Behandlung in kürzester Zeit und auf Spitzenniveau Netzwerk „NeuroVask“ Bonn/Rheinland hilft beim Schlaganfall

Sankt Augustin · Um Patienten im Notfall schnell versorgen zu können, haben sich sechs Kliniken in der Region zum Netzwerk „NeuroVask“ Bonn/Rheinland zusammengeschlossen. Ziel ist, eine Behandlung in kürzester Zeit und auf Spitzenniveau zu gewährleisten.

 Eine „Stroke Unit“ ist eine spezielle Organisationseinheit eines Krankenhauses zur Erstbehandlung von Schlaganfallpatienten.

Eine „Stroke Unit“ ist eine spezielle Organisationseinheit eines Krankenhauses zur Erstbehandlung von Schlaganfallpatienten.

Foto: picture alliance / Sebastian Wil

Es kribbelt im rechten Arm, die Motorik ist gestört, der Patient hat Seh- und Sprachstörungen und den Notruf 112 gewählt. Alles deutet auf einen Schlaganfall hin. Der Notarzt stabilisiert den Patienten und bringt ihn in eine der sechs „Stroke Units“ in der Region. Das sind Krankenhäuser, die für die Akutbehandlung eines Schlaganfallpatienten zertifiziert sind. Alle sechs Kliniken sind auch Mitglied im Netzwerk NeuroVask Bonn/Rheinland, das zum Tag des Schlaganfalls am Mittwoch in der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in Sankt Augustin erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde.

Ziel des Netzwerks: Die Versorgung auf Spitzenniveau und in kürzester Zeit für alle Schlaganfallpatienten oder Patienten anderer neurovaskulärer Erkrankungen wie zum Beispiel die seltener vorkommenden Aneurysmen, Fisteln oder ein Kurzschluss zwischen Vene und Arterie. „Die Abläufe sollen standardisiert werden, damit der Patient schnell und hoch spezialisiert behandelt wird“, erläutert Gabor Petzold, Leiter vaskuläre Neurologie der Uniklinik Bonn den Hintergrund der Vernetzung.

Initiator des Netzwerks war Hartmut Vatter, Direktor der Klinik für Neurochirurgie an der Universitätsklinik Bonn. „Hartmut Vatter hat uns getreten, dieses Netzwerk zu gründen“, sagt der Chefarzt der LVR-Klinik Bonn Rolf Biniek. Vatter verspricht sich von diesem Netzwerk, das sich aktuell noch in der Gründungsphase befindet, dass alle Patienten von neuen Behandlungsmethoden zum Beispiel in der Neuroradiologie oder der Neurochirurgie profitieren.

Neue Behandlungsmethoden für alle Schlaganfallpatienten

Jüngstes Beispiel einer spektakulären Behandlungsmethode bei Gerinnseln in großen Blutgefäßen, ist der sogenannte Stent Retriever. Eine Methode, die 2009 per Zufall entdeckt wurde, denn der Katheter mit dem kleinen Drahtgewebe, das das Gerinnsel aus dem Blutgefäß herauszieht, werde eigentlich dazu verwendet, um Gefäße offen zu halten, erläutert der Chefarzt der Radiologie und Ärztliche Direktor im Gemeinschaftskrankenhaus Bonn, Jochen Textor. „Wie sicher und effektiv diese Behandlungsmethode ist, wurde erst 2015 belegt“, ergänzt er.

Ob der Patient mit dieser neuen Methode oder medikamentös behandelt wird, kann schnell und mit einer Zweitmeinung durch die Teleradiologie abgeklärt werden. Die Bilder aus der Computertomografie liegen dann dem Arzt in Asbach ebenso vor wie dem Spezialisten der Uniklinik in Bonn. Das ist die Grundvoraussetzung, genauso wie die entsprechende Logistik im Rettungsdienst, um schnelle und effiziente Hilfe leisten zu können. Das Netzwerk reicht von der Nordeifel über Euskirchen, Bonn und den gesamten Rhein-Sieg-Kreis bis nach Asbach. Rund fünf Millionen Menschen leben in diesem Bereich und die Netzwerk-Mitglieder rechnen damit, dass sie rund 3500 bis 4000 Schlaganfallpatienten im Jahr gemeinsam versorgen werden.

„Es handelt sich um eine riesige Fläche, dennoch soll es weniger dem Zufall überlassen sein, wie ein Patient versorgt wird, egal ob er aus dem Westerwald oder der tiefsten Eifel kommt“, sagte Biniek. Um das sicherzustellen, lernten die Notärzte der Region am Donnerstag in der anschließenden Schulung die Möglichkeiten der Schlaganfallbehandlung kennen. Praxisnah spielte Jürgen Weber unterschiedliche Schlaganfalltypen. Weber ist Dozent für Notfallmedizin, Lehr-Rettungsassistent und kann auch eine Ausbildung zum Schauspieler vorweisen.

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