Kabarettabend im Haus Menden Matthias Ningel zu Gast in Sankt Augustin

Sankt Augustin · Matthias Ningel gastiert mit seinem aktuellen Programm im Sankt Augustiner Haus Menden. Mit eigenen Liedern am Klavier karikiert er genussvoll die Übergangsphase zwischen Jugend und Erwachsensein.

 Musikkabarettist und Liedermacher: Der 30-jährige Matthias Ningel ist ein vielseitiger Künstler.

Musikkabarettist und Liedermacher: Der 30-jährige Matthias Ningel ist ein vielseitiger Künstler.

Foto: Jana Kay

Übermut, Größenwahn und „Yes we can“ sind nicht sein Ding. Wenn Matthias Ningel sich zögerlich auf die Bühne schleicht, dann wird das Pferd von hinten aufgezäumt. Als bekennendes „Omega-Tier“ beleuchtet der sympathische Senkrechtstarter der Kleinkunst-Szene seine Stärken aus der letzten Reihe. Mit eigenen Klavier-Liedern karikiert er genussvoll die Übergangsphase zwischen Jugend und Erwachsensein. Was dem gerade mal 30-jährigen gefeierten Kabarettisten noch so alles dämmert, wenn es um Berufswahl, Erwachsenwerden und ums pure Überleben geht, verriet Ningel vor seinem Mendener Auftritt am Donnerstag, 16. November, im Gespräch mit .

Was würden Sie als Ihren Beruf bezeichnen?

Matthias Ningel: Eigentlich verstehe ich mich als Liedermacher. Mit dieser Bezeichnung kann der Zuhörer einen hohen musikalischen Anteil in den Programmen erwarten. Aber auch Musikkabarettist oder Kleinkünstler ist für mich in Ordnung.

Wer sind die Vorbilder?

Ningel: Heute kann ich das gar nicht so sagen, aber früher war es sicherlich Rainald Grebe. Den finde ich extrem gut, natürlich auch Altmeister Georg Kreisler, Bodo Wartke und Lars Reichow.

Wann und wie haben Sie entdeckt, dass Sie mit Ihrer Musik Menschen unterhalten können?

Ningel: Als Hobby habe ich es schon lange betrieben und an meiner Schule Sketche gerne aufgeführt und dort auch tatsächlich eine Kabarett-AG gehabt. Dann habe ich Schulmusik studiert und vor meinen Kommilitonen eigene Lieder aufgeführt. Das war eine Art Schlüsselerlebnis. Danach wusste ich, dass das mein Weg ist.

Hatten Sie nicht schon eine Anstellung als Musikpädagoge mit Hochschul-Lehrauftrag?

Ningel: Stimmt. An der Mainzer Musikhochschule unterrichtete ich die Fächer Musiktheorie und Gehörbildung. Mit den Studenten habe ich über Kompositionstheorien gesprochen und auch an der Verbesserung der Hörfähigkeit gearbeitet. Den Schritt ins Kabarett habe ich mir natürlich reiflich überlegt. Aber mein Anspruch ist es, in allem, was ich tue, möglichst authentisch zu sein.

Was haben Ihre Eltern denn gesagt, als Sie ihnen Ihre eigenwillige berufliche Wende offerierten?

Ningel: Das war kein Problem für meine Eltern. Sie haben mich grundsätzlich immer positiv begleitet. Aber eine Frage, die Künstlern immer wieder gestellt wird, inspirierte mich zu meinem nächsten Programm mit dem Titel: „Kann man davon leben?“

Ihr aktuelles Programm heißt ja „Jugenddämmerung“. Wie kam dieser Titel zustande?

Ningel: Der Titel gefiel mir, weil zum einen ein 'Dämmern' im Sinne von 'schwinden' drinsteckt. Es dämmert in den Übergang zum Erwachsensein. Aber auch, weil ein Stück „Erkenntnis“ in dem Wort „Dämmerung“ steckt. Von beiden Seiten betrachtet ist es ein spannender Zustand.

Wann beginnt denn das Erwachsensein?

Ningel: Das ist schwer zu sagen. Auf jeden Fall nicht mit 18. Die Gehirnforschung würde den Zustand wahrscheinlich so um das 27. Lebensjahr ansetzen. Mein persönliches Gefühl bestätigt das auch.

Dann sind Sie mit gerade mal 30 noch ganz nahe dran. Haben Sie das Erwachsensein groß gefeiert?

Ningel: Letzten Monat bin ich 30 geworden. Das habe ich natürlich mit Familie und Freunden gefeiert. Es war schon feierlich, aber die Zahl hat mich nicht groß gestört.

Sie sprechen in Ihrem Programm über Digitalisierung, Beziehungsprobleme und Abnabelungsprozesse. Was ist denn das typische Thema der Jugend?

Ningel: Es ist das Zögern und Zaudern, das ich ständig erlebe. Das Unentschlossensein, dass sich selber im Wege Stehen und der fehlende Mumm, das anzugehen, von dem man selber überzeugt ist.

Sie wurden letztes Jahr deutscher Meister in der Kabarett-Bundesliga. Der Titel lässt eine Mischung aus Kunst und Handwerk ahnen. Ist das in diesem Metier auch so?

Ningel: Es gehört sicher von beidem etwas dazu. Das kenne ich auch so von der Hochschule. Gewisse Dinge sollte man als Basis gelernt haben. Auch Improvisation kann man prinzipiell lernen, weil bestimmte Muster wiederkehren. Aber für den entscheidenden Gedankenblitz kenne ich noch kein Rezept.

Sie spielen Balladen, Raps und Jazz mit anspruchsvollen Sätzen. Gibt es die Stücke auch auf Notenpapier, oder existiert alles nur im Kopf?

Ningel: Manchmal schreibe ich mir die Noten auf, aber nur für mich selber. Die Frage nach den Druckversionen habe ich häufiger gehört und werde sie wohl mal angehen, wenn ich Zeit habe.

Wo sehen Sie Ihre musikalische Mitte?

Ningel: Ich habe keine spezielle Heimat. Ich mag das Kunstlied genauso wie den Punk, den Rock und den Jazz. Das hat alles seinen Reiz.

Seit 2014 haben Sie satte zehn Preise und Auszeichnungen abgeräumt. Welcher davon ist Ihnen der Wichtigste?

Ningel: Alle Preise sind für mich etwas Besonderes, aber als ich den Troubador bekam, habe ich mich besonders gefreut, weil er im Bereich Lied und Musik einer der ganz großen Preise ist.

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