer Mitarbeiter leider gezwungen, der Leistungsfähigkeit der Klinik Rechnung zu tragen."

Sankt Augustin bringe kontinuierlich Verluste. Eine Frage zum Jahresüberschuss des gesamten Asklepios-Konzerns – in der Politik ist von 194 Millionen Euro in 2017 die Rede – beantwortete Hoffmann nicht. Er verweist erneut auf die "politisch gestützte Strukturbereinigung", die auch den Kolleginnen und Kollegen an die Nieren gehe.

An diesem Dienstag ist die Zukunft des Klinikstandorts Sankt Augustin Thema im Gesundheitsausschuss des Rhein-Sieg-Kreises. Die Verwaltung antwortet unter anderem auf eine Anfrage der SPD-Kreistagsfraktion. Denis Waldästl, Kreistagsabgeordneter und Vorsitzender der SPD Sankt Augustin, hatte kritisiert, dass der Asklepios-Konzern "den alleinig profitabelsten Weg sucht" und dabei die Interessen der Mitarbeiter und Patienten ein Stück weit aus dem Fokus verliere.

Existenz der gesamten Klinik sei bedroht

Die Kreisverwaltung berichtet auf SPD-Anfrage, dass sie vom Gesetz her nicht in die Krankenhausbedarfsplanung eingebunden ist. "Auf fachlicher Ebene finden regelmäßig Gespräche zwischen dem Gesundheitsamt, der Krankenhausleitung und der Geschäftsführung der Asklepios Klinik statt", teilt die Verwaltung mit. Dabei ging es im Mai mit der Geschäftsführung in Sankt Augustin auch um die Frage der möglichen Schließung des Kinderherzzentrums. "Gespräche mit der Konzernleitung in Hamburg hat es bisher nicht gegeben."

"Welchen Stellenwert hat der Klinikstandort Sankt Augustin für die stationäre und ambulante medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen im Rhein-Sieg-Kreis und welche Auswirkungen hat eine mögliche Schließung des Standortes?", wollte die SPD weiter wissen. Dazu sagt der Kreis: "Die ambulante medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen wird durch die Selbstverwaltung (Kassenärztliche Vereinigung und Krankenkassen) erbracht. Bereitstellung und Organisation liegen vollständig in der Verantwortung dieser beiden Partner."

Die stationäre Versorgung regele die Krankenhausplanung des Landes. "Die Bezirksregierung teilt das verhandelte Ergebnis von Bettenzahlen per Bescheid den Trägern und lediglich nachrichtlich der unteren Gesundheitsbehörde mit. Zu Auswirkungen einer möglichen Schließung kann von Seiten der Verwaltung keine verlässliche Prognose getroffen werden", heißt es in der Verwaltungsvorlage.

Asklepios argumentiert, dass durch den Wechsel der Chefärzte und von Pflegepersonal der Klinik "unverschuldet fast die Hälfte der stationären Erlöse verloren" gehen. Das bedrohe die Existenz der gesamten Klinik "mit ihren hervorragenden Fachabteilungen". Die Klinik wiederholt ihren Vorwurf, dass sie seit Jahren vom Land NRW und vom Rhein-Sieg-Kreis nur unzureichend mit dringend benötigten Fördermitteln ausgestattet werde, um den erheblichen baulichen Sanierungsstau zu beheben.

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