Festakt der CDU Sankt Augustin Nachrichtensprecher Jo Brauner war Gastredner

SANKT AUGUSTIN · Es war der Tag der Deutschen Einheit, und im Sankt Augustiner Ratssaal hatten sich rund 250 Gäste eingefunden. Die CDU hatte zum jährlichen Festakt geladen und bat erstmalig einen Überraschungsgast auf. Jo Brauner, 30 Jahre lang die Stimme der Tagesschau, kam aus Hamburg, um seine Erinnerungen an die Tage des Mauerfalls zu schildern.

 Prominenter Besuch in Sankt Augustin: Jo Brauner ist auf dem Weg zum Rednerpult. Dort spricht er über seine Erinnerungen an den November 1989.

Prominenter Besuch in Sankt Augustin: Jo Brauner ist auf dem Weg zum Rednerpult. Dort spricht er über seine Erinnerungen an den November 1989.

Foto: Holger Arndt

"Die Grenze hat ihren Schrecken verloren" - mit diesen Worten leitete Brauner die Tagessschau am 10. November 1989 ein. In der Nacht zuvor war die Grenze zwischen Ost- und Westdeutschland geöffnet worden, Tausende hatten in der Nacht auf der Berliner Mauer getanzt. Die Gäste des Festaktes bekamen nun zunächst auf einer großen Leinwand die Tagesschau zu sehen.

Es liefen die Bilder der Nacht von der Berliner Mauer, von den Menschenmassen am Tag danach am Berliner Kurfürstendamm, und sie weckten bei den Zuschauern zahlreiche Erinnerungen. Nach zehn Minuten Tagesschau trat Axel Grzeszkowiak, Vorsitzender der CDU Sankt Augustin, ans Rednerpult um das Geheimnis des Überraschungsgastes zu lösen: "Gerade noch in der Tagesschau und heute schon hier bei uns im Ratssaal." Mit diesen Worten begrüßte er Jo Brauner, der in seiner rund 30-minütigen Rede an den Bau der Mauer, die Jahre bis zum Mauerfall mit den vielen getöteten Flüchtlingen und eben von jenen Tagen rund um den 9. November 1989 berichtete.

"Als ich am 9. November in der Tagesschau abends vorlas, dass die Grenzen offen sind, war mir nicht bewusst, dass dies ein weltgeschichtlicher Moment war", sagte Brauner. Erst wenige Stunden später setzte das Verständnis ein. "Dann habe ich mir die ganze Nacht über die Bilder aus Berlin angesehen." Seine Emotionen damals, als das "inhumane Monstrum", wie er die Mauer beschreibt, in der Nacht gefallen ist, könne er heute noch kaum beschreiben.

Die Tage rund um den Mauerfall erlebte er als schöne und aufregende Zeit. Immer wieder änderte sich die Nachrichtenlage. An die schönste und zugleich schwerste Meldung während seiner Sendungen in diesen Tagen hat er bis heute noch eine genaue Erinnerung.

Es waren Bilder von einem Grenzübergang, zahlreiche Familien fuhren mit ihren Autos in den Westen und ein Reporter hielt einem Ehepaar das Mikro ins Auto. Sie wollten nach Lübeck, da wären sie noch nie gewesen. "Die Frau hatte Tränen in den Augen und sagte, dass sie ja nicht reisen durften", erinnerte sich Brauner. Da habe er seine Kollegen gebeten, den Ton abzustellen. "Da war ich wirklich den Tränen nahe."

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