Jobcenter Rhein-Sieg Neuer Anlaufpunkt für Flüchtlinge

Rhein-Sieg-Kreis · Das Jobcenter Rhein-Sieg ist seit zehn Jahren am Start. Nun zogen Vertreter des Jobcenters sowie der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg und des Kreises in Sankt Augustin Bilanz. In Troisdorf wurde ein Integration Point eröffnet.

 Das Jobcenter Rhein-Sieg betreut seit zehn Jahren Empfänger von Arbeitslosengeld II im Kreis.

Das Jobcenter Rhein-Sieg betreut seit zehn Jahren Empfänger von Arbeitslosengeld II im Kreis.

Foto: picture alliance / dpa

Es war eine Herausforderung: Vor zehn Jahren ist das Jobcenter im Rhein-Sieg-Kreis gestartet. Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe sind seither zum Arbeitslosengeld II zusammengefasst, besser bekannt als Hartz IV. Damit wurden alle Menschen im Kreis, die länger als ein Jahr arbeitslos sind, erstmals zentral betreut. Anlässlich des zehnten Geburtstags zogen Vertreter des Jobcenters sowie der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg und des Kreises als Träger am Montag in Sankt Augustin Bilanz. „Es war eine spannende Geschichte, weil es keine Blaupause dazu gab“, sagte Ralf Holtkötter, Geschäftsführer des Jobcenters. „Es ging darum, die Geldleistung zu vereinfachen.“ Auch wenn das nicht zu hundert Prozent geklappt habe. Denn das Gesetz musste seither rund 70 Mal angepasst werden. Für ihn steht aber außer Frage: Die Umstellung war richtig.

240 Mitarbeiter arbeiteten anfangs daran mit, inzwischen sind es 450. Sie haben in zehn Jahren rund 56.000 Menschen vermittelt sowie 1,8 Milliarden Euro an Sozialleistungen und 200 Millionen Euro für Eingliederungsmaßnahmen ausgezahlt. Zudem wurde 2015 die Zahl der Langzeitarbeitslosen reduziert. Aktuell betreut das Jobcenter rund 37.300 Menschen in 18.600 Bedarfsgemeinschaften. „Wir haben die Zeit genutzt, um unsere Institution zu etablieren“, so Holtkötter. Das sieht Landrat Sebastian Schuster ähnlich.

„Ich kann die Empfehlung fürs Gymnasium aussprechen“, zog er die Verbindung zu einem Schüler, bei dem sich mit zehn Jahren zeige, wie es weitergehe. Am Herzen liegt Schuster aufgrund der Größe des Kreises die Struktur des Jobcenters mit den sieben Geschäftsstellen. Bewährt hat sich aus seiner Sicht auch der Ombudsmann, der bei Problemen zwischen Leistungsempfängern und Jobcenter schlichtet. Um diese Stelle hatten Kreis und Arbeitsagentur 2010 noch heftig gestritten. Lange debattierten die Träger zudem über die Anzahl der Kreistagsmitglieder in der Trägerversammlung und darüber, ob der Kreis die Langzeitarbeitslosen in Eigenregie betreuen will.

Ein paar Mängel gibt es aus Sicht des Landrats heute noch: Etwa, dass die Kommune keinen Zugriff auf die Daten habe. Oder, dass Mitarbeiter trotz gleicher Arbeit unterschiedliche Tarifverträge haben. Marita Schmickler-Herriger, Chefin der Arbeitsagentur Bonn/Rhein-Sieg, wünscht sich zudem mehr Stabilität bei den Beschäftigten. „Wir haben mit 17 Prozent einen hohen Befristungsanteil. Das ist eine extreme Belastung, deshalb hoffen wir auf mehr Planstellen.“ In einem Jahr habe es bei damals 360 Stellen 100 Wechsel gegeben, so Kreis-Sozialdezernent Hermann Allroggen.

Laut Schmickler-Herriger ist das Wichtigste eine gute Partnerschaft der Träger. Das soll sich beim Integration Point fortsetzen, der am Montag in Troisdorf eröffnet wurde. Das Ziel: Die Betreuung der Flüchtlinge im Kreis zu bündeln und sie schnell in den Arbeitsmarkt zu integrieren. 17 neue Mitarbeiter verstärken das Jobcenter dabei. Hinzu kommen Migrationsberater und Mitarbeiter von Wohlfahrtsverbänden. Schmickler-Herriger: „Arbeitsmarkttechnisch kommt der große Ansturm noch. Wir brauchen für die Integration der Flüchtlinge einen langen Atem.“

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