Neues Gebäude Mehr Platz für die Sankt Augustiner Familienberatung

Sankt Augustin · Die Mitarbeiter der Sankt Augustiner Familien- und Erziehungsberatungsstelle leiden seit Jahren unter Platzmangel. Die Sankt Augustiner Einrichtung soll im kommenden Jahr von der Wehrfeldstraße in ein neues Gebäude umziehen.

Der Platz ist knapp in der Familien- und Erziehungsberatungsstelle der Stadt Sankt Augustin an der Wehrfeldstraße. Um zu demonstrieren, wie knapp, muss Leiter Wolfgang Mersch nur die Tür zu einem Bad im ersten Stock öffnen: An der Wand hängen Schränke voll mit Dokumenten. „Wir stoßen an unsere Grenzen“, sagt Mersch. „Wir haben das an diesem Standort hier über Jahre kompensiert, aber das können wir auf Dauer nicht länger machen.“ Nun ist ein Ende der Enge in Sicht: Die Beratungsstelle soll im kommenden Jahr in ein neues Domizil umziehen – nach längerer Suche nach einer geeigneten Alternative. Die Kommunalpolitiker haben beschlossen, die Fachstelle künftig in einem Neubau am Kreisel Eibenweg/Niederpleiser Kreisel unterzubringen.

Der soll wesentlich mehr Raum bieten als bisher. Derzeit arbeiten die sieben Psychologen, Sonderpädagogen und Heilpädagogen sowie die zwei Teamassistentinnen auf rund 290 Quadratmetern Fläche. Zum Vergleich: Der Bedarf liegt laut Stadt bei 410 Quadratmetern. Und perspektivisch rechnet die Beratungsstelle aufgrund der Fallzahlen noch mit einer weiteren Fachkraft.

Manche Beratungsräume sind gerade einmal elf Quadratmeter groß – laut Mersch deutlich zu klein, gerade wenn hochstrittige Eltern aufeinander träfen. Um überhaupt ausreichend Räume zu haben, hat die Beratungsstelle bereits 2009 den Spieltherapieraum stark verkleinert. „Früher hatten wir dort noch einen Kicker und einen Boxsack, um die älteren Kinder anzusprechen“, sagt der Leiter. Bislang fehlt dem Team auch ein Raum, in dem größere Gruppen etwa für Schulungen untergebracht werden könnten. Der Gruppentherapieraum bietet lediglich Platz für zehn Personen. „Wir weichen deshalb schon mal in andere Gebäude aus, wie zum Beispiel Kitas, wenn wir Elterncoachings machen“, sagt Mersch. Manchmal brauche es jedoch einen neutralen Raum.

Das zeigt sich bei den Themen, mit denen die Berater sich jeden Tag auseinandersetzen: Erziehungsfragen, Verhaltensauffälligkeiten, Misshandlung und auch Kindeswohlgefährdung gehören zum Spektrum. „Unsere Aufgabe ist es, bei individuellen und familienbezogenen Themen zu unterstützen und an den zugrundeliegenden Themen zu arbeiten“, sagt Mersch. „Es macht eine Menge Spaß, aber es sind auch sehr viele schwere Fragen, die hier so kommen. Nichtsdestotrotz wird auch viel gelacht.“ Dabei ist das Angebot freiwillig, kostenlos und unterliegt der Verschwiegenheit. Darüber hinaus ist die Beratungsstelle durch Fachvorträge, Elternabende, Sprechstunden in Schulen und Kitas sowie Gruppenangebote präventiv tätig. Für pädagogische Fachkräfte bietet sie Coachings und Fortbildungen an.

2017 betreuten die Mitarbeiter 634 Kinder, darunter waren 482 Neuanmeldungen. 2016 waren es 603 Fälle. Laut Mersch zeigt sich: Die Fallzahlen bleiben auf diesem hohen Niveau relativ stabil, aber die Themen werden komplexer. „Die Familien kommen meist mit mehr als einem Problem.“ Deshalb gebe es immer seltener Fälle, die nach wenigen Beratungen erledigt seien.

Großer Sanierungsstau am Gebäude

Dass das Gebäude dafür nicht mehr den Anforderungen entspricht, stellt auch die Stadtverwaltung fest: „Die Möglichkeiten, den Anforderungen einer modernen Beratungsstelle gerecht zu werden, sind schon seit Jahren ausgereizt.“ Umliegende Beratungsstellen etwa in Hennef, Bornheim oder Rheinbach seien um ein vielfaches besser ausgestattet. Das Gebäude – eine ehemalige Autowerkstatt – ist zudem in die Jahre gekommen. Die Liste der zwingend erforderlichen Sanierungen ist lang. Sie reicht von den Fenstern, die nicht mehr den Anforderungen an den Schallschutz und die Wärmedämmung genügen, über die altersschwache Heizungsanlage, die laut Verwaltung jederzeit ausfallen kann, bis hin zur fehlenden Dämmung des Dachs und der Außenwände.

1973 zog die Erziehungsberatungsstelle in das Gebäude an der Wehrfeldstraße. Im kommenden Jahr könnte nun der Auszug an den Niederpleiser Kreisel folgen. Die Stadt befindet sich laut Stadtsprecherin Eva Stocksiefen momentan in konkreten Vertragsverhandlungen mit dem Investor zur Ausgestaltung des Mietvertrags. Er soll zunächst für zehn Jahre abgeschlossen werden. Kostenpunkt: 39 200 Euro jährlich. Langfristig könnte auch wieder eine Lösung in städtischen Räumen in den Blick rücken. Das fordert etwa die SPD, die den Umzug aber unterstützt. Derzeit liegen die jährlichen Kosten für das kleinere Gebäude bei 18 000 Euro. Die neuen Räume am Niederpleiser Kreisel müssen aber erst noch gebaut werden. „Er soll laut Investor 2019 bezugsfertig sein. Einen konkreten Zeitpunkt gibt es aber noch nicht“, sagt Stocksiefen. Was danach mit Haus an der Wehrfeldstraße passiert, ist noch offen. Wolfgang Mersch betrachtet den kommenden Auszug auch mit einem weinenden Auge. „Es schmerzt uns auch, hier rauszugehen“, sagt er. „Aber wir freuen uns auf das neue Gebäude.“

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